Kapitel 2: Ryan *

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R Y A N

"Halt verdammt noch mal die Klappe Tom!" Knurre ich meinen Beta leise aber bedrohlich an. Jeden scheiss Morgen das Selbe! Wieso bin ich nochmal Alpha?

"Nicht gleich so unhöflich, Alphawölfchen." Der will es heute wirklich wissen. Todeswunsch?

"Halt.einfach.deine.Klappe!" Genervt nehm ich mein Kissen und werfe es ihm blind direkt ins Gesicht. Zufrieden höre ich ihn auf keuchen und kann nicht anders als zu grinsen. Yes! Rache ist süüüss! Sein leises knurren ignoriere ich gekonnt und fange das Kissen problemlos auf. Hat er echt gedacht er könnte mich damit treffen? Bitte!

Zufrieden mit diesem kleinen Sieg drücke ich das Kissen auf mein Gesicht um wenigstens das schrecklich helle Licht auszublenden. Aber natürlich denkt mein Beta nicht einmal daran mich wieder schlafen zu lassen. Unfair!

"Vergiss es Ryan! Da kannste 100x mein Alpha sein, die Arbeit ruft und wenn du jetzt nicht endlich deinen gottverdammten Arsch hoch bewegst kriegst du kein Frühstück." Er grinst mich an als hätte er gerade den Hauptgewinn bei einer Tombola gewonnen. Ich seufze und werfe das Kissen weg. Scheisse. Jeden Morgen die selbe Leier und obwohl ich der Alpha bin hab ich noch nicht einmal gewonnen. Dafür liebe ich mein Frühstück zu sehr! Und dieser Arsch nutzt dieses Wissen eiskalt aus!

"Tom, RAUS!" Belle ich ihm noch entgegen, leider ohne Kissen, da dieses irgendwo am Boden gelandet ist.  Zum Glück geht er auch wirklich und lässt mir dieses Mal wenigstens die Decke. Gestern hat ihm wohl gereicht. Sein Gesicht, als er mir die Decke weggezogen hat und etwas gesehen hat was er nicht sehen sollte, war unbezahlbar!

Bevor ich doch noch einschlafe rolle ich mich aus meinem kuscheligen Bett und falle in der Bettdecke ein gekugelt auf den Boden. Immerhin war es eine weiche Landung. Seufzend drehe ich mich aus dem Gewirr heraus und stehe mühselig auf.

Ab unter die Dusche! Im Versuch wenigstens halbwegs wach zu werden, drehe ich das Wasser auf eiskalt und bleibe eine Minute darunter stehen. Natürlich erst nachdem ich mich noch richtig geduscht habe. So als halber Eiswürfel bin ich jetzt immerhin bereit für das Essen! Mit Kleidern versteht sich. Aus dem Schrank nehme ich mir eine meiner Boxershorts, ein paar Socken, normale blaue Jeans und ein weisses Shirt zum anziehen.

Endlich in der  Küchevisiere meine Frühstück an, was leider noch in der Pfanne brutzelt. Mit einem Schulterzucken trete ich neben Tom und hole Teller, zwei Gläser und Besteck aus dem Schränken. Ich bin zwar ein Alpha, aber kein faules Ei.

Tom wirft noch den Toast in den Toaster und füllt unsere Teller bereits mit dem Ei und einigen Speckscheiben. Unser Tägliches Frühstück. Er selbst trinkt jeden Morgen dieses eklige braune Zeug. Kaffee. Bäh, kann ich nicht ausstehen. Ich bevorzuge Tee, wobei ich den Koffein vom Schwarztee bekomme.

"Hier Ryan. Wir müssen uns mit dem Essen beeilen. In 10 Minuten müssen wir spätestens los." Er stellt das Essen auf den Tisch und setzt sich mir gegenüber hin. Wir haben einen kleinen Tisch in der Küche und den grossen im Esszimmer. Solange wir alleine essen, bleiben wir lieber in der Küche.

Nach 5 Minuten rennt Tom in den oberen Stock um sich selbst noch kurz fertig Aufzufrischen.

"Danke!" Rufe ich meinem besten Freund noch hinterher, bevor ich unser Geschirr wegräume und die Pfanne putzte. Tom ist zwar eine Nervensäge, aber kochen kann er. Er hatte auch genug Zeit es zu lernen. Wir kennen uns schon seit wir Winzlinge waren und schon da liebte ich es zu essen. Also besuchte er nur für mein wohlergehen sogar eine Kochschule! Toller bester Freund oder? Ich hoffe nur er findet seine Gefährtin nicht all zu bald. Sonst hat er ja keine Zeit mehr für mich! Gefährtin... nun ja, wir sind beide schon 23 Jahre alt. Eigentlich hoffe ich sehr das wir unsere bald finden. Ich habe mit ihm schon jedes Rudel in Irland drei Mal abgesucht. Nichts. Entweder unsere Gefährten sind noch nicht geboren oder sie leben in einem anderen Land. Beides keine schönen Aussichten...

"Ryan! Komm!" Jup, die Pflicht ruft.

"Moment!" Ich muss noch meine Zähne putzen! Schnell renne ich nochmal kurz in mein Badezimmer und mache die kurze Version der gelernten fünf Minuten. 

"Hey Tom, was hälst du davon wenn wir sämtlichen Rudeln von Irland einen Besuch abstatten?" Ich öffne gerade die Tür seines Range Rovers und sehe ihn mit hoffnungsvollen Augen an.

"Ryan... dass letzte Mal war doch erst vor nicht einmal zwei Jahren. Denkst du wirklich, dass es schon wieder Zeit ist? Klar, ich will meine Gefährtin ja auch finden, aber wir müssten das Revier für mindestens einen Monat zurücklassen. Inkl. DEINEM Rudel." Er hat ja recht. Mein Vater würde für die Zeit mein Revier beschützen, da er ja der "alte" Alpha ist, aber Tom lässt meinen kleinen Hoffnungsschimmer nicht wirklich heller leuchten. Sanft lege ich meinen Kopf in den Nacken und seufze. Welche andere Möglichkeit haben wir den? Wir brauchen unsere Gefährten und auch das Rudel braucht ihre Luna.

"Bitte Tom... ich halt das bald nicht mehr aus." Selbst mit geschlossenen Augen weiss ich, dass er den selben schmerzhaften, verletzten Gesichtsausdruck trägt wie ich. Zu viele Male haben wir uns Hoffnungen gemacht und wurden enttäuscht. Und jedes verdammte Mal tat mehr weh als das Vorherige. Wir wissen, dass sie leben. Jeder Werwolf würde den Tod seines Gefährten spüren, auch ohne je Kontakt gehabt zu haben.

"Können wir bitte heute Abend darüber reden?" Er wirft mir einen kurzen Seitenblick zu, worauf ich ihm kurz zu nicke. Ohne weitere Worte fahren wir weiter bis zur Arbeit. So fies es klingt, ich bin froh nicht alleine in dieser Situation zu stecken. Wenige in unserem Alter haben ihre Gefährten noch nicht gefunden und somit verstehen sie unseren Schmerz nicht.

Hoffnung ist wie eine wunderschöne Blume. Optisch ist sie wunderschön, aber alles Schöne ist gefährlich, wenn nicht sogar giftig. Diese Hoffnung auf Liebe ist wie ein Gift, es kann uns unseren Verstand kosten.

"Lass es, Ryan. Ich kann schon fast sehen wie sich die Zahnräder in deinem Kopf drehen. Es bringt nichts. Wir reden später darüber, am besten denkst du einfach nicht weiter daran." Mit nur einem weiteren Nicken akzeptiere ich seine Worte und versuche auf andere Gedanken zu kommen. Seufzend drehe ich das Radio lauter und summe zu der gespielten Melodie.

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