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Wild stand in seiner Wolfsgestalt vor der grauen Wölfin Bird. Sein Hass und die Wut hatten sich zusammengeballt und knurrend sah er zu, wie sie zurückwich, die Ohren angelegt, das Fell gesträubt. Sie zwang sich, ihre Angst nicht zu zeigen.
Der Alpha trat näher, zwang sie so dazu, von seinem Mate zurückzuweichen. Jetzt stand er über ihm. Mit den Augen auf Bird gerichtet, beugte er seinen Kopf hinunter und schnüffelte an Fin. Da er noch lebte aber schwach atmete wegen des hohen Blutverlusts stieg er über ihn hinweg und versperrte der Wölfin den Weg.
Hinter sich hörte er die Schnellen Schritte mehrere Leute. Er brauchte sich nicht umzudrehen um zu wissen, dass das Jack, Whistle, Raph und ein anderer seines Rudels war. Knurrend gab er ihnen Befehle und merkte wie Fin weggezogen wurde. Da der Flur grade noch genug Platz gab, um für ihn darin zu stehen, konnte er Bird nicht richtig angreifen. Deshalb ging er weiter auf sie zu, sie wich weiter zurück, bis sie an einer anderen Treppe ankam und irgendwie rückwärts hinabstieg. Dabei versuchte sie warnend zu knurren, was ihr nicht ganz gelang. Sie hatte die Wut und Kraft ihres ehemaligen Alphas komplett unterschätzt. Sie unterdrückte ein Winseln und suchte einen Fluchtweg. Sie hatte zwei Wahlen. Durch den Garten wo die ganzen anderen Rudel lauerten oder durch die Eingangstür, die aber verschlossen war. Bird wandte den Kopf hin und her auf der suche nach einem Ausweg, weil beide Varianten nicht die besten waren. Schließlich entdeckte sie ein Fenster in der Nähe. Es war groß genug um hindurch zu springen, allerdings wusste sie auch, dass Wild sie verfolgen würde. Knurrend lief sie nach links und spürte sofort wie der Alpha hinter ich aufholte und ihr dicht auf den Versen war. Sie sprang mit einem Satz durch das Fenster. Die Glassplitter, die sich beim aufkommen in ihre Pfoten schnitten ignorierte sie.
Stattdessen hatte sie nur im Kopf, wie da weg kommen sollte und lief zwischen den Bäumen davon. Ein lautes Bellen ertönte hinter ihr, gefolgt von einem schnappen und wie etwas mit einem Satz auf ihrem Rücken landete und sie umwarf. Wild presste sie auf den Boden, sein Maul hatte sich in ihre Flanke verbissen. Bird wehrte sich stark und strampelte mit ihren Beinen, dabei winselte und jaulte sie auf bis er losließ.
Bird drückte sich noch weiter auf den Boden, unterwarf sich widerwillig dem größeren Wolf und versuchte wegzukriechen, nachdem er von ihr abgelassen hatte. Aber die Wölfin wusste, dass es nicht vorbei war, ihr Plan war nicht aufgegangen. Sie duckte sich und sprang aber zu spät weg. Der weiße Wolf landete vor ihr und biss in ihr Hinterbein. Sie jaulte laut auf und wollte ihr Bein aus dem Maul hinausziehen. Sie drehte sich irgendwie und schnappte nach Wild. Sie erwischte ihn an seiner Schulter und verbiss sich darin.
Der weiße Wolf knurrte nur laut und biss fester zu, das sorgte dafür, dass sie von ihm abließ und sich winselnd auf dem Boden wand. Ihr Fell war mittlerweile von Blut getränkt.
Aus dem Augenwinkel konnte sie erkennen, wie ein weiterer Wolf auftauchte. Er war ebenfalls Schneeweiß, doch die Augen waren in einem Gold und glühten nicht wie bei Wild. Die weiße Wölfin lief neben ihren Bruder und gab ein par Laute von sich. Als Wild nicht hörte, knurrte Whistle und näherte sich ihm einen Schritt. Warnend schnappte ihr Bruder nach ihr. Sie bellte zurück und schien ihn nun doch zu erreichen. Er ließ von Bird ab und schaute zwischen den beiden Wölfen hin und her, er konnte keine Entscheidung treffen. Schließlich schnappte er noch einmal nach der dunkelgrauen Wölfin die sich langsam davonmachte und schickte noch ein grausames Bellen hinterher. Dan drehte er um und lief zum Anwesen zurück. Davor wandelte er sich wieder zu seiner menschlichen Form um und eilte in das Haus hinein. Whistle lief neben ihn und führte ihn zu einem Krankenzimmer.
Es war mit allen notwendigen Sachen ausgestattet, die man brauchte um Operationen durchzuführen oder um etwas zu röntgen und zu behandeln.
In der Mitte stand ein metallener Tisch, abgedeckt mit einer sterilen Decke, die mittlerweile von Blut beträufelt war. Darauf lag Fin, die Augen geschlossen mit einer klaffenden Wunde an Schulter und Bein. Er war mittlerweile Blass und stand im starken Kontrast zu seinen schwarzen Haaren.
"Ich habe Ming, Jan und Luke holen lassen. Die werden sich darum kümmern." erklärte Jack der daneben stand und ein Tuch auf die Schulter drückte. Erst jetzt erkannte der Alpha, dass auch das Bein abgebunden war und somit verhindert wurde, dass das Blut schneller den Körper verlassen konnte, als es eigentlich sollte.
Zögernd trat er näher an seinen Gefährten und wischte ein par Blutstropfen von seinem Gesicht.
"Was hat sie sich nur dabei gedacht?" sagte er leise.
"Wer weiß das schon. Niemand kann ihren Kopf gucken." antwortete ihm seine Schwester und hielt sich im Hintergrund.
Die Tür wurde laut aufgeschlagen und drei Personen kamen hinein. Ohne weitere Umschweife schickten sie die drei hinaus. Wild wurde nur kurz nach seiner Verletzung gefragt, sagte aber nur, dass die Priorität grade bei Fin lag.

Wild lief die ganze Zeit hin und her. Er wurde ständig gefragt, was los war, wehrte aber alle Fragen ab. Es ging die anderen Wölfe schließlich nichts an, außer es würde auch für die anderen Wölfe zur Debatte stehen. Seine Schulter wurde kurzerhand schnell mit etwas verbunden. 
Nachdem er sich einigermaßen beruhigt hatte und die anderen Rudel ungeduldig wurden, eröffnete er das Friedenstreffen. Nach den üblichen Formalien, die ihm seine Mutter eingeprägt hatte, wurde an jeden Alpha ein Blatt verteilt auf dem das Friedensabkommen stand. Jeder unterschrieb auf jedem Blatt und erhielt eine Kopie. Danach wurde noch festgelegt, bei wem in einem Jahr das erneute Treffen stattfinden würde. Nachdem auch das geklärt wurde, schwatzen alle weiter, unterhielten sich und lachten, tranken das ein oder andere Glas Bier. Nur Wild konnte sich nicht daran beteiligen, den Fragen ging er weiterhin aus dem Weg. Er würde jetzt am liebsten zu Fin laufen und nachsehen, wie es ihm ging, da aber seine Anwesenheit erforderlich war, war das nicht möglich. Erst wenn alle Gäste gegangen waren würde er die Möglichkeit dazuhaben. Und das dauerte noch bis in den frühen Morgen hinein. Erst ab ungefähr drei Uhr Früh verließen die letzten Rudel das Anwesen und hinterließen ein Chaos aus Müll und plattgetrampelten Rasen.
Erschöpft ging er wieder rein und setzte sich vor die Tür zum Krankenzimmer, welches grade zum Operieren gebraucht wurde. Und obwohl hin und wieder jemand kam um ihn dazu zu bringen sich auszuruhen, oder sich kurz schlafen zu legen, aber lehnte alles ab.
Schließlich kamen sie wieder hinaus. Mit Haube, Maske und Handschuhen sowie Blutverschmierter Kleidung.
Einer von ihnen zog die Maske hinab.
"Du kannst jetzt zu ihm. Vorher würde ich mir das aber gerne noch ansehen." sagte Luke bestimmt und ließ, auch wenn es der Alpha war, keine Widersprüche zu. Ungeduldig ließ sich Wild verarzten und stand dann mit einem Verband vor Fin. Dieser wurde mittlerweile auf ein Bett verfrachtet. An einem Arm hing er am Tropf, eine Atemmaske die ihn mit genügend Sauerstoff versorgte, war vorsichtshalber angebracht wurden, ebenso wie sein Puls kontrolliert wurde um bei Unregelmäßigkeiten oder gegebenenfalls einem Herzstillstand einzugreifen. Sein Arm war Verbunden und lag in einer Schlinge. Die drei Wölfe, die eine Ausbildung zum Chirurgen hatten, hatten ihm erzählt, dass die Schulter angebrochen war und vorerst nicht bewegt werden sollte.
Frustriert ließ sich Wild auf einem Stuhl nieder und nahm seine Hand. Er legte seinen Kopf darauf und beobachtete seinen Gefährten eine Weile, der gleichmäßig Atmete, bis ihm schließlich selber vor Erschöpfung die Augen zufielen.

Es roch nach Reinigungsmitteln. Im zweiten Stock standen überall Materialien um das Blut zu entfernen.
Der Alpha stand vor einem Fenster und blickte hinaus in den Wald, er scannte die Umgebung und versuchte ein Anzeichen von Bird zu entdecken. Er hatte ein par seiner Wölfe hinausgeschickt um sie zu suchen oder zumindest um sicherzugehen, dass sie sein Territorium verlassen hatte. Das war aber nicht das einzige, was ihn störte. Es passte ihm auch nicht, dass Fin jetzt noch mehr verstört sein müsste, schließlich hat sich Bird direkt vor seinen Augen in einen Wolfen verwandelt und ihm somit noch einen größeren Schreck verpasst.
"Wie geht es deinem Gefährten? Solltest du nicht eigentlich bei ihm?"
"Er liegt noch immer im Koma. Und ich würde gerne bei ihm sein, aber da ist noch die ganze Arbeit und dann kommt auch noch Bird dazu und die WWH." murrte er und strich sich durch sein weißes Haar, bevor er sich zu der älteren Dame umdrehte.
"Das wird schon. Aber was die Sachen mit Bird und der WWH angeht, kannst du auch Jack und mir überlassen. Geh du lieber deine Arbeit machen und kümmere dich danach um Fin. Der braucht deine Aufmerksamkeit jetzt viel dringender." damit schob sie ihn leicht in die Richtung seines Arbeitszimmers, lächelte ihm noch einmal aufmunternd zu und ging dann ihres Weges. Eigentlich fragte sich Wild manchmal, was seine Mutter den ganzen Tag machte. Er bekam sie kaum zu Gesicht und wenn sie mal auftauchte, dann nur Sonntags oder wenn er in der Krise steckte.
Seufzend machte er sich an die Arbeit.

Am späten Nachmittag saß er wieder auf dem Stuhl vor Fins Krankenbett. Er beobachtete seinen Schlaf und hielt seine Hand. Zweimal Täglich kam einer der Ärzte vorbei um ihn zu untersuchen und die Verbände zu wechseln. Da schon mehrere Tage vergangen waren, war Wilds Verletzung schon lange wieder verheilt. Es war noch nicht einmal eine Narbe zu sehen, dafür war die Wunde nicht tief genug gewesen.
Schnaufend ließ er seinen Kopf auf die Decke fallen und legte Fins Hand an seine Lippen. Vorsichtig küsste er sie und drückte sie dann an seine Stirn.
Er wollte, dass sein Gefährte endlich aufwacht, wollte ihn bei sich haben und ihn nachts in seinen Armen halten, an seinen Körper pressen und ihn nie wieder loslassen. Zum anderen wollte er auch endlich, dass er seinem Liebsten die ganze Wahrheit über sich und die Leute und erfuhr. Nur hatte er Angst, wie Fin reagieren würde, allerdings konnte er ihn auch erst zu seinem richtigen Gefährten machen, wenn er zu einem Wolf wurde. Dann würde auch Fin das Kribbeln auf der Haut und am Ganzen Körper spüren, wenn sie sich berührten.
Wild strich ihm übers Gesicht und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn, dann ließ er ihn wieder allein und ging in sein eigenes Zimmer um sich für die Nacht vorzubereiten. Denn heute Nacht war Vollmond, die Zeit der Wölfe.

Das Leben eines Wolfes Mate - Boy x Boy (ABGEBROCHEN)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt