20 uncle Liam.

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LIAM

„Du bist was Du liebst, nicht wer Dich liebt."

[ Peter Stamm ]



Von Anfang an hielt ich das für keine gute Idee.

Robin war viel zu klein dafür, dass jemand wie ich mich um ihn kümmern sollte. Leider sah Sophia das anders. Sie strahlte regelrecht: „Ach komm schon, Liam. Das wird sicher schön."

Immer im Hintergrund ließ ich also zu, dass sich überwiegend Sophia um Robin kümmern würde. Louis hatte ihn bei uns abgeliefert und damit auch erklärt, wie der Atemwächter funktionierte, worauf wir zu achten hatten und erzählte, dass Robin zum schlafen seine Giraffe brauchte.

Dann war er weg und wir standen mit einem Zwerg da.

Von meiner Schwester Ruth hatte ich am Vortag ein Babybett geholt und Sophia war am Morgen ausgiebig shoppen gewesen. Wir hatten alles da, was man für Operation Baby brauchte und als ich mich auf meine Ledercouch setzte, da musste ich mir einen plüschigen Teddy unter dem Hintern wegziehen.

Über die Windeltasche war ich im Bad fast gestolpert und in der Küche traf ich nun auf Babyflaschen und alles, was das winzige Herz begehrte. Sophia hockte mit Robin auf einer bunten Spieldecke vor mir und kitzelte ihn.

Doch das schien ihn nicht groß zu interessieren, er musterte sie lediglich mit großen blauen Augen. „Liam, schau mal, ist er nicht niedlich?", sprach sie ein um das andere Mal und ließ zu, dass mein Patenkind nach ihrem Haar langte und seine Fingerchen in der langen Mähne vergrub. Dann hoben sich seine Mundwinkel und ich sah, wie meiner Freundin nahezu das Herz auf ging.

Ich hatte nur einen Stirnrunzler dafür übrig.

„Wir könnten ihn baden, oder ein bisschen spazieren gehen", sprach Sophia, ich jedoch war der Spielverderber: „Er ist sauber und draußen regnet es."

„Und wenn wir Karen besuchen? Wir könnten ihn vor ihrer Nase herum schwenken."

Alleine die Vorstellung war schon komisch, da meine Mutter ungeduldig darauf wartete, dass ich ihr das nächste Enkelkind präsentierte. Aber darauf konnte sie lange warten, denn in den nächsten zehn Jahren würde sich gewiss nichts tun.

Ich liebte mein Leben so, wie es war.

Sophia und ich konnten reisen wohin wir wollten, niemand hielt uns und aktuell hatte ich einfach noch zu viel vor. Da gab es so viele Künstler, mit denen ich arbeiten wollte. Luxus, der darauf wartete, dass ich ihn genoss und unendlich viel Freiheiten.

Ich brauchte kein Kind am Bein. Später, immerhin lief uns das Familienleben nicht weg. Da war es mir auch ziemlich egal, dass Sophia und Robin sich wunderbar verstanden und mein Patenkind glücklich mit ihr spielte, erschöpft einschlief und sich Stunden später von ihr die Flasche geben ließ.

Während ich mir den neuen Blockbuster ansah, saß Sophia glücklich mit Robin in den Armen neben mir und flüsterte ihm liebevolle Worte zu. Ich dachte gar nicht daran mich einzumischen, oder Ansprüche zu stellen. 

Sobald Robin größer war und vor allem kräftiger, dann würde ich weniger Angst davor haben, ihm weh zu tun. Aber so klein und winzig war ich froh, wenn er in sicheren Händen war.

Nachdem Sophia Robin ins Bett gebracht hatte – in das Kindbett, dass ich den halben Vormittag aufgebaut hatte und das jetzt direkt neben unseren stand – da drückte sie mir einen Kuss auf die Wange und umarmte mich von hinten.

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