Kapitel 65

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Das war der Moment in welchem ich meine Zukunft deutlich sehen konnte, unsere Zukunft.

~Es war ein langer Tag gewesen. Das störte mich aber recht wenig. Ich war erfolgreich in dem was ich tat. War die selbstständige, organisierte Geschäftsfrau die ich immer hatte sein wollen. Geschickt rief ich mir in den vollen Straßen New Yorks ein Taxi. Vor einem der riesigen Wolkenkratzer mitten in Manhattan stieg ich aus. Fröhlich begrüßte ich den Portier der mir gutgelaunt die schicke Eingangstür öffnete. Die Eingangshalle war riesig und teuer. Der Aufzug hielt kurz vom Dach und öffnete mir seine Türen in ein modernes, gemütliches offenes Loft mit einer gigantischen Aussicht über die Skyline der Stadt. Geschafft ließ ich zunächst alle meine Taschen fallen und trat ans Fenster um jeden Abend der Sonne beim untergehen zuzusehen. Jemand trat hinter mich, legte seine Arme um mich und zog mich an sich. "Hey, Schatz.", Joey zog eine Spur aus Küssen meinen Hals entlang bis zu meinem Ohr an welchem er verweilte um ein wenig daran zu knabbern, "wie war dein Tag, Schöne?" Ich drehte mich zu ihm und erwiderte seinen Kuss: "Anstrengend, aber gut. Wie war dein Tag?" "Auch Anstrengend. Der Fall ist echt knifflig, aber wir werden es schaffen." Ich lächelte stolz: "Ich erwarte nichts anderes." "Dein letzter Artikel in der Times war echt gut." Ich war überrascht:"Du hast ihn gelesen?" "Ich lese sie alle." Ich küsste ihn:"du bist unglaublich." Er lachte:"Danke. Schön dass du meine Unglaublichkeit erkennst. Darf ich mir dann heute auch aussuchen was wir essen?" "Klar, solange es chinesisch ist.", ich zwinkerte ihm zu. Seine Augen strahlten mich an: "Weißt du wie sehr ich dich liebe?" "Nicht so sehr wie ich dich liebe."~

Es war das erste Mal, dass ich ein klares Bild meiner Zukunft hatte. Ich verstand jetzt, was eine Freundin mit: wen es der richtige ist kannst du dir problemlos eine Zukunft mit ihm vorstellen; gemeint hatte. Joey könnte tatsächlich der Richtige sein. "Also ich möchte ja kein Spielberderber sein, aber dadurch, dass du immer nachgehackt hast, hast du jetzt keine Fragen mehr übrig. Kommen wir also auf meine Ausgangsfrage zurück: Gehst du mit mir auf den Ball?" "Ich würde mich sehr freuen deine Begleitung sein zu dürfen, also ja.", und ich freute mich tatsächlich. Mit ihm konnte es ein Ball, wie aus dem Märchenbuch werden. "Ein Anliegen habe ich noch.", riss er mich erneut aus meinen Träumen, "wir müssen uns noch mehr treffen: Kino, Schwimmbad, Partys, Zuhause chillen, was auch immer, ich verbringe gerne Zeit mit dir." Arwwww. Ich strahlte ihn an: "Ich mag dich auch echt gerne. Das Treffen heute ist ja noch nicht vorbei und morgen können wir nochmal was unternehmen."

Und das taten wir auch. Wir fuhren gemeinsam auf einen Jahrmarkt und erlebten dort ein richtiges Klischeemäßiges wenn auch sehr schönes Date. Wir teilten uns Zuckerwatte, fuhren auf dem Riesenrad von welchem an er meine Hand hielt🙈, ließen uns im Geisterhaus erschrecken und er gewann für mich beim Schießstand einen riesigen Kuschelbären. Okay, das letzte habe ich erfunden. Er weigerte sich für mich um einen Bären zu schießen, weil er meinte das wäre zu kitschig und wenn ich einen wollte brauchte ich es nur zu sagen, was ich natürlich nicht tat. Das wäre ja albern gewesen. Dafür gewann er beim Dosenwerfen eine Taube, die er mir schenkte. Ich bin zwar nicht wirklich ein Vogel Fan, freute mich, aber trotzdem und schenkte dem Viech einen Ehrenplatz auf meiner Lieblingskommode in meinem Zimmer. Hab ich schon erwähnt, dass er meine Hand gehalten hat? Ich meine, Lucas hat auch meine Hand gehalten, aber das war etwas anderes. Mit Joey fühlte es sich eher wie Händchen Halten an und entfachte sogar den ein oder anderen Schmetterling in meinem Bauch. Ja richtig gelesen, ich, Mara Hamilton, fange an mich in Joey Trap zu verlieben. Und das nach nur zwei, fast drei Tagen. Nagut, sind wir ehrlich mittlerweile sind die Wochen und jede Menge gute Kontaktaufnahmen mit Joey ins Lande gezogen. Wir unternahmen in jeder freien Sekunde etwas und schrieben uns, wenn es uns nicht möglich war uns zu treffen. Ich lächelte glücklich die Decke über meinem Bett an. Mein Leben war in dieser Zeit so perfekt. Klar es gab ein paar kleine Hacken mit Joey. Zum Beispiel war er nicht wirkluch tolerant was meine Freunde betraf, beziehungsweise wollte lieber, dass ich mit ihm und seinen Freunden chillte, was auch dazu führte, dass ich in der Schule mit meinen Brüdern an einem Tisch sitzen musste. Wenigstens durften meine Freunde bei uns am Tisch sitzen, auch wenn ihnen, dass nur ein wenig gefiel. Dennoch, das Leben mit ihm war so, wie man es sich mit seinem ersten Freund vorstellte. Ja, du hast richtig gelesen, seit einer Woche waren er und ich offiziell zusammen, liiert, ein Paar, glücklich vereint. Es waren noch drei Wochen bis zum Ball, ich hatte mein Kleid und einen tollen Tanzpartner, der sogar mein erster richtiger Freund war. Diesen Moment musste ich auf jeden Fall genießen. Ich atmete tief ein.

KLLIIIIRRRRRR.

Ich fiel vor Schreck vom Bett. Irgendetwas war durch das Fenster geflogen und hatte ein Loch in die Scheibe geschlagen. Ich richtete mich vorsichtig auf, blieb jedoch geduckt. Was war das gewesen? Ein Einbrecher vielleicht? Ein schlechter Scherz von einem von Ians Freunden? Vielleicht sollte ich meine Brüder rufen oder doch gleich die Polizei? "Mara?", ertönte in diesem Moment eine bekannte Stimme aus dem Garten. Lucas. Was machte der denn hier? Er konnte es unmöglich sein, seit dem Ausflug hatte ich nichts mehr mit ihm zu tun gehabt. Ich machte einen großen Bogen um das zersplitterte Glas und trat auf den Balkon. Vorsichtig beugte ich mich über die Brüstung. Tatsächlich, dort stand er mit seinen faszinierenden Augen und der perfekt unperfekten Frisur. "Lucas?", vergewisserte ich mich ungläubig. "Bist du blind? Wer sollte ich sonst sein? Erwartest du sonst jemanden?" Ich war buff: "Nein. Natürlich nicht. Warum hast du einen Stein durch meine Scheibe geschleudert? Hab ich dir was getan?" Er wurde blass: "Oh sorry. Ich wollte nichts kaputt machen. Das war halt der kleinste Stein den ich finden konnte und ich wollte nicht klingeln, damit deine Brüder keine dummen Fragen stellen.." Das klang zumindest in gewisser Weise einleuchtend. "Was machst du hier Lucas?", konzentrierte ich mich auf das wesentliche. Er kratzte sich verlegen: "Ich weiß nicht...Ich wollte reden...oder so..." Er wollte reden? Warum kam er denn damit zu mir? Hatte er plötzlich keine Freunde mehr? Die letzten Wochen hatte er mich doch auch nicht gebraucht. Warum also jetzt?

„Kann ich hochkommen?", fragte er jetzt. „Ob du das kannst weiß ich nicht, aber du darfst, wenn du möchtest.", antwortete ich. „Was ist passiert? Mit wem sprichst du?", trat in diesem Moment Joey zu mir auf die Terrasse. Oh, den hatte ich ja ganz vergessen. Er hatte meine Dusche benutzt, da es mal wieder sehr heiß war und er geschwitzt hatte und sich unwohl fühlte so auf meinem Bett zu liegen, -nicht zweideutig denken, wir chillen nur, haha „chillen", das Wort klingt viel zu cool für mich-, als Lucas den Stein durch mein Fenster geworfen hatte. Er war demnach auch nur mit einem einzigen weißen Handtuch bekleidet, welches er um die Hüfte geschlungen trug. War es besser, wenn er Lucas sah oder wenn er ihn nicht sah? Einerseits hasste ich Geheimnisse und Lügen, andererseits mochte Joey Lucas nicht besonders und dieses Gefühl schien auf Gegenseitigkeit zu beruhen. „Was macht der denn bei dir?", fragte Lucas genervt. Joeys Blick fiel auf Lucas. Seine Miene verdüsterte sich: „Die Frage ist doch viel eher was du bei meiner Freundin machst!" Besitzergreifend legte Joey einen Arm um mich und zog mich eng an sich. An seinen nassen, harten Oberkörper, der mir in diesem Moment einfach nur unangenehm war. Eigentlich steh ich auf ein wenig Eifersucht und wenn der Typ ein bisschen besitzergreifend ist, aber gerade jetzt war es einfach nur peinlich. Ich versuchte zu lächeln und die Situation zu entschärfen: „Hey Joey, Lucas hat ein gutes Recht hier zu sein. Wir sind erstens Nachbarn und zweitens sind unsere Eltern gute Freunde." Ich wollte noch etwas sagen, wie: Er und ich sind außerdem auch Freunde, den Kontakt zu Fabian und Sascha verbietest du mir ja schließlich auch nicht. Aber ich ließ es. Es schien nicht sehr glaubhaft, nachdem ich Monate keinen Kontakt zu ihm hatte. Lucas starrte mich unverwandt an, bevor er sich wieder an Joey wandte: „Ich wusste nicht, dass sie deine Freundin ist." „Tja, jetzt weißt dus.", er umklammerte mich noch fester. „Ich wollte nur mit ihr reden, aber offenbar ist sie deinem Charme verfallen und ihr seid beschäftigt." War Lucas jetzt etwa eingeschnappt, weil ich etwas mit einem Jungen angefangen hatte? Etwas Ernsthaftes wohlgemerkt. Oder wünschte ich mir das nur? Nein, ich war mit Joey glücklich. Er liebte mich und ich liebte ihn. Lucas sah mich noch ein letztes Mal unverwandt an: „Glaub nicht, dass das Spiel beendet ist. Es bin noch immer ich der es beendet. Wir sehen uns in der Schule." Mit diesen Worten verschwand er. Etwas in mir zog sich zusammen. Er spielte das Spiel, also immer noch. Er hatte es noch nicht aufgegeben. Wollte mir noch immer das Herz brechen. Wollte es noch immer gewinnen. Ich weiß nicht warum, aber es schien mir als hätte es von neuem begonnen. Wir standen wieder am Anfang. Er mochte mich nicht und hatte nur vor mich auszunutzen und ich... keine Ahnung ob ich ihn mag. Ich habe es in den letzten Wochen wohl vergessen. Joey riss mich aus meinen Gedanken: „Was für ein Spiel?" Ich machte eine abwerfende Handbewegung: „Ach nichts. Nur so ne dumme Wette. Gehen wir wieder rein? Wir müssen die Splitter aufsammeln." Er blieb skeptisch: „Wenn du meinst... Lass die Putzfrau doch die Splitter aufputzen, dazu ist sie schließlich angestellt. Louis und Lana haben gefragt ob wir mit ihnen Bowlen gehen. Ich habe zugesagt."

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