Chapter 24

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Doch ich rannte in jemanden hinein.

Ich schaue ihr kurz ins Gesicht und dann umarme ich sie. Ein schluchzen kann ich nicht unterdrücken. Sie streichelt mit ihrer Hand sanft meinen Rücken auf und ab. 

>>Ich habe dich vermisst.<<,schniefe ich ein wenig undeutlich. Ihre Umarmung wird fester und auch sie fängt jetzt an zu schluchzen.

>>Ich habe dich auch vermisst Lou.<<,haucht meine Mutter mir ins Ohr. Lange bleiben wir in dieser Stellung, bis sie mich leicht wegdrückt und mir tief in die Augen schaut.

>>Lou, ich kann nicht lange bleiben. Ich wollte nur klarstellen, dass ich dich liebe und mir meine Worte echt leid tun und...<<Doch ich unterbreche sie.

>>Mum. Es tut mir leid. Bitte geh nicht weg.<<Ihr Blick wird auf einmal sehr leer und sie schaut auf ihre Füße. Hallo?! Guck mal wieder mich an!

>>Lou ich kann echt nicht bleiben. Und du wirst auch nicht mit kommen! Es tut mir leid, aber ich will es einfach nicht.<<,äußert sie sich monoton.

Jetzt fängt sie wieder damit an. Nein, sie geht nicht!

>>DU KANNST NICHT WIEDER GEHEN!<<,schreie ich sie an und ich wische mir meine Tränen weg.

Sie räuspert sich und geht einfach weg. Soll ich ihr hinterher laufen? 

>>Bleib stehen!<<,brülle ich sie an und sie zuckt kurz zusammen, ehe sie sich zu mir umdreht.

>>LOU! Nein ich muss gehen!<<,schreit sie mich genauso so laut an.

Wieder fließen einzelne Tränen runter. Schon wieder ein Abschied; nur diesmal wird sie nicht wiederkommen. Ich renne auf sie zu und umarme sie noch einmal. Ich lasse all meine Gefühle die zurzeit in mir sind rauß; Wut, Trauer, Liebe, Hass...

>>Lou. Vergess mich bitte nicht.<<

>>Ich werde dich nie NIE vergessen!<<

Diesmal löse ich mich von ihr. Sie geht von mir weg und stellt sich an die Bordsteinkante hin; sie ruft ein Taxi. Dann steigt sie ein und schaut mich noch einmal liebevoll an. Mit diesem Lächeln verschwindet sie im Auto und fährt weg. Ihr Lächeln, ich werde es nie vergessen.

Lange schaue ich ihr hinterher, obwohl sie schon lange weg ist. Nun ich bin alleine; schon wieder. Warum geht sie eigentlich immer? 

Weiche Hände packen meinen Rücken und ich werde von hinten umarmt. Ich drehe mich um und erblicke die besorgte Katie. 

>>D-Das w-war m-meine M-Mutter.<<,stottere ich und falle ihr in die Arme.

>>Psst. Erzähl es mir einfach, wenn du bereit bist.<<,tröstet sie mich.

Ich schließe meine Augen und heule mich an ihr aus. Minuten lang bleiben wir so, bis ich blinzle und  Chloe in meinem Blickfeld treffe. Sie steht an der Tür und beobachtet uns. 

Das Mädchen, das eine schlechte Zeit hatte. Nein, das war keine schlechte Zeit. Es war eine richtig abgefuckte Zeit. Sie hat viel durch gemacht und ist jetzt hier; in Sicherheit. Sie musste viel leiden und vieles mit sich machen lassen. Auch hat sie einiges Beobachtet. Schlagartig kocht die Wut wieder in mir hoch; sie ist mit dran Schuld, dass mein Vater tod ist.

Mir ist es egal, was sie mitmachen musste, sie hat zugesehen wie man meinen Vater umbringt. Das kann ich nicht auf mir sitzen lassen. So unschuldig ist sie gar nicht! Diese Wörter hallen immer wieder in meinem Kopf herum.

Ich kann ihr aber nix antun. Warum eigentlich nicht? Dann ist sie ja endlich erlöst, das wollte sie ja die ganze Zeit. Wieder kommen mir Textstellen vor die Augen:

"Ich will einfach nicht mehr sein."

"Ich halte es nicht mehr aus!"

"Ich habe mir geschworen, wenn das so weiter geht, werde ich mich selbst umbringen..."

Ich könnte es ihr ja erleichtern; indem ich ihr diesen WUNSCH erfülle! 

Warum treiben sich meine Gedanken nur immer so weit weg? So bin ich nicht. Ich weiß es einfach nicht. Ich weiß gar nix mehr; ich fühle nur diesen HASS auf sie!

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