*Amy*
Nach einer gefühlten Ewigkeit löste ich mich aus der Umarmung.
Genau sowas hatte ich gebraucht. Wann hatte mich zuletzt jemand in die Arme genommen und mich so fest gehalten? Vor allem ein Junge? Dieses Gefühl, dass jemand für mich da war, wann hatte ich dies zuletzt verspürt? Um ehrlich zu sein, ich konnte mich nicht einmal daran erinnnern.
Um mich wieder aus meinen Gedanken zu holen, warf ich Harry einen dankbaren Blick zu.
Grün blickte direkt in braun.
Er lächelte mich nur nickend an, wobei seine Grübchen zum Vorschein kamen und ich schwach zurück lächelte. „Tut mir leid, ich hatte...überreagiert.“, entschuldigte ich mich und wischte mir die letzten Tränen von der Wange. „Schon verziehen.“, antwortete Harry und Niall stimmte ihm fröhlich zu. „Und nun komm, iss eine Kleinigkeit.“, fügte er mit seinem irischen Akzent hinzu und ich nickte gezwungen. Etwas musste ich essen, selbst wenn ich mich später wieder erbrechen würde.
Ich ging mit Harry zurück zum Tisch, an dem Niall schon saß und etwas aß. Harry zog den Stuhl für mich zurück und bat mich, mich zu setzen. Dies tat ich auch sofort und musterte Niall. Er sah echt süß aus, so wie er gerade seinen Kuchen mampfte.
„Hier, nimm dir einfach alles, was du möchtest.“, grinste der Blonde, gab mir einen Teller und schob das volle Tablett näher zu mir ran.
Ich musterte es genau. Erdbeerkuchen, Muffins, Kaffee, Orangensaft oder ein belegtes Brötchen. Was hatte wohl am wenigsten Kalorien? „Du kannst wirklich alles nehmen, ich möchte nichts und Niall hatte schon genug für heute.“, meinte Harry, woraufhin Niall ihn empört ansah. „Du musst wissen, Niall ist unser kleiner Fresssack!“ Der Lockenkopf neben mir lachte und streckte seinem Kumpel die Zunge raus. „Hey, dat schtimmt nischt!“, nuschelte der Blonde mit vollem Mund und ich musste mir ein Kichern unterdrücken. „Wieso?“ „Weil isch ´n irischer, kleiner Fresssack bin!“, antwortete Niall Harry. Dieser prustete darauf hin los und ich konnte mir ebenfalls ein Lachen nicht unterdrücken.
Ich fühlte mich in diesem Moment das erste Mal seit sehr langer Zeit so frei. Warum? Ich lachte wieder, wenn auch nur ein wenig. Aber wann hatte ich bitteschön das letzte Mal gelacht? Das letzte Mal gelacht meine ich, bei dem mein Lachen nicht gefaked war?
*Harry*
Ihr heiseres Lachen neben mir löste in mir einen schnelleren Herzschlag aus. Ich glaubte, noch nie hatte ich jemanden so schön lachen gehört. Ihr Lachen klang so… so fröhlich, doch gleichzeitig irgendwie verbrechlich. Wie auch ihre Stimme, die immer zitterte, wenn sie etwas sagte. Dieser Mädchen hatte etwas, vielleicht verbarg sie ein Geheimnis oder so. Jedenfalls kam es mir so vor, sie war interessant und auf irgendeine Weise zog mich das an.
***
Nialls Schmatzen riss mich aus meinen Gedanken und ich schüttelte stumm meinen Kopf. Dieser Junge hatte echt keine Manieren beim Essen. Amy hatte sich entzwischen einen Muffin genommen und aß diesen, indem sie immer wieder ein kleines Stück abbrach und es Stück für Stück langsam aß.
Ich musterte sie dabei von der Seite. Ihre braunen Haare, die zusammen gebunden waren, waren zerzaust und unter ihren langen Wimpern, um ihre Augen herum, war etwas Wimperntusche verschmiert, da sie geweint hatte. Plötzlich spickelte sie zu mir herüber und sah mich schüchtern an. „Ist was?“, fragte sie unsicher, woraufhin ich meinen Kopf schüttelte. Ihre rehbraunen Augen mit den langen, dichten Wimpern darum waren wunderschön und harmonierten perfekt mit vollen Lippen.
„Hazza, starr sie nicht so an, du machst ihr ja noch Angst!“, meinte Niall an mich gewandt und Amys Wangen verfärbten sich schlagartig von zartem Rosa in rötlich. Süß.
„Tu ich doch gar nicht Niall, friss lieber dein Futter, Fresssack.“, verteidigte ich mich und er kicherte.
Ich schaute mich weiterhin schweigend im Raum um, während die beiden noch aßen. „Bist du schon fertig?“ Mein irischer Kumpel sah geschockt zu Amy, deren Teller nun leer war. „Hab keinen Hunger mehr.“, antwortete sie leise, worauf Nialls Gesichtsausdruck noch geschockter wurde. „Du hast doch aber nur einen Muffin gegessen! Komm, iss das noch!“ Er zeigte auf das Stück Erdbeerkuchen und wollte es ihr auf den Teller tun, doch sie protestierte. „Nein, danke. Ich hab nicht mehr allzu viel Hunger.“ Jetzt sah Niall mich an, mich auffordernd, sie zu überreden. Wie sollte ich das bitte tun? „Isst du eine Hälfte, wenn ich die andere esse?“, schlug ich spontan vor und nach kurzem Überlegen nickte sie. Ich reichte ihr und mir jeweils eine Hälfte des Kuchenstückes, das wir gleich aßen.
***
Eine Weile später betrat Gemma das Caffee, in dem wir uns befanden und steuerte direkt auf uns zu. „Amy! Hast du etwas gegessen? Geht´s dir besser?“, fragte sie sofort und Amy nickte. „Ja, hab ich! Aber am nächsten Training darf ich doch wieder mitmachen, oder?“ Wieder zitterte ihre sanfte Stimme. „Klar. Aber du isst davor bitte etwas!“ Erneut nickte sie, danach wandte sich meine Schwester an uns. „Und an euch danke, dass ihr für sie da wart, hier ist das Geld wegen dem Essen.“ Sie hielt mir 20 Euro hin, doch Niall lehnte sie ab. „Das geht in Ordnung.“, stimmte ich zu und Gemma umarmte mich. „Danke, Bruderherz.“ Ich lächelte. „Von mir auch danke.“, gab Amy von sich und zeigte ein schwaches, aber glückliches Lächeln. „Gerne.“
„So, ich muss los.“, meinte Gemma anschließend, umarmte mich nochmals. „Pass auf dich auf, Amy.“ Sie legte ihre Hand auf Amys Schulter und verabschiedete sich auch noch von Niall, bevor sie endtgültig ging.
Kaum war sie verschwunden, gesellten sich Zayn, Louis und Liam zu uns. „Wann wollen wir eigentlich gehen? Es ist schon spät und Eleanor wollte heute noch vorbei kommen.“, erklärte Louis und ich zuckte nur mit den Schultern. „Ihr könnt ruhig gehen, ich laufe dann jetzt nachhause.“ Ungläubig warf Liam Amy einen Blick zu, die schon aufgestanden war. „Es regnet in Strömen und du willst laufen?“, fragte er und sie nickte. „Ich werde es schon überleben.“ „Nein, auf keinen Fall! Wir können sie doch mitnehmen, nicht wahr, Jungs?“ Ich wartete auf die Antworten meiner Kumpels auf meine Frage und alle nickten. „Klar!“, sagte Niall und räumte noch schnell sein Tablett auf. „Ach quatsch, ihr habt genug für mich getan, wirklich! Ich kann das bisschen auch nachhause laufen.“ Wir alle fünf schüttelten gleichzeitig unsere Köpfe, so dass sie überstimmt war. „Danke.“
Wir liefen durch den Ausgang der Sporthalle zu unserem Van und fuhren wie ausgemacht zuerst Amy nachhause. Sie erklärte uns, wo sie wohnte und Liam fuhr den Van. Ich saß neben Amy und Zayn. Amy starrte schweigend aus dem Fenster, wo der Regen in Ströhmen nur so vom Himmel prasselte. Ein typischer Regentag für London.
Kurz bevor wir bei ihr in der Ausfahrt hielten, stupste ich sie vorsichtig an. „Hm?“ „Kann ich deine Nummer haben?“, flüsterte ich fragend in ihr Ohr, worauf hin sie mich verwirrt an sah. Dachte sie ich wollte etwas von ihr? Ich wollte ihre Nummer ja eigentlich eher, um zu wissen, wie es ihr ging und mit ihr in Kontakt zu bleiben. Irgendwas an ihr zog mich einfach so verdammt an. „Oder ich gebe dir meine, damit ich,… ich meine wir, wieder für dich da sein können, wenn...wenn etwas ist.“, stotterte ich herum. Ich spürte Zayns amüsierten Blick auf mir. Normalerweise war ich nämlich fast nie schüchtern, wenn ich Mädels um eine Nummer bat. „Achso, klar. Aber das müsst ihr echt nicht. Ihr habt doch sicher immer genug zu tun.“ Ich zuckte nur mit den Schultern. „Trotzdem.“ Sie schmunzelte leicht und gab mir dann ihre Nummer und ich schickte ihr meine gleich per SMS. „Danke.“, meinte ich gerade, als der Van vor ihrem Haus hielt. Es war klein und außerhalb Londons, aber es machte einen schönen Eindruck.
„Nochmals danke für alles.“, sagte sie, bevor sie ausstieg und uns allen nochmal ein kleines Lächeln schenkte.
Ein letztes Mal für heute traf ihr wunderschönes Braun auf mein Grün.
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Save Me (SLOW UPDATES!)
Teen FictionWas passiert, wenn du ein Leben voller Probleme führst? Mobbing, Bulimie und Ritzen ist dein Alltag, noch dazu ist dein Leben geprägt von einer dunklen Vergangenheit. Was ist, wenn niemand von all dem weiß? Aber was passiert, wenn du alleine bist un...