36 no to the dream.

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LOUIS

„Das ist nicht die Sonne, die untergeht, sondern 

die Welt, die sich weiter dreht."

[ Robin ]



„Und dann habe ich neunzig Minuten damit verbracht mir etwas über Finanzmathematik anzuhören! Finanzmathematik! Ich habe gerade so verstanden, dass es um Stochastische Prozesse und irgendetwas, was sich Black-Schuh-Modell nennt, geht und-"

Am anderen Ende der Leitung unterbrach Liam mich: »Du meinst das Black-Scholes-Modell.«

Prompt blieb ich samt Einkaufwagen zwischen den Lebensmittelregalen stehen. „Woher zum Teufel weißt du, was das Black-Scholes-Modell ist?"

»Ach komm, Lou, das weiß doch jeder«, ließ Liam den Schlauen raushängen und ich bückte mich, um nach mehreren Packungen Milch zu greifen. Frustriert bat ich: „Klär mich auf."

»Es ist ein Finanzmathematisches Modell zur Bewertung von Optionsscheinen, entwickelt von Fischer Black und Myron Scholes. Das Modell zielt darauf ab, den theoretisch richtigen und fairen Optionsscheinpreis zu ermitteln. Wichtigste Bestimmungsgrößen sind der Kurs des Basiswertes, der Basispreis, die Restlaufzeit der Option, der risikofreie Zinssatz und die erwartete Volatilität des Basiswertes.«

Nun hielt ich inne. „Das liest du ab! Verarsche mich nicht. Woher wusstest du überhaupt, dass Robin sich eine Vorlesung zur Finanzmathematik anhören wollte?"

»Weil ich ihm die Lesung empfohlen habe und vorher das Programmheft auswendig gelernt habe«, antwortete mein Kumpel amüsiert und ich suchte Müsli raus. Schließlich sprach er: »Todlangweilig, oder?«

„Total. Das waren lauter römische und griechische Dörfer für mich", gab ich zu und schob den Wagen weiter. Beim Brot seufzte ich tief und gab zu: „Es ist beängstigend, dass Robin all das zu verstehen scheint."

»Das war nur Finanzmathe, Lou. Du musst ihn mal bei Quantenphysik erleben.« 

Nein, besser nicht. 

Ich erinnerte mich daran, dass der IQ-Test damals gezeigt hatte, dass Robin überdurchschnittlich intelligent war. Vielleicht sollte ich ihn einen Test wiederholen lassen, oder mir mal genauer ansehen, welcher Wert für was stand.

Nach diesem Erlebnis war ich sichtlich erschlagen und hatte mich motiviert daran gemacht zu erfahren, mit was sich Robin noch so auseinander setzte. Das hätte ich einfach lassen sollen, denn danach fühlte ich mich unglaublich dämlich. Mit den Unterlagen war ich auf der Couch eingeschlafen, bevor ich überhaupt irgendetwas begriff.

Gerade, als ich glaubte, ich würde Fortschritte mit den Jungs machen, da erlebte ich den ersten depressiven Schub von Robin mit. Mir blutete das Herz, als ich Robin so sah, so antriebslos, niedergeschlagen, innerlich am Boden liegend. 

Das tiefe schwarze Loch schien ihn unaufhörlich zu verschlingen. 

Da waren unkontrollierte Gefühlsausbrüche und die eiskalte Art, wie er Finley von sich stieß, ließ mich glauben, dass ein vollkommen anderer Mensch vor mir stand.

Finleys Blick ließ mich jedoch wissen, dass es nicht das erste Mal war, das Robin ihn dermaßen plötzlich auf Distanz hielt.

Es war mir ein Rätsel, wie Robert es all die Jahre geschafft hatte sich immer um Robin zu kümmern und dafür zu sorgen, dass niemand etwas bemerkte. Ich vermutete, dass sie öfter Rollen getauscht hatten, als ich je erahnen würde.

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