Ich nehme mein Handy und sehe auf das leuchtende Display. Unbekannt steht als Absender und ein Satz. Stehe mit deiner Freundin vor dem Hotel. Ich springe auf und lege die Gitarre zur Seite. In Lichtgeschwindigkeit schlüpfe ich in meine Flipflops und schnappe mir das Handy sowie die Schlüsselkarte und verlasse das Zimmer. Im Sprint laufe durch den Korridor, Richtung Treppe. In solchen Fällen ist die Technik einfach nicht so schnell wie der Mensch. Drei Stufen auf einmal nehmend sprang ich hinunter und verlasse das Treppenhaus im Erdgeschoss.
Mit Vollspeed renne ich durch das Foyer. Einer der Rezeptionisten stellt sich mir in den Weg und hebt zu einer Moralpredigt an, doch ich unterbreche ihn mit einem gepressten „Sorry". Verdattert sieht er mich an sich vorbeiflitzen. Mit Schwung stoße ich die Tür auf und stehe draußen auf der Fußgängerzone.
Obwohl es halb drei morgens war, liefen immer noch dutzende Leute über die Straßen. Vanessa sah ich gleich. Sie saß auf einer Bank neben diesem Mädchen, welches mir die Nachricht geschrieben haben. Ihre pinken Haare stachen deutlich aus der Masse heraus. Zielstrebig laufe ich auf die beiden zu. „Charly!" gröhlt Vanessa und winkt mir überdreht zu. Sie war eindeutig ziemlich betrunken. „Vanessa. Hattest du einen schönen Abend?" frage ich sie und setze mich neben sie. Vanessa schüttelt den Kopf und sagt: „Ich hab Kopfweh" nuschelt sie und legt ihren Kopf auf meine Schulter. Das Mädchen, welches uns geholfen hat, steht auf und meint: „Meine Aufgabe ist, glaub ich, soweit erfüllt. Ich geh dann auch mal". Ich nicke und bedanke mich überschwänglich bei ihr. Doch sie macht nur eine wegwerfende Handbewegung und entsperrt ihr Handy. Eine Nachricht tippend geht sie.
Ich schaue zu Vanessa, welche neben mir sitzt und stöhnt. „Das kommt davon, wenn man sich das erste Mal gleich so betrinkt" tadel ich sie. Vanessa verdreht nur die Augen.
„Das ich noch nie getrunken hätte war eine Lüge. Das klingt nur so cool" sagt sie. Ich lache vor mich hin. „Lach nicht. Das ich so wenig vertrage liegt an den Medikamenten, welche ich nehmen muss. Die reagieren nicht so toll mit Alkohol". Stöhnend greift sie sich an den Kopf.
Auch wenn ich eigentlich mit ihr schimpfen sollte, weil sie Alkohol zu ihren Tabletten getrunken hat, kann ich es nicht. Vanessa will leben. Und dazu gehört meiner Meinung auch das sich betrinken. Sie wird schon selbst wissen, saß gut für sie ist.
„Dann lass uns mal reingehen" meine ich und stehe auf. Vanessa stimmt mir grummelnd zu und greift nach meinem Arm. Ich stütze sie, so gut ich kann und führe sie in das Hotel. Der Mann, den ich vorhin einfach stehen gelassen habe, tritt uns in den Weg und holt tief Luft. Diesmal kann ich nicht einfach an ihm vorbei rennen.
„Miss! Was fällt ihnen ein, einfach wie ein Kind durch das Foyer zu rennen? Wir sind hier in einem Hotel und nicht auf dem Spielplatz. Und um diese Uhrzeit. Die meisten schlafen. Wie normale Menschen" Er wirft einen angewiderten Blick auf Vanessa und fährt auf Englisch fort: „Ihre Freundin ist betrunken, nehme ich an? Dann passen sie bloß auf, dass sie keinen Ärger macht. Wir können sonst nicht garantieren, dass.... IHGITT!!"
Vanessa hatte die Strafpredit gekonnt unterbrochen, indem sie dem Rezeptionisten genau vor die Füße kotzt. Dieser springt einen Meter nach hinten uns sieht uns wütend an. Ich beiße mir verzweifelt auf die Lippe, hoch konzentriert, nicht lauthals loszulachen. Doch Vanessa taucht wieder auf, wischt sich über den Mund und sagt dann: „Oh, sorry. Aber schon viel besser".
Danach war es bei mir vorbei. Ich konnte mich nicht mehr beherrschen und lachte lauthals los. Auch Vanessa stimmte mit ein. Nur der Mann fand das alles gar nicht komisch. Er platzte fast vor Wut. Leise zischte er: „Das können sie aber wegräumen". Vanessa warf gekonnt die Haare zurück und hackt sich bei mir unter.
„Mister, ich glaube nicht, dass sie wollen, das wir schlechtes über das Hotel ins Internet stellen" schelmisch wirft sie mir einen Blick zu und ich ergänze: „Und ich glaube auch, dass ihr Chef nicht besonders erfreut ist, wenn er eine Klage von Herr Becker, meinem Vater, auf seinem Schreibtisch liegen hat".
Eigentlich ist das ja ziemlich gemein. Das wir die Bitch-Karte spielten und ihn bei unseren Daddys verpetzen wollten. Aber er hatte es nicht anders gewollt!
