VENTI (x)

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Verdammt. "So raus mit der Sprache! Bist du nun wirklich Riccardos Verlobte?", fragte sie fordernd und kam näher. Was sollte ich bloss tun? Ich sass in der Falle! Die Wahrheit oder weiter die Rolle spielen? Bei ersteren wusste ich nicht ob ich dann lebend an einem Stück hier raus kam und dann ein Leben in ständiger Angst leben musste. Ich entschied mich für mein Leben. Selbstbewusst sah ich ihr in die Augen. Die Diva in mir kam wieder zum Vorschein. "So kann man das nicht nennen", gab ich zu. eine gute Mischung aus Wahrheit und Lüge war schwieriger zu durchschauen. Erstaunt hob sie die linke Augenbraue. "Wir sind nur so lange verlobt, solange meine Familie und ich uns sicher sind dass er sich behaupten kann und er unserer würdig ist.", schob ich nach. „Natürlich ist er deiner würdig!", spie sie zurück. „Ach denkst du?", fragte ich überheblich. „Ich denke, ich werde das noch eingehend mit meiner Familie besprechen müssen, denn ich bin mir momentan nicht wirklich sicher ob er sich in der Szene behaupten kann. Denn ich habe gehört, du und dein Vater im Gefängnis müssen ihm immer noch kräftig unter die Arme greifen!", stichelte ich weiter. „Sollen wir ihn etwa ihn ins Haifischbecken ohne eine geringste Ahnung werfen?!", entgegnete sie wütend. Ich lehnte mich zurück an die Lehne des Sofas und schlürfte provozierend aus meinem Glas. „Er würde dann aber sicher stärker wieder hinaus kommen. Wenn er denn wieder hinauskommt." Sie schnaubte abfällig. „Und du behauptest dennoch Italienerin mit Herz und Blut zu sein? Du und deine Familie anscheinend verstehen überhaupt nichts von Familienzusammenhalt!" „Man kann doch nicht jedem immer alles in den Arsch schieben! Er muss sich das, sein Geschäft, selbst erwirtschaften." „Es geht aber nicht nur um die einzelne Person! Es geht um die ganze Gemeinschaft, die darunter leidet und auf die Führung dieser Person angewiesen ist! Und wie will diese führe wenn sie keine Ahnung hat?!" „Er kann doch nicht immer auf andere angewiesen sein! Er muss doch eben alleine führen. Die andere haben ihre eigenen Probleme." Sie winkte verächtlich ab. „Das ist doch nur bis er sich in seine Position eingelebt und gefestigt hat." „Und bist du auch schon verlobt?", änderte ich abrupt das Thema. „Nein." Stille senkte sich über uns. „Bist du wirklich so einsam?" „Ich manage Riccardo, da bleibt nicht besonders viel Freizeit." „Selber Schuld." „Ich bereue das nicht. Ich würde alles für meinen Bruder tun. Wirklich alles." „Ich nicht." „Das war klar", sagte sie abfällig. Ich lächelte sie kalt an. „Wir sind eben keine Weicheier die auf andere angewiesen sind." „Ich denke ich sollte dich doch noch entsorgen." „Und ich denke ich sollte Riccardo tatsächlich fallen lassen. Seine Verwandtschaft ist zum Kotzen." „Pfft. Du hattest Glück dass er sich auf dich eingelassen hat. Einen anderen wirst du wohl nicht finden." „Ach ich denke, die stehen mir Schlange. Denn ich habe einen sicheren Stand. Riccardos ist noch sehr wackelig. Ich weiss ja nicht ob das für andere so anziehend ist. Wir haben jetzt einfach mal auf eure Vorfahren gesetzt und uns abgesichert indem wir ihn jederzeit, bis vor der Hochzeit fallen lassen können. Wir brauchen ihn, euch, nicht."

Elenora.

Irgendwas war hier faul. Dieses Mädchen sollte eine einflussreiche Mafiatochter mit italienischen Wurzeln sein? Vielleicht führte sie sich wie eine auf aber ich spürte dass sie log. Mein Bruder mochte vielleicht auf sie hereingefallen sein und ihr ihre aberwitzige Geschichte geglaubt haben aber ich würde ihren Schwindel aufdecken.

So ein Schwachsinn, nur so lange verlobt solange er sich in seiner Position behaupten konnte. Nicht dämlich aber ich hatte noch nie von so einem Verfahren gehört. Von ihrem Namen, Costa, hatte ich auch noch nie gehört. Bestimmt nicht in Verbindung eines einflussreichen Maifaclans. Riccardo konnte unmöglich in so kurzer Zeit mit einem Clan so etwas verhandeln ohne dass ich etwas davon mitbekommen hätte. Die Frage war nur was verbargen sie? „Hattet ihr Sex?", fragte ich sie misstrauisch. Das wäre möglich dass ihr Clan um ihre Ehre willen eine Heirat gefordert hatte, da Abtreibung in den altmodischen Clänen noch immer verpönt war. Aber dann müssten sich die zwei schon früher gekannt haben und einen solchen Eindruck hatten sie mir zusammen nicht gemacht. „Meine Güte! Was geht dich Kind denn das an?!", erwiderte sie empört. „Ich bin bloss um das Wohl meines Bruders und um seinen Ruf besorgt." „Und ich bin keine Schlampe." „Ach tatsächlich?" Sie ignorierte meinen Einwurf. „Warum muss Riccardo eigentlich jetzt zu allen Capi und die Bündnisse erneuern?" „Die Capi trauen uns nicht mehr weil sie fürchten dass unser Vater etwas im Gefängnis ausplaudern würde. Riccardo muss sich ihr Vertrauen also selbst holen. Aber unser Vater würde die Omertà niemals brechen!", empörte ich mich. Mit ihrer dämlichen Frage hat sie mich nur noch weiter in dem Verdacht gestärkt dass sie einfach keine Tochter eines Capo sein konnte. „Aha...Hast du mich nun eigentlich genug verhört? Ich möchte nachhause." Ich hatte zu wenig in der Hand als dass ich sie einfach verschwinden lassen konnte. Es bestand immer noch die klitzekleine Chance dass sie doch eine sehr naive Erbin war. Vielleicht sogar schwanger und dass würde mir Riccardo erst recht nicht verzeihen können wenn ich sein Kind umbrachte. „Ja, sieh zu dass du von hier verschwindest." Erleichtert kramte sie in ihrer schrecklichen Tasche nach ihren Handy. Ich beobachtete jeder ihrer Bewegungen sehr genau. „Gabrièle... Kannst du mich abholen?", flüsterte sie hinein. „Ich bin in...?", sagte sie etwas lauter und sah mich fragend an. War ich ihr scheiss Navi oder was. Genervt rollte ich mit den Augen. „Im Palazzo di Luna" „Im Palazzo di Luna", wiederholte sie. „Weisst du wo das ist?" Aufgeregt sprach dieser Gabrièle in den Hörer. Belustig liess ich ein Lächeln über mein Gesicht zucken. Natürlich kannte er das Anwesen. Er wunderte sich wohl warum seine naive Freundin sich so tief in der Maifahochburg aufhielt. „... Vielen tausend Dank", beendete sei das Gespräch. „Steht er auf dich?" Sie hörte aber nicht auf mich sondern packte ihre Tasche und hastete aus der Villa.

Lachend liess ich sie ziehen. Sie war nie und nimmer eine Maifatochter.

Ein Sommer in der HeimatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt