17| Blau-Pink und Pink-Blau

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Am nächsten Morgen schlafe ich bis um 11. Das Frühstück mussten Vanessa und ich ausfallen lassen, wir kamen einfach nicht aus dem Bett. Als ich gegen halb 12 zum ersten Mal mein Handy checkte, sah ich, dass Vanessa auch noch nicht online war.

Ich ging erstmal Duschen, danach föhnte ich die Haare in Form und zog mir den Bikini an. Darüber ein langes T-shirt und die kurze Hose. Zum Glück hatte ich eine Schere mit, sodass ich noch eine Jeans abschneiden konnte.

Danach schrieb ich kurz mit Pat, der aber auch nicht wirklich auf der Höhe war. Verständlich, denn schließlich ist er vor 4 Stunden erst nach Hause gekommen.

Also schnappte ich mir den Rucksack, welchen ich endlich von der Reise ausgeräumt hatte und warf mein Geld, meine Kopfhörer und die Schlüsselkarte hinein und verließ das Zimmer.

Schnell lief ich durch das Hotel, sah möglichst wenige Leute an und versuchte weitestgehend nicht aufzufallen. Was wirklich schwierig ist, wenn die Haare wie das Blaulicht der Polizei funktionieren.

Auf der Straße suchte ich mit meinen Augen einen der kleinen Läden, welche Crepes mit Nutella verkaufen. Und tatsächlich, nur ein paar Schritte weiter befand sich einer davon. Den steuerte ich zuerst an und kaufte mir mein Frühstück. Auf einer Bank aß ich die Leckerei und nahm mir fest vor, Vanessa eins mitzubringen.

Gestärkt warf ich die Serviette weg und kramte nach meinen Kopfhörern. Mit lauter Musik auf den Ohren schlenderte ich durch die Straßen, auf der Suche nach etwas außergewöhnlichen.

Nach einer Stunde wurde ich fündig. In einen der Shops gab es süße kleine Armbänder, welche meine ersetzen könnten. Jedes Jahr kaufe ich mir in Italien meine Kollektion an Armbändern, welche ich das nächste Jahr dann tragen würde. Sonst hatte ich immer welche mit kleinen Glöckchen, doch dieses Jahr setzte ich auf Leder.

Ich erwarb zwei Lederbänder, welche gut zu den T-shirts passen würden, ein Glöckchen Band war wieder mit dabei. Des weitern fand ich in dem Laden einen Ständer mit Kunsthaarsträhnen. Lustigerweise gab es genau das Pink, welches Vanessa als Haarfarbe trug und auch eine Blaue, welche meiner Haarfarbe nicht unähnlich war. Und so kaufte ich eine Blaue und eine Pinke. Als Gag.

Ich sah auf mein Handy, um nach der Zeit zu sehen. Vanessa hatte geschrieben. Mein Kopf explodiert gleich. Und ich hab Hunger! Die nächste Nachricht wurde fünf Minuten später gesendet: Ob es noch Frühstück gibt? Wohl eher kaum. Wo bist du eigentlich?

Ich lächelte und schrieb ihr, dass ich Frühstück organisieren würde und in zwanzig Minuten da sein würde. Sie sendete ein Daumen hoch und ging dann offline.

Ich packte meine Einkäufe in den Rucksack und lief zurück zum Hotel. Nach einem kleinen Zwischenstopp am Crepe-Stand, wo ich sicherheitshalber zwei kaufte, betrat ich das Hotel. Schnell schrieb ich Vanessa, dass ich im Hotel bin und gleich da sein werde und stieg dann die Treppe hinauf.

Ich klopfte, und sofort wurde Vanessas Tür geöffnet. Sie sah das kleine Päckchen in meiner Hand und griff danach. „Endlich Frühstück!“ seufzte sie und ließ mich ein.

„Dir auch einen guten Morgen“ antwortete ich ihr und nahm meinen Rucksack ab. Vanessa hatte sich bereits am Tisch niedergelassen und begann das Paket auszupacken. „Boa, geil! Und sogar mit Nutella!“ Beruhigt sah ich ihr beim Essen zu, es wär schon blöd gewesen, wenn sie keine Crepes gegessen hätte.

„Wo warst du überhaupt?“ fragte sie mich nach einer Weile. Ich hatte mich in der Zwischenzeit von meinen Kopfhörern befreit und alles ordnungsgemäß ungeordnet in den Rucksack verstaut.

„In der Fußgängerzone. Früh-shopping“ antworte ich ihr und suchte nach meiner Karte im Rucksack. Nicht, dass sie wieder ganz unten war und ich dann ewig suchen würde.

„Aha. Und was hast du erworben?“ Ich zeigte ihr die Armbänder. Sie begann derweil mit der zweiten Waffel.

„Ich hab dir noch was mitgebracht. Hab ich gesehen und musste an dich denken“ mit diesen Worten zog ich die Haarsträhne aus dem Rucksack und überreichte sie ihr.

Vanessa musste lachen und griff nach der blauen. „Die mach ich mir rein. Das sieht dann bestimmt total cool aus. Und du machst die pinke an der gleichen Stelle auch in die Haare!“ sagte sie und sprang auf.

Sie öffnete die Verpackung und lief und Bad, um den perfekten Sitz der Strähne herauszufinden. Vor dem Spiegel hielt sie sich die Kunststrähne an den Kopf. „So ist perfekt. Charly, du musst mir helfen“ sagt sie und läuft, die Strähne an den Kopf haltend, zurück zu ihrem Bett. Ich folge ihr.

Vanessa gibt mir Anweisungen, wo ich Haarbürste und Kamm finde, sie setzt sich derweil auf das Bett. Ich stelle mich neben sie, mit dem Kamm bewaffnet, und beginne, die Haare zu zerteilen und in eine Ordung zu bringen. Als ich soweit fertig war, zog ich meinen Haargummi aus den Haaren und band die überflüssigen Strähnen zusammen.

Nach einer viertel Stunde saß die Strähne und Vanessa stand im Bad, um das Werk zu begutachten. Sie war begeistert.

„Wir brauchen dandann noch eine Schere, um die Strähne auf Länge zu bringen“ meint Vanessa. Ich sage ihr, dass ich eine in meinem Zimmer habe.

„Gut, die holen wir dann. Jetzt bist erstmal dran“ mit diesen Worten drückt sie mich auf das Bett und macht sich an meinen Haaren zu schaffen. Vanessa war schneller im Umgang mit der Strähne. Zusammen standen wir vor dem Spiegel und bewunderen unsere Frisuren.

Vanessa zieht sich noch schnell um, danach gingen wir zu mir, um die Haare zurecht zu schneiden. Das erwies sich komplizierter als die bunten Haare in die eigenen zu stecken.

„Ich hab Hunger. Wollen wir runter gehen, das Restaurant unsicher machen?“ fragt Vanessa, welche mit der blauen Haarsträhne spielt. Ich stimme zu und wir verlassen mein Zimmer. Wir nahmen uns noch Handtücher mit, denn danach würde es in dem Pool gehen, die Haare richtig versauen.

Zusammen liefen wir gerade die Treppe hinunter, als mein Handy klingelte. Es war Mark. Ich wollte gerade auflegen, als Vanessa nach meinem Handy griff und ranging. Wütend sah ich sie an. Was fällt ihr ein?

„Ja?“ fragt sie und sieht mich schadenfroh an. Meine Wut war ungeheuerlich. Eine Weile hörte Vanessa nur zu, doch dann sagte sie: „Da bist du bei mir am der falschen Adresse, Süßer. Charly will nichts mehr von dir, und du weißt wahrscheinlich auch ganz genau warum. Lass sie und uns einfach in Ruhe. Verstanden?“ Jetzt war ich sprachlos. Alles, so wirklich alles, hatte ich erwartet, aber das garantiert nicht.

Wieder hörte sie eine Weile zu, dann aber seufzte sie und legte auf. „Weichei. Heult gerade. Ich kann schon verstehen, dass du den in den Wind geschossen hast“. Mit diesen Worten gab sie mir das Handy zurück, hakte sich bei mir ein und zieht mich zum Treppenhaus. Wir ziehen viele neugierige, aber noch mehr abweisede Blick auf uns. Doch das war egal. Wir hatten unseren Spass, und das zählte.

Neues Kapitel. So ein wenig lala, aber muss auch mal sein.

Was sagt ihr zu Vanessas Aktion am Telefon?

RebellWo Geschichten leben. Entdecke jetzt