VENTIQUATRO (x)

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Wunderschöner Tag, dachte ich als ich aufstand, wunderschöne Welt. Die Vögel zwitschterten hier zwar nicht dafür zirpten die Zikaden leise. Gut gelaunt setzte ich mich an den Esstisch. Nonna schenkte mir überrascht Tee ein. Nach dem Frühstück zog ich mich im Zimmer um und putzte die Zähne. Ich würde heute endlich mal wieder zum Strand gehen. Ich war schon lange nicht mehr freiwillig im Meer baden gewesen. Ich versuchte mich sogar im pfeifen doch ich spukte lediglich ein wenig in der Gegend rum. Erlebte man so die Welt wenn man glücklich verliebt war? Gruselig, alles schien nähmlich toll zu sein, nichts zerstörte meine gute Laune. "Viola Costa?", sprach mich ein uniformierter Mann an. Er trug kein Zeichen irgendeiner Einheit, zum Beispiel der Carabinieri. Vielleicht einer undercover? "Ja, das bin ich", antwortete ich misstrauisch. Ich kam langsam wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. "Kommen sie bitte mit mir mit." "Den Teufel werde ich einem fremden Mann hinterher laufen!", erwiderte ich. Er lächelte milde, seine Augen sah ich durch seine schwarze Fliegerbrille nicht. "Ich bin von der Polizei." "Ach was? Das kann doch jeder behaupten! Zeigen mir Sie Ihren Ausweis!" Ich wusste zwar nicht woher ich den Mut nahm um so kühn zu einem fremden Mann umzuspringen oder vielleicht hatte ich mir das arrogante Gehabe der Diva schon angewöhnt. "Den kann Ihnen leider nicht zeigen. Das ist zu unserer beider Sicherheit." Jaja am Arsch. "Also können sie mir eigentlich erzählen was sie wollen. Ich möchte aber einen Beweis dafür dass Sie ein Polizist sind!" Er seufzte tief und hielt mir einen in Folien gepackten Ausweis unter die Nase. Ich riss ihn ihm aus der Hand und studierte ihn eingehend. Giovanni Cremoli, aha... Anti-Mafia-Einheit. Oh. Shit. Ich versuchte mir nichts anzumerken zu lassen und verglich das Foto mit dem Typen der vor mir stand. Die Gesichtszüge passten... Haare auch. Schien sauber zu sein oder einfach nur eine verdammt gute Fälschung. "Nehmen Sie ihre Sonnenbrille ab", verlangte ich. "Ich bitte Sie...-" "Ich werde sonst schreien", unterbrach ich ihn. Widerwillig nahm er sie ab. Eisblaue Augen. Interessant. ER konnte zwar den Ausweis gefälscht haben doch ich war zu neugierig auf das was die von mir wollten. Hatte uns jemand gestern Abend gesehen? Aber der Strand war doch menschenleer gewesen. Ich gab ihn seinen Ausweis zurück. "Folgen Sie mir bitte." Wenigstens war er freundlich. Damit kehrte er um und ging in eine Gasse. Vielleicht war es doch nicht so eine gute Idee gewesen. Abe mein ausgeprägter Anstand hielt mich davon ab einfach abzuhauen. Wäre ich doch nur rücksichtsloser. Ich folgte ihm unwillig. Er führte mich in einen schäbige, alte, kleine Wohung. "Die Richterin erwartet sie oben." Damit verschwand er wieder. Wahrscheinlich irgendwelcher Mafiosi beschatten. Ahnungslos stand ich an der Treppe zum ersten Stock. Die Stufen knarzten als ich hinauf stieg. Die Treppe endete in einem etwas grösseren, offenen Raum. Das Fenster auf der gegenüberliegenden Seite war durch einen Vorhang verdeckt und tauchte den Raum in ein dämmriges Licht. Eine hochgewachsenen Frau stand davor und spähte zwischen dem Soff hinaus. Sie trug einen modischen Hosenanzug und ihr blondes Haar hatte sie in einen Pferdeschwanz zusammengebunden. Sie sah noch sehr jung aus und schon Richterin!

"Du lebst gefährlich, Viola" "Wieso?" "Ich und halb Sizilien weiss dass du mit Riccardo di Mazza verlobt warst. Einen angehenden Capo der seinem Vater in nichts nachstehen möchte." Ich runzelte die Stirn. "Ein Vögelchen hat mir auch gezwitschert als er heraus gefunden hat dass du keine Maifa-Erbin bist, hat er eure Verlobung aufgelöst und sich schon mit einer echten Erbin verlobt hat. Oder besser gesagt seine Schwester hat ihn verlobt." "Was reden sie da?" "Du musst nicht lügen, Viola. Ich weiss es , ich weiss alles." " Was sind sie für ein kranker Stalker? Ist das nicht gesetzeswirdrig?" "Geld von verzweifelten Gastwirten zu erpressen ist es auch. Aber nun erzähl mir alles was du über die Geschäft von diesem Nachwuchs-Capo." "Nein, wieso sollte ich? Sie haben in meinem Privatleben unerlaubt herumgeschnüffelt!" Sie lächelte mitleidig. "Ich hatte dich für schlauer eingeschätzt. Aber denkst du wirklich ich bin die einzige die etwas nachgeforscht hat?" Eingeschnappt schwieg ich. "Möchtest du das sie weiter mit illegalen Entsorgen des Mülls ins Meer Geld verdienen?", versuchte sie mir ins Gewissen reden. Und es klappte. "Natürlich nicht!" "Oh das ist aber süss, du denkst wohl weil er dich vielleicht liebt könntest du ihn dazu bewegen dieses luktrative Geschäft sein zu lassen! Pubertäre Liebe ist ja so was von putzig! Du denkst wohl du bist unsterblich in ihn verliebt aber in ein paar Monaten wirst du nicht mal mehr seinen Namen kennen!" Weiterhin schwieg ich hartnäckig. Es ging mir nicht mal darum die Omertà nicht zu brechen sondern um Riccardos Vertrauen. Ich war mit seinen Geschäften natürlich nicht einverstanden aber ich würde sein Vertrauen nicht mirssbrauchen! Resigniert, anscheinend hatte sie bemerkt dass ich nicht nachgeben würde, reichte sie mir ihre Visitenkarte. "Falls sich dein Gewissen wieder blicken lässt." Wiederwillig steckte ich die Karte ein und verliess das schäbige Häuschen ohne weitere Worte an sie.

Die Richterin hatte etwas von einer neuen Verlobten gefaselte und dass ich aufgeflogen wäre. Fahrig kramte ich nach meinem Handy. "Riccardo wir müssen reden." "Wieso was ist passiert?" "Bei mir am Strand, bei dieser amerikanischen Strandhütte. Sofort." Ich legte gleich wieder auf und suchte den Ausweg aus diesen Gewirr auf verwinkelten Gassen.

Riccardo wartete ungeduldig am Eingang der Bar. Laute Musik dröhnte aus dem Innern. Er trug Shorts, T-Shirts und eine verspiegelte Sonnenbrille in der ich mich selbst sah. Ich packte ihn am Arm und zerrte ihn die Bucht hinunter, wo es weniger Leute hatte. Unwillig war er mir gefolgt und hatte keinen Versuch unternommen mich zu Rede zu stellen. Ich blieb stehen und sah ihm ernst in die dunklen Augen. "Wir sind aufgeflogen."

Ein Sommer in der HeimatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt