DODICI (x)

43 3 0
                                    


Der Truck war klepprig und der Wind peitschte mir unablässig meine Haare ins Gesicht. Wir fuhren etwa eine Viertelstunde bis wir an einer Klippe angekommen waren. Misstrauisch sah ich über die Ladefläche hinaus und sah den Abgrund. ,,Was wollen wir hier?" Cordelia zuckte ahnungslos ihre Schultern. ,,Ich denke mal wir gehen baden" ,,Hier hat es doch keinen Strand!",rief ich entsetzt. ,,Dann springen wir eben von der Klippe. Das wird lustig" ,,Bestimmt schubst mich einer von den Typen wieder runter",grummelte ich. Die Türen gingen bei der Fahrerkabine auf und die Mafiasympatisanten stiegen aus. Der Fahrer mit der Raucherstimme reichte Cordelia charmant die Hand und sie stieg elegant hinab. Der zweite wollte das wohl auch doch ich lehnte unwirsch die Hand ab und landete fast mit dem Kopf auf dem Boden. Doch der Beifahrer reagierte genug schnell und fing mich lachend auf. "Cordelia was hast du denn da für einen Wildfang mitgenommen?" Sie winkte ab. "Viola ist nur am Anfang so misstrauisch. Sie wird schon auftauen." Wütend sah ich sie an. Sie stellte mich wie ein Kleinkind vor diesen Mafiahandlanger dar! Amüsiert blickte der Typ auf mich hinunter da ich immer noch von ihm gehalten wurde. Ich windete mich aus seinen Armen und landete schnaufend auf den Füssen. Cordelia und Mr. Lungenkrebs waren schon zur Klippe gegangen und sahen hinunter. "Weisst du was für Zeit ist?" "Keine Ahnung, zwölf oder so?" "Was schon? Sind wir so lange gefahren?!" Vielleicht hatten sie uns verschleppt und niemand wusste wo wir waren! "Wir haben euch ja erst so um elf abholen können also warum so entsetzt?" Ich ignoierte ihn und lief zu den zwei Turteltäubchen. Mr. Lungenkrebs hatte schon die Arme um sie gelegt. Würg. "Kommen noch mehr?", erkundigte ich mich. "Im Laufe des Nachmittags wahrscheinlich", sagte sein Schosshündchen von hinten. "Und was tuen wir jetzt?" Müde stellte ich die schwere Tasche ab. "Jetzt baden wir", sagte das Hündchen und ich wurde wieder über den Abgrund geschubst.
Die Wellen unter mir denen ich viel zu schnell näher kam, kamen mir mörderisch vor und tödlich vor. Ich schrie mir die Seele aus dem Leibe während ich sie oben gackern hörte. Ich schlug wie ein Pfeil ins Wasser und versuchte gleich mich an die Oberfläche zukämpfen um nicht von einer unterirdischen Strömung noch mehr unter Wasser gezogen zu werden. Die hohen Wellen warfen mich hin und her und das Kleid von Cordelia klebte an mir wie eine zweite Haut. Unter der Klippe hatte es so etwas wie einen kleinen Strand. Meine Schuhe hatte ich verloren. Oben grölten sie immer noch. Die werden noch auf die Welt kommen! Ich zog mich so an die Klippenwand zurück sodass sie mich nicht mehr sehen sollten, falls sie mir überhaupt noch zugeschaut hatten. Ich wartete ein Weile bis ich besorgte Rufe hörte. Sollten sie doch denken ich sei ertrunken. Einer meiner Schuhe kam sogar angespült. Den zweiten würde ich wahrscheinlich nie mehr sehen. "Viola?", rief Cordelia besorgt hinunter und ich biss mir auf die Zunge um nicht in hämischen Gelächter zu verfallen. Schubst mich doch zuerst eine gefährliche Klippe hinunter und lacht mich aus aber macht euch trotzdem Sorgen! Immer der Wand entlang lief ich den schmalen Abschnitt entlang. Ich würde einen kleinen Spaziergang machen und sie würden sich ein Weilchen Sorgen machen. Sie konnte doch nicht glauben dass sie mit mir umspringen konnte wie mit ihrern Verehrern! Mich einfach zu jemanden abschieben und sich dann mit anderen befassen!

Das Meerwasser hatte sich in den Felsen gefressen und Höhlen und seltsame Skulpturen geschliffen. Die Rufe wurden immer leiser und je weiter ich durch den feuchten Sand lief desto ruhiger wurde ich.

So schmal der Strandabschnitt vor der Klippe war so spülte das Meer doch kuriose Sachen an. Einen Autoreifen, Hüte und jede Menge Schuhe. Cordelia und die zwei Spacken stürzten sich jetzt auch die Klippe hinunter und tauchten nach mir. Das würde später ja noch ein Theater geben aber das war mir jetzt egal. Ich lief immer weiter. Den einten Schuh in der Hand umklammert. Das Kleid klebte mir salzig am Leibe und löste sich nur wenn der Wind auffrischte. Ich war allein. Keine nervigen Leute. Die Wand wurde immer kleiner und passte sich dem Strandniveau an. Es war immer noch menschenleer. Doch ich entdeckte schwarze Feuerstellen im Sand und zertrampelte Sandburgen. Obwohl ich mehr Schlaf als Cordelia abbekommen hatte, war ich hundemüde. Ich setzte mich einfach in die sanfte Brandung und starrte blicklos in den Ozean. Sie würden mich schon finden.

Ricardo.

Es war falsch sie zurückzuweisen aber ich musste an meine Karriere denken. An den Clan. An mein Überleben. Ich konnte mir keine Ablenkung erlauben so sehr es mich doch gereizt hätte mehr über sie heraus zu finden. Warum Cordelia über sie gewacht hatte wie eine eifersüchtige Schwiegermutter. Die meisten Bündnisse hatte ich wieder hergestellt und sogar noch verbessert. Wenn ich Vater wieder besuchen würde und ihm das dann erzählen werde, wird er mächtig stolz sein auf mich. Er konnte mich noch nicht ins Familiengeschäft einweihen und mir wertvolle Ratschläge geben, wenn ich vertrauen soll, welche Familie ich lieber im Auge behalten sollte. Das alles müsste ich jetzt selber herausfinden. Welche Aktionen ertragreich in dieser Zeit waren. Viola hatte es richtig gesagt. Ich war ein Baby-Mafiosi. So hilflos war ich aber doch nicht. Wenigstens jemanden konnte ich 100 Prozentig vertrauen weil ihr das Weiterbestehen genauso wichtig war. Ich hatte mich nach dem Deal und dem Streit mit Viola auf den alten Leuchtturm zurückgezogen. Mein Handy klingelte mit dem nervtötenden Klimpern das mir Elenora eingestellt hatte. „Pronto?", meldete ich mich misstrauisch. Auf die Nummer hatte ich nicht geachtet sondern gleich abgenommen. „Wer ist denn da so schlecht gelaunt?", fragte mich meine Schwester ohne eine Begrüssung. Sie hätte Capo werden sollen. Sie hatte den Geschäftsinn in unserer Familie geerbt, sie managete alle Treffen für mich und entschied wer es wert war mit uns zu verhandeln. Sie war aber jünger. Und der älteste hatte nun mal das Recht auf die Nachfolge. Was wäre ich für ein Sohn gewesen wenn ich das Amt an meine kleine Schwester abgetreten hätte? „Ist was schiefgegangen?", erkundigte sie sich gleich besorgt. „Nein, es ist alles super gelaufen. Keinen Grund zur Sorge" „Aber irgendwas bedrückt dich, ich höre es doch durch den Hörer", bohrte sie nach. „Das ist unwichtig", stritt ich ab. „Es ist nicht unwichtig wenn es dich ablenkt. Du musst dich noch voll reinhängen. Parties und Mädchen aufreissen kannst du machen wenn alles geklärt ist und es von alleine läuft" „Schon verstanden", knurrte ich in den Hörer und legte auf. Sie sollte nicht so besserwisserisch tuen. Sie dachte mir ging das gleiche wie allen Jungen nur momentan durch den Kopf doch tatsächlich spukte nur Violas enttäuschter Ausdruck in meinen Kopf herum. Ich steckte das Handy weg und sah aus dem Turm. Es war wirklich schade um das schöne Meer doch ich musste es für mein Überleben tun. Für meine Familie. Wenn ich mich gegen so ein lukratives Geschäft weigern würde, wäre ich schnell weg und ein anderer würde den Clan anführen und es trotzdem tun.

Ein Sommer in der HeimatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt