Kapitel 1: Ein Team für die Prüfung

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Gähnend machte sich Fuyumi Yagari auf den Weg zum Dorfvorsteher. Die 12-Jährige war von ihrem Vater schon am frühen Morgen geweckt worden, da der Chef des Dorfes irgendetwas mit allen jungen Shinobi besprechen wollte. Müde streckte sie sich. Was konnte das schon so wichtiges sein?! Immerhin passierte in diesem sterbenslangweiligen Dorf kaum etwas Spannendes. Wenn sie es wenigstens ab und zu mal verlassen durften. Aber nein, erlaubt war das ja nur wenn die Eltern mit einem ausgingen oder man einen Auftrag vom Dorfvorsteher bekam. Beides Dinge, die so gut wie nie eintrafen.
Als sie ankam, bemerkte sie, das sie fast die Letzte war. Nur ein, zwei Schüler fehlten noch.
"Und, was wollt Ihr uns nun so wichtiges mitteilen?" fragte ein vorlauter Junge aus der zweiten Reihe ungeduldig. Fuyumi gesellte sich erstmal zu ihrer besten Freundin Jayna. Die Schwarzhaarige sah ziemlich besorgt aus. Gut, eigentlich sah Jayna fast immer besorgt aus. Die Braunhaarige erkundigte sich bei ihrer Freundin, was nun diese Versammlung zu bedeuten hatte, aber auch diese wusste es nicht. Wäre ja auch zu schade gewesen. Hoffentlich kam der Rest bald, denn Fuyumi hatte wirklich keine Lust, den Rest des Tages damit zu verbringen, an diesem Ort zu stehen.

Eine halbe Stunde später waren alle Kinder da. Fuyumi hatte sich mittlerweile auf den Boden gesetzt und gegen Jayna's Beine gelehnt. Hätte sich der Dorfvorsteher nun nicht zu Wort gemeldet, wäre sie wohl eingeschlafen.
"Hört alle gut zu. Ich, als Oberster dieses Dorfes, habe eine Entscheidung getroffen. Dieses Jahr werden wir das Versteckspiel beenden. Angefangen mit der Chunin-Auswahlprüfung. Wir werden nämlich ein Team von unsere Shinobi mit dort teilnehmen lassen."
Ein Murmeln ging durch die Reihen der jungen Schüler. Schon seit naja eigentlich schon immer, durften Shinobi aus diesem Dorf nicht an diesen Prüfungen teilnehmen. Nicht, weil man ihnen die Karriere verwehren wollte. Die Fähigkeiten des Dorfes sollten nun mal nicht an die Öffentlichkeit. Umso seltsamer war es, das der Vorsteher trotzdem ein Team nach Konoha schicken wollte.
"Das gibt noch Ärger mit den Dorfältesten." flüsterte Jayna als sich Fuyumi interessiert wieder auf die Beine schwang. Das braunhaarige Mädchen verdrehte die Augen.
"Das ist dann aber doch nicht unser Problem. Also schau nicht immer so finster." Doch der düstere Blick verschwand nicht aus dem Gesicht ihrer besten Freundin. Fuyumi seufzte. Was hatte sie eigentlich erwartet? Jayna war schon immer das Negative in Person gewesen. Die Braunhaarige selbst würde gerne zu den Auswahlprüfungen gehen. Allein schon, um mal aus diesem Drecksloch raus zu kommen. Wenn auch nur für kurze Zeit. Es war besser als nichts. War nur noch die Frage, was man tun musste, um für die Chunin-Auswahlprüfung ausgewählt zu werden.
Als auch nach 10 Minuten keine Erklärung dazu erfolgt war und alle nur in der Gegend herumstanden, hob Fuyumi die Hand.
"Und was müssen wir tun, um in das Team zu kommen?" Der Dorfvorsteher sah zufrieden auf. Er war wohl sehr erfreut über Fuyumis Interesse. Doch das war ihr absolut egal. Die Kunoichi konnte ihn sowieso ihn sowieso nicht leiden. Sie wolte nur das er mit der Antwort rausrückte. Ungeduldig wippte sie mit ihren Füßen auf und ab, bis der Mann vor ihnen endlich wieder zu sprechen begann.
"Ihr müsst mit euren Teamkameraden einen kleinen Test bestehen." Was für...? Oh... Nach kurzer Zeit fiel ihr ein was gemeint war. Die kleinen dreier Grüppchen, in die sie zu Beginn der Ausbildung eingeteilt worden waren. Wer hätte gedacht, das die je wieder zur Sprache kamen. Die Braunhaarige sah sich um. Jayna stand immernoch neben ihr. Das finster dreinblickende Mädchen war mit Fuyumi in einer Gruppe gewesen. Doch die dritte Person konnte sie nicht entdecken.
"Suchst du mich?" hörte sie plötzlich eine leise Stimme hinter sich. Mit einem lauten Kreischen drehte sich Fuyumi erschrocken um. Hinter ihr stand ein Mädchen mit himmelblauen Haaren. Die Hälfte ihres Gesichts war durch ihren Pony verdeckt.
"Mensch Amaya, ich sagte doch, hör auf mich immer so zu erschrecken." fluchte Fuyumi. Naja, jedenfalls hatte sie so ihre zweite Kameradin gefunden. Sie war echt nicht zu beneiden. Nicht das Amaya und Jayna keine guten Freunde und starke Ninjas waren, aber... die Braunhaarige seufzte. Jayna sah immer alles gleich negativ und Amaya sprach so gut wie nie ein Wort. Eigentlich nur, wenn sie wirklich keine andere Möglichkeit hatte. Das sie mit Fuyumi und Jayna öfter sprach, hatte eine Ewigkeit gedauert. Aber was beschwerte sie sich. In diesem Dorf war noch nie etwas normal gewesen.
"Ich glaube, der Test hat schon angefangen." riss Jayna's Stimme sie plötzlich aus ihren Gedanken. Verwundert sah Fuyumi sich um. Erst konnte sie nichts auffälliges entdecken, dann bemerkte sie das der Dorfvorsteher nicht mehr da war. Überhaupt schien keiner der Älteren anwesendzu sein. Das war sehr seltsam, da die sonst neugiriger waren, als die Polizei erlaubt. Dann war da noch dieses beklemmendes Gefühl.
"Ein Gen-Jutsu." flüsterte Amaya mit ihrer leisen Stimme. Jayna nickte zustimmend und auch Fuyumi konnte sich endlich einen Reim auf die Sache machen.
"Jayna, kannst du es auflösen?" Die Braunhaarige wusste von dem besonderen Gen-Jutsu-Talent ihrer Freundin. Doch zu ihrer großen Enttäuschung sah Fuyumi wie diese den Kopf schüttelte.
"Das ist kein einfaches Gen-Jutsu. Ich denke genau das ist die Prüfung. Herauszufinden, wie wir hier raus kommen." flüsterte sie leise. Mittlerweile waren sie ein ganzes Stück von den anderen weggegangen und waren dabei sich die Umgebung genauer anzusehen. Natürlich wollte Fuyumi wissen, was sie denn nun tun mussten, um dieses Gen-Jutsu aufzulösen. Jayna sah sich aber nur um und sagte erstmal nichts. Dann lief sie los, ohne jede Vorwarnung. Doch die anderen beiden hatten es nicht schwer mit der Schwarzhaarigen mitzuhalten. Diese blieb vor einem großen Felsen stehen und formte ein Fingerzeichen.
"Lösen!" Es dauerte keine zwei Sekunden, bis die Welt um uns wankte und wir plötzlich auf einer nebeligen Wiese standen. Natürlich kannte Fuyumi diesen Ort. Er lag ein bisschen auserhalb und war gut zum Training geeignet. Das sie hier wieder 'aufwachen' würden, hätte sie allerdings nicht gedacht. Vor ihnen stand ein Ninja ihres Dorfes.
"Nicht schlecht, ihr wart die Ersten, doch es gibt noch eine weitere Aufgabe." rief er und hielt ein rohes Ei hoch. Als er sich sicher war, das alle drei dieses Ei gesehen hatten, steckte er es in eine Tasche seitlich seiner Taille. "Eure Aufgabe ist es, mir dieses Ei abzunehmen und zum Dorfvorsteher im Rathaus zu bringen. Dabei darf es nicht kaputt gehen, sonst habt ihr den Test verloren." Alle drei nickten. Eine einfache Aufgabe war das bestimmt nicht, aber Fuyumi hatte schon eine Idee. Es dauerte nicht lang und schon hatte sie ihre beiden Freunde eingeweiht. Danach blickte sie auf und griff den Prüfer ohne Scheu an. Im Tai-Jutsu war sie eigentlich ziemlich gut, doch ohne ihre Lieblingswaffe, einen wunderschön verzierten Speer, musste sie improvisieren. Während der Ninja ihre Angriffe blockte oder ihnen auswich, war es nun Amaya's Aufgabe, das Ei zu sichern. Da sich ihre Jutsu's eigentlich nur auf die Beschwörung und Lenkung von Wasser spezialisierten, war das eine perfekte Aufgabe für sie. Es dauerte nicht lange und sie hatte das Ei in der Hand. Oder eher in einer Wasserblase. So würde es wenigstens etwas sicherer sein. Danach lief sie los, mit Jayna im Schlepptau. Auch Fuyumi war gewillt ihnen zu folgen und so setzte sie noch einen gezielten Tritt Richtung Gesicht. Natürlich konnte ihr Gegner den Angriff ohne große Anstrengung blocken, doch da er ihren Fuß nicht festhielt, sprang sie mit einem Salto auf beide Füße und folgte ihren Freundinnen.
Jetzt hieß es  laufen. Sie wollten dieses Ei sicher zum Rathaus bringen. Doch diese Prüfung wäre zu leicht, wenn es nicht noch weitere Hindernisse geben würde. Als eine Gruppe von Gegnern auf sie zu kamen, war es auch mal für Jayna an der Zeit zu zeigen was sie kann. Die kleine Kunoichi war die schlechteste im Tai-Jutsu dennoch war sie sehr gefährlich. Denn es stimmte, das sie ein Gen-Jutsu-Talent war und das bezog sich nicht nur auf das Lösen solcher. Ein schwarzer Fächer, den sie eigentlich immer bei sich trug, lag in ihrer Hand. Mit einem Schwung durch die Luft sah es so aus als würde Staub aufwedeln. In Wahrheit war das der Beginn für ein Gen-Jutsu der Schwarzhaarigen. Doch viel Zeit würde es ihnen nicht verschaffen. Die Prüfer und Helfer waren alles sehr hoch ausgebildete Shinobi und somit würde es nicht lange halten.
Dennoch waren sie nach einem anstrengenden Lauf die ersten, die beim Rathaus ankamen. Ein Freudensprung und ein lautes Rufen hallte durch das Dorf. Fuyumi hatte es geschaft. Sie war bei den Chunin-Asuwahlprüfungen dabei.

Als sie am Abend nach Hause kam, berichtete sie gleich ihrem Vater von all dem. Fuyumi's Mutter lebte nicht mehr. Sie war kurz nach der Geburt ihrer Tochter gestorben. So versuchte ihr Vater eigentlich immer so gut es ging für seine Tochter da zu sein. Als er hörte, das sie zum Dorf Konoha reisen würde um an den Auswahlprüfungen teilzunehmen, lächelte er stolz. Vielleicht war er aber auch nur einfach froh, das seine Tochter nun mal etwas anderes sah als dieses öde Dorf.
"Wann geht es los?" erkundigte er sich.
"Schon morgen früh. Master Shiro hat Angst das wir sonst nicht rechtzeitig ankommen würden." antwortete sie. Shiro war damals ihr Lehrmeister gewesen. Umso mehr freute es sie, das er sowas wie der Teamleiter war, während sich Fuyumi mit ihren Freunden in Konoha befand. Mit einer unglaublichen Geschwindigkeit verschlang sie das Essen. Sie wollte etwas mehr Schlafen als sonst, immerhin hatten sie eine aufregende und lange Reise vor sich.
Am nächsten Morgen erwachte Fuyumi, wie so oft, schon vor ihrem Wecker. Sie entschied sich für ein schwarzrotes, kurzes Kleid. Oben war es eng geschnitten, doch der Rock flatterte und war kurz, sodass genug Begwegungsfreiheit geboten war. Darunter kam eine kurze schwarze Leggings. Ihr schokoladenbraunes Haar flechtete sie sich zu einem großen Zopf, verschlossen mit einer kleinen Spange. Dann noch schnell in die Schuhe und ein Gürtel mit einer Tasche um die Hüften, fertig. Das einzige, was jetzt noch fehlte war ein Stirnband. Aber sowas besaß das Dorf nun mal nicht. Immerhin war es ja geheim. Allein bei diesen Gedanken verdrehte die Braunhaarige die Augen. So befestigte sie erstmal das kleine Silberkettchen, an dem ein Anhänger mit einer geschlossenen Blüte zu sehen war, um ihr Handgelenk. Das war das einzige Zeichen, welches zeigte, das sie von hier stammte. Nur mächtige und einflussreiche Menschen wie die Kage wussten damit etwas anzufangen. Naja, aber vielleicht haben die Dorfältesten sich ja jetzt was wegen den Stirnbändern einfallen lassen, dachte Fuyumi fröhlich. Denn eigentlich wollte sie so ein Teil immer schon mal tragen.
Nach dem Frühstück, oder besser gesagt mit einer Toastscheibe noch im Mund, verließ sie das Haus. Auf dem Weg zum Tor traf sie schon auf Jayna, die langsam auf dem Weg dort hin war. Sie begrüßten sich und gingen gemeinsam weiter. Ayame stand schon am Tor und wartete, genau wie ihr 'Teamleiter' Shiro. Im seiner Hand lagen tatsächlich Ninja-Stirnbänder. Fuyumi strahlte.
"Der Dorfvorsteher hat diese extra für uns anfertigen lassen. In Absprache der großen Dörfer natürlich. So fällt es nicht auf, das wir aus diesem Dorf kommen. Wenn jemand fragt von wo ihr stammt, werdet ihr folgendes Antworten. Der Ort heißt 'Tsubaki', das Dorf hinter den Blumen." Wow, das klang ja echt langweilig. Fuyumi sah sich das Stirnband genauer an. Es war eine Blume als Zeichen darauf zu sehen. Alles passte zusammen, das war vom Vorsteher zu erwarten. So, wo sollte das braunhaarige Mädchen das Stirnband nur befestigen. Gut, eigentlich gehörte es auf die Stirn, immerhin war es ein 'Stirn'-Band, aber eigentlich gab es so viele Möglichkeiten. Amaya entschloss sich, es auf den Kopf zu schnallen wie ein Haarband. Natürlich, würde sie es sich vor die Stirn binden, könnte sie ja nicht mehr ihren Pony vor ihr Gesicht hängen lassen. Fuyumi verdrehte die Augen, doch dann fiel ihr auf, das es eigentlich ganz hübsch aussah. Jayna entschied sich für die klassische Variante. Fuyumi dachte nach. Zu ihrem ausgefransten Pony würde das wahrscheinlich nicht passen, so kam das Stirnband nun an den selben Platz wie bei ihrer Kollegin Amaya. Nun konnten sie los. Fuyumi freute sich riesig. Sie wollte schon immer die Welt da draußen sehen.
Gemeinsam mit den anderen machte sie sich also nun auf den Weg nach Konohagakure.

Fuchsschweif [Das Dorf der Götter] - PausiertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt