QUINDICI (x)

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Cordelia wusste wohl nicht so recht warum die Jungs so ein Gewese um Viola machten und sah ziemlich verwirrt aus. Viola wurde mit Respekt und Anerkennung behandelt, welche das ziemlich lustig fand. Sie durfte natürlich in der Fahrerkabine fahren. Fabio gesellte sich zu uns auf die Ladefläche. „Warum behandelt ihr Viola plötzlich so anders, so zuvorkommend?", fragte Cordelia misstrauisch. Fabio setzte schon zur Antwort an als ich ihn warnend ansah und erinnerte ihn an Violas ungesagter Bitte sie nicht einzuweihen. Der sah Cordelia mit offenen Mund unschlüssig an die ungeduldig auf eine Antwort wartete. „Nun, Fabio hat sie ja die Klippe hinuntergeschubst und als ihr sie und mich gefunden habt, hat sie ihn zusammengestaucht und ihnen so einen Respekt eingetrieben sodass sie Viola nicht noch mehr erzürnen wollen", half ich ihm aus der Bresche. Sie dachte einen Moment darüber nach und grinste dann schadenfreudig. „Geschieht euch ganz recht! Hoffentlich hat sie dich auch noch wegen dem auf dem Schiff zusammengefaltet", richtete sie ihr Wort an mich. Reuig nickte ich und sie gab sich zufrieden.

Leonardo fuhr zu einem umzäunten Anwesen, das in meinen Augen eine Bewässerungsanlage gebrauchten könnte. Am Tor hielt Leonardo nur kurz weil die Wache ihn natürlich als Erben kannte. Der Wagen rumpelte auf dem gekiesten Weg unangenehm. Die Villa kam in Sicht und sah aus wie ein ausgekotzter Betonhaufen. Modern eben. Fabio kletterte von der Ladefläche und breitete ausladend die Arme aus. „Willkommen in der Villa Antica." Das ich nicht lache. Um Cordelias Mundwinkel zuckte ein Grinsen doch sie versuchte es zu unterdrücken. Viola stiess die Beifahrertür auf und trat so elegant wie sie es eben schaffte hinaus und sah sich gelangweilt um. Sie sollte Schauspielerin werden oder die Gattin eines einflussreichen Capos werden. Sie spielte die Rolle perfekt.

Leonardo übernahm die Führung und Viola lief neben mir. Er führte uns ein bischen herum und geleitete Viola zu dem Kleidezimmer damit sie sich umziehen konnte. Fabio führte uns zum Partyraum. In meiner Hose vibrierte mein Handy das wir zusammen mit meinem T-Shirt auf dem Weg hierhin noch mitgenommen hatten. Meine Schwester. Cordelia und Fabio gingen weiter und ich blieb im Gang stehen. „Alles in Butter, Bruderherz?", erkundigte sie sich und tippte irgendwas an ihrem Notebook. „Du kannst den Giusio-Erben morgen treffen aber erst spät weil er noch feiern ist", informierte sie mich. „Ich werde ihn schon heute treffen. Ich gehe auf die gleiche Party wie er. Dann kann ich vielleicht wenn er schon ein bischen angetrunken ist noch ein bessere Abmachung rausschlagen." „DAS ist doch mal was!", freute sie sich und hörte auf die Tastatur zu hämmern. „Viel Glück, heute Abend. Küsschen", verabschiedete sie sich schon. Das wichtigste konnte ich zwar nicht sagen aber ich wollte ihr auch nicht sagen dass ich mich quasi mit einem Nobody verlobt hatte die auch noch mafiafeindlich war. Elenora würde rasen.

Viola.

„Die sollten passen", entschied ich und scheuchte ihn aus dem Zimmer. Als die Türe sich geschlossen hatte , sank ich erschöpft zu Boden. Was sollte ich jetzt nur machen! Alle Welt würde glauben ich wäre die einflussreiche Tochter einer Mafia im Ausland und obendrein noch mit dem Nachwuchs-Capo Riccardo vorzeitig verlobt! Mein Leben wäre gewesen wenn rauskommen würde dass ich ein ganz normales Mädchen war das einfach zu viel wusste! Ich rappelte mich auf und ging ins angrenzende Bad. Ich klatschte mir kaltes Wasser ins Gesicht und sah in mein Spiegelbild. Ich würde das meistern. Was auf dieser Insel passierte würde auch auf dieser Inseln bleiben! Ich prüfte nach dass die Türe wirklich abgeschlossen war und stieg unter die Dusche.

Frauen wohnten hier anscheinend nicht denn ich fand nur Männershampoo und Duschgel. Für dieses Mal sollte das auch reichen. Ich rubbelte meine Haare mit dem Tuch ab. Den Rest würde das Klima tun. Die feuchte Unterwäsche musste ich leider wieder anziehen aber wenigstens hat Leonardo mir nach der zehnten Entschuldigung ein frisches Kleid gegeben. Prüfend betrachtete ich mich im Spiegel des Bades. Das Kleid war etwas lockerer als das von Cordelia aber es stand mir auch einigermassen.

Ich trat mit dem nassen Kleid auf den Gang wo Leonardo alias Mr. Lungenkrebs mit einem jungen Mann stand und diskutierte. Dieser hatte einen hellblauen Anzug an hatte hellblonde Haare. Leonardo bemerkte mich gleich und unterbrach sich. „Giuseppe, das ist die vorläufige Verlobte unseres lieben Riccardo di Mazza!" Der junge Mann trat freundlich auf mich zu und nahm meine Hand. „Sehr erfreut Signorina ...?" „Costa" „Aber bald di Mazza? Nicht wahr?" Ich lief rot an und versuchte meine Contenance wieder zuerlangen. „Wir werden sehen", sagte ich einigermassen kühl und sah zu wie er meine Hand küsste. War hier unter der Mafia wohl so Sitte. Giuseppe richtete sich wieder auf und grinste auf mich hinunter. „Wie es mir scheint wird es lustig mit dir Zeit zu verbringen. Ich liess mich zu einem Lächeln herab und sah Leonardo auffordernd an . Ich liebte es die Diva zu spielen.


Ein Sommer in der HeimatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt