NOVE (x)

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"Viola! Aufwachen! Wir sind da! Tante Emma wird schon ganz ungeduldig sein!", weckte mich Cordelia. Blintzelnd sah ich mich um, der Platz nebenmir war leer. "Wo ist Riccardo?" "Der ist schon gegangen. Als wir angelegt hatten, hatte er es plötzlich furchtbar eilig", antwortete Cordelia bissig. "Warum denn?" "Keine Ahnung hat er nich gesagt. Er ist einfach abgehauen", sagte und packte ihre Tasche beschäftigt zusammen. Enttäuscht zog ich mir mein Kleid über und stopfte das Tuch in die Tasche.

Draussen erschlug mich die schwüle Luft. Es dämmerte bereits und die Sonne leuchtete blutrot am Horizont. "Weisst du wohin wir müssen?", fragte ich sie niedergeschlagen. "Geht so. Tante Emma sollte uns eigentlich abholen. Aber ich sollte die schon vorwarnen. Sie ist etwas exzentrisch und durchgedreht. Aber zweifle nicht an ihren Verstand. Sie weiss alles und kennt jeden und kann knallhart sein. Ich spreche aus eigener Erfahrung." Mit grossen Augen sah ich sie unsicher an. „Keine Angst zu dir wird sie nur überschwänglich und exzentrisch sein" Beruhigend. „Hat er wirklich nichts gesagt? Ist er einfach ohne ein Wort gegangen?" Sie zögerte kurz und sah mir ausdruckslos in die Augen. „Ja, er hat seine Sachen gepackt und ist ohne weiteren Blick zu uns gegangen. Denk über diesen Verrückten nicht mehr nach. Er hat dich einfach ins Wasser geschubst aus dem ihr ohne mich zu spät herausgekommen wärt. Du warst völlig erschöpft. Es hätte etwas passieren können! Wenn wir wieder zurück in der Stadt sind stelle ich dir ganz viele tolle Jungs vor die du dir angeln kannst. Lass einfach die Finger von diesem.", beschwor sie mich. Immer noch etwas niedergeschlagen nickte ich und dachte doch unablässig an sein Verhalten. Er war so wechselhaft wie der Wind. Plötzlich schlug seine Stimmung um. Das Wasser war im Hafen trotz der Dämmerung immer noch leuchtend blau und glitzerte kristallartig. Was für eine Schande wäre es wenn dieses wunderschöne Wasser verdreckt werden würde, wenn hier alles schäbig werden würde, was es ja eigentlich aber die verwitterten Häuser und verschachtelte und unübersichtlichen Siedlungen hatten ihren Charme. In jeder noch so modernen Grossstadt herrschte noch immer die chaotisch-italienische Art alles kompliziert und mühsam zumachen und um diese Dinge dann gekonnt zu ignorieren. Ein buntes Auto fuhr an den Hafen und riss mich mit dem schrillen Hupen aus meiner Gedankenspinnerei. Das kleine Auto war kreuz und quer mit allen Regenbogenfarben bemalt und hatte zwischendurch Blumen und Sonnen eingeflechtet. Ein waschechtes Hippieauto. „Das wird Tante Emma sein", bemerkte Cordelia und marschierte zum Auto. Ich stolperte hinter ihr her und blieb beklommen im Hintergrund stehen als sich ein schwarzer Lockenkopf aus dem Fenster schob und Cordelia gleich so herzlich begrüsste. Tante Emma hatte gebräunte Haut und farbenfrohe Kleider an von denen mir fast schlecht wurde. Sie Hippie-Tante überhäufte Cordelia mit Begrüssungen und anderen viel zu schnell ausgesprochen waren. „Viola? Kommst du auch?" Ich war wieder in meinen Gedanken versunken und folgte ihr abwesend auf die Rückbank. Lebendige Augen musterten mich im Rückspiegel neugierig. Schüchtern lächelte ich „Hallo" „Herzlich willkommen auf Favingnana! Der wundervollstens Insel auf der Welt", begrüsste sie mich lachend. Cordelia stöhnte genervt. „Nicht schon wieder das! Auf Favignana gibt es nichts! Keine heisse Jungs, keine Parties sondern nur schönes Wasser!" „Da hast du mir aber was anderes versprochen als du mich überredet hast!", fiel ich dazwischen. Emma funkelte mich belustigt wieder im Rückspiegel an. „Ach keine Angst! Cordelia weiss einfach nicht wo sie suchen soll!" „Du wirst uns falls es wirklich etwas gäbe nicht begleiten! Du bist zu alt!" Cordelias Tante grinste einfach weiter in sich hinein. So aufgedreht war sie ja nicht. Die Sonne verschwand glühend unter dem Meer und die Nacht roch nach den einheimischen Jasmin. Gelsomino. Meine Lieblingsblume. Wir holperten über den Pflasterstein und schrammten knapp an den sandfarbenen Häusern vorbei. Wir fuhren immer weiter ins Land hinein, immer weiter vom Meer weg und die Gegend wurde immer grüner. Tante Emma hielt von einem schmalen Häuschen zwischen zwei andere gequetscht dessen Wände, wie nicht anders zu erwarten mit bunten Ornamenten angemalt waren und viele Pflanzen aus Nischen sprossen und duftend hinab hingen. Vor der grünen Tür war eine alte Holzbank und drumherum standen viele Terrakottatöpfe mit aromatisch riechenden Kräutern die hinaus wucherten. Von allen Seiten wurde ich mit Gerüchen bombadiert sodass ich überwältig kurz stehen blieb um einen tiefen Zug einzuatmen. Tante Emma hatte mich schmunzelnd beobachtet und trat lachend an die tiefgrüne Türe um sie aufzuschliessen. Im Innern des Hauses kam ich mir vor wie in einer und Tausend Nacht. Überall bunter Stoff, als Bezug , als Vorhang oder lag einfach herum. Auf ein paar dieser Tücher lagen träge Katzen die dösten. Ausser der Lärm von aussen war es still im Haus. Schwungvoll schmiss Emma ihre Tasche auf einen kleinen Tisch auf dem eine Katze schlief die reglos liegen blieb und die volle Ladung bekam. Erst verspätet reagierte sie und kämpfte sich unter der Tasche hervor. Amüsiert schlug Emma die Hände vor ihren Mund und lief zu der verwirrten Katze. „Oh das tut mir leid Kleines! Ich hab dich nicht gesehen! Du musst aufpassen!", redete sie mit ihr wie zu einem Kind und kraulte der Katze entschuldigend den Kopf. „Sie ist jetzt abgelenkt. Deponieren wir schnell unsere Sachen im Gästezimmer und verschwinden dann von hier!", zischte mir Cordelia zu und verschwand geschwind die Treppe hinauf. Murrend folgte ich ihr. Sie hatte sich schon ein Bett reserviert und überprüfte im Spiegel ihr Aussehen. „Ich möchte aber nicht mehr rausgehen. Ich bin noch so fix und fertig von der Schiffsreise", jammerte ich und setzte mich plumpsend auf das übrige Bett. „Dann bleib doch hier und ruh dich aus. Ich halte es bei ihr nicht lange aus, ich muss raus an die frische Luft", erklärte Cordelia strich sich die Haare glatt. „Ich werde schon etwas Gesellschaft finden." Sie drückte mir im vorbeigehen noch ein Küsschen auf die Wange und rauschte runter wo ich Emma immer noch mit der Katze reden hörte. Ausgelaugt schälte ich mich aus meinen salzigen Klamotten und zog mir frische und bequeme an. Ich setzte meine Tasche auf den Boden und legte mich mit den Rücken aufs Bett und schloss erschöpft die Augen.

Ich wälzte mich unruhig im Bett herum. Das Sirren der Mücken und die Angst vor den Stichen hielten mich davon ab wieder einzuschlafen. Seufzend setzte ich mich auf und sah mich im Zimmer um. Cordelias Bett war noch unberührt und im offenen Fenster wehte ein farbenfoher Vorhang im Wind. Es war still im Haus. Jetzt konnte ich nicht mehr schlafen. Es zog mich magisch nach draussen zu Meer wie eine Sirene. Lockend rief sie mich und ich folgte dem Ruf ohne wirklich nachzudenken. Ich zog mir ein leichtes Jäckchen über und schlüpfte in meine Schuhe. Ich schlich mich die Treppe hinunter und drückte die Tür auf die seltsamerweise nicht abgeschlossen war und sah mich erst um. Die Strassenlampe beleuchtete nur spährlich und ich vertraute wieder auf meine Nase die den Meereswind erkennen würde. Wie am Tag meiner Ankunft wanderte ich durch die Strassen immer auf der Spur des Meersalzes.

Ich befand mich an einer Klippe. Unter mir brachen die Wellen schäumend und spritzten hoch. Die dunkel Endlosigkeit nahm mich wieder in ihren Bann und ich starrte gebannt einfach auf das tobende Wasser hinunter.

Ich hörte kratzige Stimmen miteinander diskutieren hinter mir. In meinen dunkeln Kleider sollte man mich wenn nur als unklarer Umriss erkennen. Halbherzig hörte ich hin und starrte weiterhin gedankenlos aufs Meer. Es kam eine weitere Stimme dazu. Eine die ich kannte.

Riccardo. Jetzt hörte ich genau hin was sie besprachen. Müll. Wo sie ihn hinbringen sollten, was sie dafür bekamen. Wann sie ihn entsorgen würden. Verbrennen und dann irgendwo vergraben oder doch lieber ins Meer? Es machte mich wütend ihnen zuzuhören wie sie davon redeten wie selbstverständlich sie die Natur missbrauchen würden und unser Leben beeinträchtigen. Ich hörte ihnen lange zu. Blieb reglos im Gestrüpp an der Klippe sitzen. Ich wartete bis alle gegangen waren.

Ächzend rappelte ich mich auf und klopfte mir den Dreck von der Hose.

„Ich wusste dass wir nicht alleine waren. Hallo Viola, schon das dritte Mal heute nicht wahr?"

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Boah war das lang.Ich konnte einfach keinen Cut finden der nicht zu idiotisch ist. Eigentlich wollte ich heute ja zwei Kapitel schreiben aber das böse Internet hat mich sehr abgelenkt....

Bin zu müde um noch etwas Konstruktives zu schreiben. Morgen drei Tests nacheinander. Ich freu mich. Nicht.

Ach ja und noch danke an @tweetyCyrielle für die Inspiration für Tante Emma obwohl ich sie dir eigentlich aus der Nase ziehen musste.

Ein Sommer in der HeimatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt