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Seit dem Vorfall sind schon einige Tage vergangen. In diesen hatte Bird sich von Wild und Fin fern gehalten. Betraten sie einen Raum, ging sie. Die anderen Mitglieder wussten mittlerweile was passiert war. Selbst di Kinder schienen eine Ahnung zu haben, denn sie fingen an die Blondine zu meiden.
Der Blondine gefiel das gar nicht. Sie versuchte ständig mit anderen ins Gespräch zu kommen, aber alle lehnten ab oder hatten plötzlich zutun. Sie hatte ihre Position verloren. Und das alles nur wegen Finn, ging ihr durch den Kopf und Wut brodelte in ihr. Bird würde sich aber nicht so schnell geschlagen geben. Sie fing an Nachts durch das Anwesen zulaufen, lief extra an Fins Zimmer vorbei, klopfte dort an oder schabte mit ihren Nägeln darüber. Sie würde dafür sorgen, dass er Angst bekommt und Wilds Chancen , sein Vertrauen weiterhin zu gewinnen und ihn mehr und mehr in das Rudel zu integrieren, sinken.
Aber es schien nicht zu wirken. Wenn sie Morgens ganz versehentlich an seinem Zimmer vorbeikam, bekam sie manchmal mit, wie Wild hinauskam oder Abends zu ihm ging und nicht mehr das Zimmer verließ. Angewidert gab sie es schließlich auf und überlegte sich andere Sachen. Allerdings müsste sie dafür warten. Und das konnte sie nicht, wenn sie ihn ständig vor der Nase hatte.
Eines Abends packte sie ihr Hab und Gut zusammen und verließ das Anwesen. Zuvor hatte sie sich in der Nahegelgenen Stadt eine Wohnung gesucht. Sie war gegangen ohne den anderen es mitzuteilen. Sie bezweifelte auch, dass es jemanden kümmern würde. Vor allem nicht dem Rudelführer.

"Sie ist weg." meinte Jack als er am Morgen ins Esszimmer kam.
"Ist doch gut oder nicht?" fragte Raph irritiert, als er die finsteren Mienen sah.
"Sie ist Nachts vor Fins Zimmer rumgeschlichen. Das sie gegangen ist, zeigt nur, dass ihr Plan nicht funktioniert hat. Sie wird aber nicht so leicht aufgeben. Sie wird sich schon etwas neues überlegt haben und wartet nur auf die richtige Gelegenheit." erklärte Wild die Situation.
"Wo ist Fin eigentlich?" fragte der Buntschopf und blickte sich suchend um.
"Er ist bei Whistle. Seine Haare sind ziemlich lang geworden und sie schneidet sie ihm." beantwortete der Rudelführer seine Frage.
"Nach und nach, gewöhnt er sich an uns." meinte Jack.
"Ja, aber es wird noch eine Weile dauern, bis ich ihn hier frei durch das Haus laufen lassen kann." oder ihm sagen kann, was wir wirklich sind, beendete er seinen Satz in Gedanken.
"Ich bin sicher es wird nicht mehr lange dauern. Schließlich ist er nicht mehr so angespannt und auf der Hut wenn er mit einem von uns hier rumläuft."
"Ich bin auch froh, dass er das tut. So verlässt er sich nicht nur auf mich."
Grinsend frühstückten sie zu Ende, bis Whistle hereinkam.
"Und, was haltet ihr davon?" sie zog Fin herein.
"Was soll schon sein? Sie sind nur wieder kurz." meinte Raph "Nichts besonderes."
"Natürlich. Sie sind viel besser geschnitten als vorher!" empörte sich Whistle " Jedes einzelne Haar ist genau gleichlang."
"Hast mit einem Lineal nachgemessen?" grinste Jack und zog eine Augenbraue hoch.
"Natürlich nicht."
"Ich find die gut so." meldete sich Fin und alle starrten ihn an.
"Seht ihr. Wenigstens einer, der meine Arbeit zu schätzen weiß" die Weißhaarige erfasste Fins Arm und zog ihn zu dem gedeckten Tisch. Sie setzten sich neben Wild der immer noch amüsiert grinste.
"Aber egal. Ich wollte dich eh etwas fragen, Brüderchen." fing Whistle mit ihrer Zuckersüßen Stimme an.
"Oh nein. Immer wenn du so kommst, willst du was ganz bestimmtes."
"Ach komm schon. Sag ja." bettelte sie.
"Kommt drauf an, was es ist."
"Ich will mit Fin in die Stadt. Er braucht dringend eigene Kleidung und eigene Sachen. Schließlich wohnt er ja jetzt bei uns."
Wild zögerte und wollte schon verneinen, hätte er nicht die vor Vorfreude glänzenden Augen von Fin gesehen.
"Na schön" gab er schließlich nach "Aber nur unter einer Bedingung. Du wirst Raph mitnehmen und Fin kein einziges mal aus den Augen nehmen."
"Du kommst also nicht mit?"
"Ich würde ja, aber es ist viel Arbeit liegen geblieben und die muss ich dringend aufholen. Vor allem weil das Treffen kurz bevor steht und bald DER Tag kommt."
"Stimmt ja. Gibst du uns dann was Geld? Schließlich können wir ohne ja nicht shoppen gehen." grinste sie frech.
"Fin tut mir jetzt schon leid." murmelte Jack und erntete sich einen giftigen Blick von Whistle. Wild seufzte nur, während Raph schon verschwunden war. Vermutlich seine Tasche holen.

Whistle, Raph und Fin liefen durch die Einkaufsstraße. Dabei hielt sich der Schwarzhaarige nahe an den beiden Anderen um sie nicht in der Menge zu verlieren. Irgendwann lächelte das Mädchen und packte ihm beim Arm. So ging er nicht verloren und sie hatte konnte ein Auge auf ihn werfen.
Sie liefen an mehreren Schaufenstern vorbei, schauten sich die unterschiedlichsten Sachen an und holten sich unterwegs ein Eis.
"Wie wäre es hiermit?" fragte die Weißhaarige und hielt ein blaues Shirt mit Aufschrift vor ihn. Sie nickte überzeugt und drückte es ihm mit einer kurzen schwarzen Hose an die Brust. Dann führte sie ihn zu den Umkleidekabinen. Während Fin die Kleidung anprobierte, poste Raph vor einem Spiegel. Er setzte sich dabei unterschiedliche Kappen und Sonnenbrillen auf.
Whistle verdrehte die Augen, die anfingen zu leuchten als Fin hinauskam.
"Perfekt!" rief sie aus "Das nehmen wir."
Ohne das Fin selber schauen konnte, wie er überhaupt aussah, wurde er zurück hineingeschoben.
"Zieh dich wieder um. Ich habe noch was anderes für dich, was du bestimmt in näherer Zukunft gebrauchen kannst."
Sie zog den Vorhang ein wenig auf und hängte etwas an einen Haken. Diesmal brauchte Fin was länger, bis er rauskam. Er trug einen dunkelgrauen Anzug mit blauer Krawatte. Wilds Zwillingsschwester musterte ihn, zupfte die Kleidung noch zurecht und nahm Raph die Sonnenbrille ab um sie Fin aufzusetzen. Sie nahm sie aer wieder ab, nachdem sie festgestellt hatte, dass das einfach nicht zu ihm passte.
"So kann man sich doch sehen lassen." meinte sie glücklich.
"Hmmm. Nicht schlecht." stimmte auch der Buntschopf ihr zu.
Sie kauften die Sachen und liefen in den nächsten Laden. Die Sonne hatte mittlerweile ihren höchsten Punkt erreicht und begann langsam wieder zu sinken. Whistle und Raph liefen enthusiastisch weiter um Fin weitere neue Kleidung zu besorgen.  Die Weißhaarige blieb mit einer Jacke erschrocken stehen. Sie drehte sich zu dem Buntschopf um und suchte den Laden ab. Aber sie konnte ihn nicht finden.
"Wo ist Fin?"
"Hmm? Er war doch direkt neben uns. Da-" Raph hielt inne. Er konnte ihn nicht sehen und die vielen Gerüche überlagerten seinen.
"Verdammt." fluchten beide wie aus einem Mund.

Fin hatte sie aus den Augen verloren. Nachdem ein Kerl ihn nach dem Weg gefragt hatte, und er ihm nicht weiterhelfen konnte, wollte er den anderen wieder folgen. Aber da waren sie schon weg. Keine Spur von ihnen.
Die plötzliche Angst überfiel ihn. Er blieb stehen und Leute rempelten gegen ihn, warfen ihm Schimpfwörter entgegen. Panik wallte in ihn auf und er begann geradeaus zu laufen. An Leuten vorbei, stolperte über einen losen Stein und wäre fast gegen jemanden gestoßen. Hätte nicht eine Hand seinen Arm erfasst und in eine Gasse gezogen. Keiner beachtete die beiden Männer. Auch nicht als Finn gegen die Wand gedrückt und ein Messer an seinem Gesicht aufblitzte. Der Mann war Anfang fünfzig, hatte schwarzes, langsam ergrauenes Haar, und trug eine dunkle Sonnenbrille, die verhinderte, dass man ihn auf den ersten Blick erkannte.
"Keinen Ton. Gib mir einfach dein Geld und nichts wird passieren. Oder willst du, dass dieses Messer dein hübsches Gesicht verunstaltet?" fragte er mit einer rauen Stimme.
"I-ich habe kein Geld."
"Natürlich hast du das. Ich habe doch gesehen, wie du diese teuren Sachen bezahlt hast." raunte der Ältere und drückte das Messer leicht gegen seine Wange, aber fest genug um einen feinen Schnitt entstehen zu lassen aus dem ein kleines Rinnsal Blut lief.
Mit weit aufgerissenen Augen erstarrte Fin.
"Ich habe wirklich kein Geld..." er zuckte zusammen, als das Messer noch weiter gegen seine Wange drückte. Der feine Schmerz durchzuckte sein Gesicht. Erinnerungen überschwemmten sein Gehirn und er brach in Zittern aus. Er stand kurz vor einer Panikattacke. Sein schneller flacher Atem ließ den Mann teuflisch grinsen. Er zog das Messer wider weg und hielt es diesmal an seinen Hals. Fin schluckte und wagte es nicht zu atmen.
"Also. Gibst du mir jetzt dein G-"
"Lass ihn sofort los!" knurrte Raph und riss den Mann von Fin weg. Whistle packte den Schwarzhaarigen und stellte sich vor ihn.
"Was? Ich habe doch nichts gemacht. Wir haben uns nur nett unterhalten."
"Von wegen. Und was ist dann damit?" der Buntschopf zeigte auf das leicht blutige Messer.
"Das, das kann ich erklären."
"Von wegen." knurrte Raph und trat bedrohlich näher.
"Raph!" rief Whistle "Lass ihn." sie wandte sich mit genauso animalischen Auge zu dem Älteren "Und wenn sie das noch einmal mit jemanden machen, dann finden wir sie." knurrte sie. Damit zog sie Fin an der Hand haltend aus der Gasse. Raph folgte ihnen kurz danach.
"Wollen wir mal hoffen, dass das nicht genäht werden muss." murmelte Wilds Schwester und drehte vorsichtig seinen Kopf um sich das genauer anzuschauen.
"Das ist nicht das einzige Problem. Wir sollten auf ihn aufpassen. Wir können uns echt auf was gefasst machen, wenn Wild davon erfährt."
"Und anlügen können wir ihn auch nicht." murmelte Whistle.
"Es ist nicht so schlimm." murmelte Fin "Ich bin das gewohnt."
"Du solltest dich an sowas nicht gewöhnen." sagte die Weißhaarige entsetzt.
"Genau. Das ist nichts, woran man sich gewöhnen sollte." tadelte auch Raph.
"Aber egal. Wir gehen besser zurück. Raph, du hast doch die Tüten oder?"
"Klar. Hab ich die." er hob die Einkaufstüten vom Boden auf und prüfte, ob noch alles da war.
"Dann los." Whistle schnappte sich erneut Fins Arm und steuerten den Heimweg an.

Das Leben eines Wolfes Mate - Boy x Boy (ABGEBROCHEN)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt