DICIASETTE (x)

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Mir brummte unsäglich der Kopf. Ich öffnete meine Augen stöhnend und sah mich blinzelnd um. Überall lagen Becher und Flaschen herum. Ich lag auf einem teuren Ledersofa und neben schnarchte Riccardo. Immer noch verwirrt stupste ich ihn an bis er aufwachte. Murrend schlug er die Augen auf und blickte mich anklagend an. „Du hast mich geweckt!" „Ja, ich weiss", erwiderte ich trocken. „Wo sind wir?", fragte ich und deutete auf das Chaos um uns herum. Er reckte den Hals und sah sich um. „Bei Leonardo denke ich. Wo wir doch gestern hier gefeiert haben" Schmerzend massierte ich meine Stirn. „Ich hab echt einen Filmriss. Wir hatten das Zeug von Giuseppe getrunken und dann weg" Ächzend rollte sich Riccardo weg und stand auf. „Das ist mein erster Kater. Sind die immer so schlimm?", jammerte ich. „Mh", machte er und bückte sich nach etwas am Boden. Ich streckte mich auf dem Sofa aus und legte meinen Kopf auf die Lehne. „Wo sind denn allle hin?" „Nachhause", antwortete Cordelia hinter meinen Kopf. Erschrocken zuckte ich zusammen und verzog gleich das Gesicht. Besser nicht bewegen. Spöttisch sah sie auf mich hinunter. „Kater?" „Jaaaa", stöhnte ich wehleidig. „Wenigstens hattest du gestern Spass" „Spass?", fragte ich hellhörig, „Ja du und Riccardo. Ihr habt euch ja die Zunge in den Rachen gesteckt" „Wie bitte?!", riefen wir gleichzeitg. Schadenfreudig sah sie uns an. „Wisst ihr das nicht? Ihr habt den ganzen Abend aneinander geklebt und habt gekichert als hättet ihr was genommen. Irgendwann seid ihr eng umschlungen hier eingepennt" Ich lief puterrot an. Ich sollte mit ihm rumgemacht haben? Vor aller Augen? Ich getraute mich gar nicht ihn anzusehen. „Ich hätte euch eigentlich was ins Gesicht malen sollen", überlegte Cordelia laut. Entsetzt sah ich in einen Spiegel. Kein wasserfester Schnurrbart verunstaltete mein Gesicht. „Wir essen draussen Frühstück während der Putztrupp hier durchfegt" „Ihr organisiert eine Putzfirma?" „Ja, Leonardos und Fabios Eltern sind, wie du ja wohl hoffentlich festgestellt hast, unglaublich reich. Und darum haben sie kurzer Hand die angerufen", schwärmte sie. „Das ist ja toll", bemerkte ich und setzte vorsichtig meine Füsse auf den Boden und erhob mich. So sehr Kopfweh hatte ich noch nie in meinen Leben gehabt. Ich schwankte ein wenig doch Cordelia war schon nach draussen gegangen und ich folgte ihr hastig um bloss nicht in peinlichen Schweigen bei Riccardo zu stehen. Ich übersah leider ein Staubkorn und stolperte filmreif. „Den ersten Kater mit Drogenkonsum sollte man besser nicht unterschätzen", murmelte Riccardo, der mich, schon wieder, aufgefangen hatte. „Ok", hauchte ich und er trug mich schon halb hinaus.

Riccardo.

Ob Cordelia nur übertrieb um uns zu triezen oder ob das der Wahrheit entsprach konnte ich nicht recht sagen denn ich hatte, wie Viola, keinen Plan was gestern eigentlich passiert war. Giuseppe hatte uns aber definitiv in die Drinks getan. Von so einen Alkohohl verlor ich nicht einfach so schnell die Orientierung. Giuseppe würde ich schon noch die Ohren lang ziehen. „Da sind ja unsere Turteltäubchen", begrüsste Leonardo uns grinsend. Viola wurde stocksteif und wurde rot. Ich lächelte ihn nur entschuldigend an und bugsierte sie weiter an einen Stuhl. Es waren nur die Brüder und Cordelia da. Giuseppe war nirgends zu sehen. Den würde ich mir irgendwann später vorknöpfen. Ich wollte mich gerade neben Viola setzen da klingelte mein Handy. Ich fischte es mir aus der Hose und sah dass meine Schwester mich anrief. Das konnte nur böses bedeuten. Schnell verschob ich mich wieder nach drinnen und nahm ab. „Seit wann bist du mit einer einflussreichen Mafiatochter aus dem Ausland verlobt?!", keifte sie gleich in den Hörer. „Najaaa", versuchte ich sie zu beruhigen aber sie tobte weiter. „Warum musste ich es auch von dem Giusio-Erben erfahren?! Warum konntest du es mir nicht selbst sagen. Oder läuft das schon länger ohne dass ich es weiss? Wie lange schon?!" „Elenora, wir sollten das wirklich nicht am Telefon besprechen ich bin immer noch bei Leonardo zuhause" „Ihr habt dort also übernachtet?", fiel sie mir sofort ins Wort. „Ja", gab ich zu. „Wo habt ihr übernachtet?", fragte sie misstrauisch. „Auf dem Sofa, wo uns jeder anglotzen konnte. Keine Angst ich habe nicht mit ihr geschlafen." „Na das hoffe ich doch", knurrte sie in den Hörer. „Aber vielleicht hat deine unüberlegte Verlobung doch etwas gutes. Du wirst sie mir vorstellen und dann entscheide ich ob es eine sinnvolle Verbindung ist", entschied sie. „Elenora, ich bin älter als du! Denkst du nicht dass ich selbst entscheiden kann wen ich heiraten möchte?" „Du stehst unter zu grossen Stress als dass du alleine so eine schwer wiegende Entscheidung bestimmen könntest. Aber vielleicht hattest du den richtigen Riecher bei ihr. Ich möchte es bloss noch überprüfen." „Jaja..." „Also bis morgen", flötete sie und legte auf. Fassungslos sah ich auf mein Handy. Morgen?! Ich musste mir einen guten Plan wie ich Viola wieder entloben konnte und sie nicht fluchtartig dass Land verlassen musste. Verdammt. Obwohl es ganz einfach war. Ich liess Viola die gleiche Geschichte wie den Brüdern erzählen und kurz bevor sie nach hause ging liess ich sie die Verlobung auflösen. Bis dahin würde ich allen weismachen dass wir verlobt waren was mir ein wenig Stabilität gab in meiner Position. Wenn jeder dachte ich hätte einen starken Verbündeten den niemand kannte würde niemand wagen mich anzugreifen. Doch ganz einfach. Und so nützlich.


Ein Sommer in der HeimatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt