Kapitel 1

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Geschockt betrachtete ich mich im Spiegel. Wie hatte das passieren können? Vor einem Monat hatte sie doch noch perfekt gepasst!

Jetzt waren und wirken meine Beine in dem viel zu kurzen schwarzen Faltenrock länger als ich sie in Erinnerung hatte und die weiße Bluse konnte ich ebenfalls auf gar keinen Fall anziehen.

Schnell zog ich mir einen schwarzen Rollkragenpulli über. Was war das für eine Schuluniform? Es musste wirklich nicht gleich jeder an dem meinem ersten Schultag meinen schwarzen Calvin Klein BH durch den fast durchsichtigen Stoff sehen.

Ob dort jeder so rum lief? Hoffentlich nicht, aber an einer Schule voller Kinder von Bänkern, Firmeninhabern, Schauspielern, Musikern, Erben und altem Adel war das vermutlich kaum zu verhindern.

Ich sollte mich nicht beschweren, ich war eine von ihnen, auch wenn mir das nicht gefiel.

Ich verließ meinen Ankleideraum. Ja, ich habe einen Ankleideraum, allerdings habe ich keine von den Klamotten dadrin selbst ausgesucht.

Das war alles Mom, Mom steht auf Markenklamotten, sie selbst ist Modedesignerin und deswegen auch selten zu Hause und häufig in New York und Europa.

Auch Dad ist eher selten zu Hause, als ich kleiner war, war er der beste Rennfahrer der Welt, jetzt ist der begnadete Schauspieler und Filmregisseur.

Das ist auch einer der Gründe warum ich mit vier zu meiner Grandma zog, denn da gingen meine Brüder in die Vorschule und ich langweilte mich Zuhause zu Tode.

Granny wohnt nicht in so übertriebenen Luxus wie wir, sie
besitzt ein bescheidenes hübsches Häuschen in einem abgelegenen Ort. Dort verbrachte ich die letzten 12 Jahre, war nur in den Ferien hier, Zuhause.

Vor zwei Wochen dann beschlossen Mom und Dad mich zurückzuholen, damit ich eine anständige Bildung erhielt, wie sie es nannten.

Ich ging auch bei Granny zur Schule, nur eben das es eine öffentliche Schule und keine Privatschule war. Was Freunde angeht, so stört mich der Wohnortswechsel wenig, denn an meiner alten Schule hatte ich nicht wirklich welche. Im ersten Moment klingt das bestimmt hart aber entweder fürchten die Leute unser Geld oder sie hassen es, einige andere wollen es ausnutzen. Aber auch wenn ich dort wenige Freunde hatte, so war ich dort trotzdem Zuhause.

Ich durfte sein wer ich war und musste mich nicht mit Markenklamotten, wie die weißen Nike Air Force in die ich gerade hineinschlüpfte, befassen. Heute würde sich da ändern. Alles würde ich heute ändern.

Ein Junge mit den gleichen dunkelbraunen Haaren wie ich, allerdings mit leuchtend grünen Augen und keinen goldbraunen wie meine, riss die Tür zu meinem Zimmer auf und stürmte herein: "Los Schnappi, bist du endlich fer..", er stockte und schenkte mir ein breites Grinsen,"Wow, Schnappi du siehst echt verdammt heiß aus."

Ich schnaubte, da war ja klar gewesen, schnappte meinen Rucksack und schritt hocherhobenen Kopfes an ihm vorbei: "Halt die Klappe Ian! So etwas sagt man nicht über seine kleine Schwester!"

Er lachte und folgte mir runter in die Küche. Eine vielleicht drei Zentimeter größere und dunkelblonde Version von Ian erwartete uns dort bereits.

Er bedachte mich mit einem bewundernden Blick: "Wow, was ist aus Schnappi geworden? Die Schuluniform der Malwords steht dir echt gut Schwesterherz."

Ich verdrehte die Augen: "Du nicht auch noch Louis. Könnt ihr bitte mal aufhören mich dauernd Schnappi zu nennen?"

Ian tippte mir auf die Nase: "Klar, wenn du nicht mehr unsere kleine bissige Schwester bist."

Empört verschränkte ich die Arme: "Ich beiße schon seit mindestens zwölf Jahren nicht mehr!"

Ian tippte mir erneut auf die Nase, es fiel mir schwer ihm seinen Finger nicht abzubeißen: "Und trotzdem bist du noch unsere kleine Schwester."

"Hey, ich bin 1,77m groß!"

"Tja, ich bin 8 cm größer als du und außerdem älter. Keine Ahnung wie du das einholen möchtest."

"Du bist nur ein Jahr.."

"einen Monat und zwölf Tage älter als du und Louis ist sogar nochmal ein Jahr und sieben Tage älter."

"Toll, da hat jemand in Mathe aufgepasst", er streckte mir die Zunge raus, "Louis sag doch auch mal was!"

"Sorry Schnappi, aber ich glaub wir müssen jetzt mal los." Bevor ich reagieren konnte warf Louis mich über seine Schulter und trug mich unter lauten Potestschreien meinerseits in die Garage. Ian folgte uns und streckte mir lachend die Zunge raus.

Angekommen stellte mein geliebter großer Bruder mich auf den Boden ab. Angepisst zupfte ich meine Kleidung zurecht : "Wehe du machst das in der Schule! Der Rock ist kurz des Todes!"

I'm your Robin HoodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt