Kapitel 58- Das erste Date

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Mit Bauchweh stieg ich aus Ians Jaguar. Vor der Türe des hell erleuchteten Restaurants drehte ich mich noch einmal zu ihm. Aufmunternd winkte er mir zu. Auf irgendeine Weise war er ja schon ein echt süßer und toller großer Bruder.

Nervös betrat ich das Restaurant und fragte die Kellnerin, die die Tische zuweist nach der Reservierung von Ricardo. Es war ein hübsches Restaurant mit Türbögen im Weinkeller Style, einer Hohen Decke, riesigen Fenstern aus dunklem Holz nach draußen. Im Hintergrund lief gedämpft Musik und es roch nach Pizza uns Spaghetti. Eine Kellnerin führte mich zu einem Tisch an welchem ein Junge/junger Mann etwa ein zwei Jahre älter als ich saß und mich offen anstrahlte sobald er mich entdeckte. Der Junge hatte kurze schwarze Haare, die sich trotz der fehlenden länge stark kräuselten. Er erhob sich extra für mich und küsste mich kurz auf die Hand, bevor er mir die Jacke abnahm und der Kellnerin übergab, meinen Stuhl für mich zurecht rückte und sich erst dann wieder mir gegenübersetzte. Seine Augen waren von einem dunklem braun und seine gebräunte Haut ließen auf viel an der frischen Luft verbrachte Zeit schließen. Ich erwiderte sein Lächeln vorsichtig. Er trug ein weißes Hemd kombiniert mit einer normalen schwarzen Hose. Zum Glück hatte ich doch noch das Kleid angezogen sonst wären wir im Partnerlook gewesen. Die Kellnerin fragte uns was wir trinken wollten. Ricardo antwortete mit einem höflichen Lächeln und in dem er mich keine Sekunde aus den Augen ließ: „Ein Glas ihres besten Bordeaux für mich und für die Dame...", er sah mich fragend an. „Ein Glas Wasser bitte.", erwiderte ich ein wenig klein laut. Mein Selbstbewusst sein lässt manchmal zu wünschen übrig. Er nickte und die Kellnerin eilte los. Nun auch leicht verunsichert fragte er: „Hast du nicht vor lange zu bleiben oder warum das Wasser?" Ich schüttelte den Kopf: „Nein, nein, ich habe den ganzen Abend Zeit. Es ist nur..." „Ja?", seine Augen strahlten eine solche Neugierde und Offenheit und zugleich Freundlichkeit aus, dass ich nur ehrlich sein konnte: „Ich mag keinen Alkohol und mein Bruder steht draußen noch vor der Tür und wartet auf meine Nachricht, das alles okay ist." Er lehnte sich ein wenig vor, seine Augen musterten noch immer gespannt die meinen: „Und ist alles okay?" „Ich denke schon. Ich werde ihm sofort schreiben.", ich zückte mein Handy und schickte Ian ein kurzes okay. Ricardo beobachtete mich aufmerksam: „Du hättest ihm noch nicht schreiben müssen, wenn du dich noch unwohl fühlst." Ich lächelte ihn etwas selbstbewusster an: „So ist es besser." Zufrieden lehnte er sich etwas zurück: „Gut, ich habe mir echt viel Mühe gegeben. Findest du die Kerzen stehen so gut?" Die Kerzen standen in der Mitte des Tisches rechts und links, so dass sie die Sicht auf ihn nicht einschränkten: „Sie stehen perfekt.", lobte ich die Tischkunst. Er strahlte: „Nicht?. Ist es dein erstes Blind Date?" „Ja, um ehrlich zu sein schon. Stell ich mich sehr doof an?" Er lächelte: „Du bist echt gut. Dein Outfit ist perfekt gewählt. Es ist gut, dass du deine Haare zurückgemacht hast, damit man dein hübsches Gesicht besser sieht. Die Lederjacke hat deine Unsicherheit ein wenig vertuscht. Du erwiderst mein Lächeln, das ist auch sehr gut." Ich spürte wie meine Wangen heiß wurden: „Danke." „Wie schlage ich mich bisher?", fragte er. „Nun, du bist offen, ehrlich, zuvorkommend und höflich. Auch dein Outfit ist perfekt gewählt. Wenn du das alles hälst, sieht es gut für dich aus." Er lachte: „Dann ist ja gut." Die Kellnerin kam mit zwei Gläsern zurück in welche sie die Getränke füllte, sie reichte uns die Menükarten. Eingehend studierte ich die meine. Ricardo fragte: „Weißt du schon was du nimmst?" „Hmmm.", ich betrachtete das Angebot, „Als Vorspeise einen Bauernsalat, als Hauptspeise Spaghetti mit Bolognese Soße ...oder nein doch besser Lasagne und als Nachtisch... einen Eisbecher um die verbrannte Zunge abzukühlen. Was nimmst du?" „Dein Plan klingt sehr durchdacht. Statt der Lasagne werde ich jedoch Pizza nehmen." „Pizza ist auch echt gut. Was für eine Pizza nimmst du dann?" „Welche würdest du denn empfehlen?" „Die No Meat mit Spinat, Brokkoli und jeder Menge anderem Gemüse." „Die werde ich wohl nicht nehmen, ich hasse Brokkoli. Da bleibe ich doch besser bei der Sardellen Pizza." Naja, jedem der seine Geschmack. Ich für meinen Teil kann Sardellen nicht ausstehen. Aber wems schmeckt...

