Eine Hand auf meiner Schulter weckte mich aus meinen Gedanken. Ich sah in die Augen meiner Mom.
„Schätzchen!", sie lallte leicht, hatte anscheinend zu tief ins Glas geschaut, sie hatte ein leichtes Alkoholproblem, „Du musst...", sie setzte sich auf den Stuhl neben mich, „Du musst etwas auf dem Klavier spielen!"
„Nein, Mom! Das werde ich nicht! Du weißt wie ich es hasse vor Publikum zu spielen!", ich schob ihr den Rest meiner Mousse au chocolate Portion hin, „Iss was."
„Nein Schatz! Tu es für deine Tante Lissy!"
Ich gab nach: „Isst du was, wenn ich spiele?"
Sie nickte. Oh mann, ich war mir nicht sicher ob jetzt ich diejenige war die ihren Willen durchsetzen konnte oder sie. Wahrscheinlich eher sie.
Als ich mich auf die Bühne begab, beendete die Band, auf ein Zeichen meiner Tante, ihr Lied. Wie hypnotisiert zog der weiße Flügel mich an. Ich setzte mich auf den farblich passenden, also ebenfalls weißen, Klavierhocker. Behutsam strich ich über die Tasten. Es war ein sehr schönes Instrument. Sobald mein Finger die erste Note spielte, glitten meine Hände wie von alleine über die Tasten.
Ich habe keine Ahnung welches Stück oder welche Stücke ich spielte, doch ich glaube sie kamen gut an. Sobald ich wieder in die Realität zurückkehrte beendete ich das Vorspiel und begab mich zurück zum Tisch.
Ian begrüßte mich, ich erkannte den Stolz in seinem Blick: „Du warst unglaublich Schnappi."
In diesem Moment setzte sich Lucas auf den Stuhl neben mir, zog mich bevor ich es verhindern konnte näher an sich und legte erneut seinen Arme um mich: „War? Sie ist unglaublich."
Er küsste mich leicht in den Nacken. Mehrere Male. Was war los mit ihm? Seine Küsse lösten ein leichtes Kribbeln an den betroffenen Stellen aus, welches sich weiter ausbreitete und in einer Gänsehaut ausartete.
Ian ballte seine Hände zu Fäusten: „Was soll das? Seid ihr jetzt zusammen oder was?"
Lucas der meine Gänsehaut wohl zum Glück auf die Kälte zurückführte zog sein Jacket aus und legte es um meine Schulter: „Ja. Was dagegen?"
Na toll, ging das wieder los? Ich wollte die Sache gerade richtig stellen, da spürte ich Lucas Mund an meinem Ohr: „Spiel mit Mara. Du willst doch nicht, dass sie die Wahrheit erfahren und alles umsonst war."
Ian starrte mich unverwandt an: „Stimmt das Schnappi?"
Ich nickte. Zählte das schon als lügen?
Ian sah ungläubig zwischen Lucas und mir hin und her, bis sein Blick bei mir stehen blieb: „Er spielt nur mit dir. Das weißt du doch schon oder? Bei der nächsten scharfen Braut lässt er dich wieder fallen. Du bedeutest ihm nicht mehr als die Rache an mir."
Das wusste ich. Ian tat mir so leid. Ich tat mir auch leid. Mein erster offizieller Freund war ein Fake-Freund. Ich sollte einfach über meinen Schatten springen und meinen Brüdern die Wahrheit sagen. Wenn da nicht noch mein Stolz im Weg wäre..
Eigentlich war Ian auch selbst Schuld wenn er darauf rein fiel. Ein bisschen Wissen über mich, seine Schwester, hatte ich ihm schon zugetraut. Andererseits verarschte ich ihn bereits einen Monat, indem ich Zeit mit Lucas verbrachte... War es falsch was ich tat?
Ich wollte mich vollkommen auf meine Brüder verlassen können, da sollten sie sich auch auf mich verlassen können. Stopp! Wer hatte hier mit meiner besten Freundin geschlafen? Nicht Lucas, nein, Ian war es gewesen.
Ich erwiderte Ians Blick kalt: „Hast du etwas dagegen Bruderherz?"
Mein Blick verletzte ihn, das war nicht zu übersehen: „Mara, bitte.. Ist es wegen Clara?"
Ja. „Nein."
„Wegen was ist es dann? Liebst du ihn etwa?"
Ihn lieben? Niemals. Ich ließ die Frage unbeantwortet.
„Es ist wegen Clara. Mara, was willst du noch hören, damit du mir endlich glaubst, dass es mir leid tut? Ich weiß echt nicht mehr was ich machen soll...", er klang wirklich verzweifelt.
Ich sollte endlich die Wahrheit sagen. Wenn ich es nicht tat wäre ich wie eine aus diesen Filmen, die das Ende unnötig herauszögert.
Ich seufzte, es half ja eh alles nichts,: „Lucas, geh bitte."
Zu meiner Überraschung widersprach Lucas mir nicht, stattdessen stand er auf und ging tatsächlich. Er ging einfach. Wow, der gab aber leicht auf.
„Ian, ich...ich bin nicht mit ihm zusammen."
Erstaunt sah er zu mir auf.
Ich bestätigte meine Aussage: „Ja, wir sind wirklich nicht zusammen. Er wollte euch nur so eins auswischen. Ich habe ihn dabei unterstützt. Wegen Clara. Weißt du ich nehme es dir wirklich übel."
Ian erwiderte: „Es tut mir wirklich leid Mara."
Ich hob die Hand um ihn zum Schweigen zu bringen: „Ich habe auch nicht mit Lucas geschlafen. Ich habe mit niemandem geschlafen. Gut, ich hab bei ihm und leider auch mit ihm in seinem Bett geschlafen, aber mehr ist wirklich nicht passiert. Ich bin immer noch Jungfrau. Es tut mir so leid Ian!"
Mittlerweile bedeckten Tränen die Haut meines Gesichtes. Beschützend nahm Ian mich in den Arm: „Schhhh. Schon gut."
Tränen verschleierten mein Gesicht als ich zu ihm aufsah: „Es tut mir so leid Ian.", ich schluchzte.
„Schon gut Schnappi. Alles ist gut."
Ich schniefte theatralisch: „Es tut mir so leid Ian. Können wir bitte wieder... wieder Freunde sein?"
Er zog mich noch näher an sich: „Natürlich Schnappi! Wir waren doch immer Freunde. Du bist meine kleine Schwester!"
„Kannst mich jetzt bitte nach Hause bringen?"
„aber sicher doch."
Wir standen auf und er stützte mich sogar während er mich zu seinem Auto brachte.
Auf dem Weg zum Auto kamen wir an Lucas vorbei. Er lehnte an einem Baum im Schatten, sodass Ian ihn gar nicht bemerkte. Kapitel Lucas: Abgeschlossen.
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I'm your Robin Hood
Teen FictionMara ist ein ganz normales Mädchen. Ein fast ganz normales Mädchen. Sie ist eine Hamilton und ihre Familie stinkreich. Zudem sind ihre Brüder zwei elende Aufreißer. Dann ist da noch Lucas der Bad Boy der Schule und größte Feind ihrer Brüder. Als o...