„Mr. Becker? Oh, verzeihen Sie vielmals, Miss! Hätte ich gewusst, dass sie die Tochter von den Beckers sind..." der Mann verhaspelte sich und wurde rot im Gesicht. Großmütig winkte ich ab und fügte hinzu: „Schon in Ordnung. Es ist ja nichts weiter passiert". Der Mann nickte schnell.
Ich drehte mich um und zog Vanessa zu den Aufzügen. Wie bereits erahnt folgte der Typ uns und fragte nocheinmal: „Kann ich ihnen noch einen Gefallen tun? Haben sie noch einen Wunsch?" Ich lächelte in mich hinein. Der würde mich nicht mehr dumm anquatschen. Ich schüttelte den Kopf und drückte die Taste für den Fahrstuhl.
Die Tür öffnete sich sofort und Vanessa und ich betraten das Gerät. Sofort machte sich meine gewohnte Unruhe im Fahrstuhl bemerkbar und mir wurde flau. Ich drückte die Taste für den dritten Stock. Die Türen schlossen sich und Vanessa begann lauthals zu lachen, um kurz danach sich an den Kopf zu fassen.
„Dem hast du es aber gezeigt. Die Daddy Nummer funktioniert doch echt immer" Ich schmunzelte und lehnte mich an die Wand des Aufzugs. Der Tag war echt zu lang. Wenn man bedenkt, dass ich Vanessa heute morgen erst kennengelernt habe. Beziehungsweise gestern. Die Uhr im Lift zeigt 02:17 Uhr an.
Wir erreichten das gewünschte Stockwerk und stiegen aus. Vanessa schwankte zwar noch bedenklich, aber wir kamen schlussendlich doch an ihrer Tür an. Umständlich suchte Vanessa nach dem Schlüssel. Ich checkte derweil meine Nachrichten auf WhatsApp. Drei neue.
Eine von einer Mitschülerin, Freundin ist vielleicht etwas zu viel des guten. Sie wollte wissen, wie es so ist. Ich ignoriere sie. Versteht mich nicht falsch, Marie ist an sich ganz nett, aber sie brauch mich nur, um ihre Noten aufzubessern. Und auf solche Leute konnte ich verzichten.
Die zweite war von Pat, welcher mir schrieb, dass er sich morgen mit ins treffen wollte. Ich schickte ihm ein OK, ich schreib dir noch mal später zurück.
Die letzte Nachricht kam von Mark. Und mir fiel fast das Handy aus der Hand.
Vanessa hatte derweil die Tür geöffnet und sah mich nun erwartungsvoll an. Geistesabwesend betrat ich das Zimmer, immer noch mein Handy anstarrend. Vanessa bemerkte meinen Blick und sah auf das Display.
„‚Hallo Mia! Es tut mir leid, dass ich dir das nicht persönlich sage, aber ich will das jetzt endlich klären. Ich habe dich damals nicht betrogen, Sophie hat Schrott erzählt. Ich hatte nie etwas mit ihr, und ich will auch nichts von ihr! Versteh mich doch, ich liebe nur dich! Ich hoffe, du glaubst mir und gibst uns noch eine zweite Chance. Mark <3" las sie laut vor. Ich tippte auf die Einstellungen des Chats und blockierte die Nummer. Bereuend dachte ich daran, dass er ja trotzdem sah, dass ich die Nachricht gelesen hatte.
Mit großen Augen sah sie mich an. „Wenn mein Schädel nicht gleich explodieren würde, würde ich dich ja fragen, was das mit diesem Mark auf sich hat. Aber mir zerspringt fast der Kopf und deshalb müssen wir das auf morgen verschieben". Ich nicke. Auch ich könnte eigentlich auf der Stelle einschlafen.
„Ich geh dann mal. Schreib mir, wenn du wach bist" sage ich zu Vanessa, welche schon ins Bad verschwunden war. Sie brüllte ein „Geht klar!" durch das Zimmer und drehte die Dusche auf.
Mit tausend Gedanke verließ ich das Zimmer. Die Nachricht von Mark wühlte mich mehr auf, als ich wollte. Was war nur los mit mir? Hatte ich doch noch nicht abgeschlossen? Oder liebte ich, Charly, diesen Typen etwa noch?!
Nachdem ich die Geschichte zurückgezogen hatte und eine Weile auch vergessen habe, bin ich und Charly nun wieder da, und das mit neuem Kapitel! Hurra, hurra, hurra!
Wie ihr sicher schon gesehen habt, gibt es jetzt ein fantastisches Cover, gestaltet von @moongiiiiirl, nocheinmal danke dafür.
Votes, Kommentare, Meinungen, Fragen und Essenswünsche (ich hab gerade übelst Hunger. Auf Popcorn. Oder warmen Nutellatoast. Woa, hab ich HUNGER!) können gerne bei mir abgegeben werden. Ich beiß nur Pommes.
P.
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Rebell
Roman pour AdolescentsMia Charlotte Becker: blaue Haare, schwarze Klamotten und laute Musik. Ihre Eltern haben mit ihrer Tochter abgeschlossen, sie konzentrieren sich mehr auf die anderen Kinder. Der diesjährige Urlaub soll Mias Leben ändern. Sie will ihren Platz im Leb...