Wie sich herausstellte war der Pizza Geschmack nicht unsere einzige Differenz. Während des gesamten Gespräches war die Stimmung immer mehr gekippt und angespannter geworden. „Also meine Hobbys sind Singen, Klavier spielen, joggen und Ballett tanzen.", erklärte ich mittlerweile nur noch lustlos. Er verzog das Gesicht: „Klingt ziemlich musikalisch. Ich persönlich bin wohl der unmusikalischste den die Welt je gesehen hat. Allgemein Kunst und sowas liegt mir gar nicht. Ich hasse auch lesen. Viel mehr stehe ich auf Klettern und Fußball." Da ich absolute Höhenangst habe und Klettern, deshalb überhaupt nicht mein Fall ist sprang ich auf die Fußballschiene an: „Fußball? Ich finde Fußball echt witzig. Im Urlaub spiel ich das immer.." „Naja, als witzig würde ich den Sport jetzt nicht bezeichnen...", nahm er mir auch das letzte Gesprächsthema. Schweigend saßen wir uns gegenüber und stocherten in unseren Eis Resten. Ich räusperte mich: „Also...ich glaube nicht, dass es zwischen uns funkt... Du bist komplett anders als ich. Eigentlich heißt es ja, dass Gegensätze sich anziehen, aber wir scheinen uns in komplett anderen Lebenswelten zu bewegen. Es tut mir echt leid.." Erleichtert lehnte er sich zurück: „Puhhhh. Ich bin echt froh, dass du es auch so siehst. Tut mir leid, dass ich dein erstes Blind Date vermasselt habe." Die Spannung hatte sich gelöst. Ich machte eine abwerfende Handbewegung: „Wirklich vermasselt hast du es ja nicht. Ich glaube, dass ist der Zweck von Blind Dates: Das man herausfindet ob es passt. Bei uns passt es halt nicht." „Früher oder später findest du bestimmt jemanden mit dem es passt. Du bist ein unglaubliches Mädchen. Nur leider nicht mein Fall.", er zwinkerte. „Du wirst bestimmt auch noch jemanden finden der zu dir passt.", munterte ich ihn auf. Er lachte: „Die Hoffnung stirbt zuletzt. Weißt du wie du nach Hause kommst. Soll ich dich fahren?" Ich schüttelte den Kopf: „Nein, danke. Mein Bruder wollte mich abholen. Ich will dir keine Umstände bereiten." „Dann ist ja gut. Ich bezahl das Essen. Als Wiedergutmachung." „Nein, nein. Musst du nicht. Ich kann mein Essen ruhig selber bezahlen. Meine Eltern haben eh Geld wie Heu." „Das ist mir egal. Ich bezahl und damit basta."

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