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In den letzten sechs Stunden hat Fin mehrere Male seine Form geändert. Die Zeitspanne zwischen den Wandlungen ist dabei immer länger geworden und er hatte mehr Zeit, sich von einer Verwandlung zu erholen. Jetzt war er wieder ein Wolf und saß auf dem Boden. Wild hatte ihn dazu aufgefordert, seine Beine immer mal wieder zu strecken und auch ein paar Rundendurch das Zimmer zu laufen, welches grade so groß genug war, um sich die Beine zu vertreten. Der Ältere saß dabei neben seinem Gefährten und konnte es nicht lassen, ihn ständig zu streicheln oder ihn zu berühren. Zu sehr gefiel es ihm, seinen Gefährten endlich als Wolf zu sehen und auch, wie glücklich dieser war, wenn er sich sogar an ihn schmiegte.
"Wir haben ungefähr eine halbe Stunde, bis du dich wieder verwandelst. Möchtest du, dass ich dich weiter kraule oder weiter irgendwelche Übungen machen?"
Fin schüttelte den Kopf und blies dem Alpha mit der Schnauze ins Gesicht. Er wedelte mit dem Schwanz und sah ihn auffordernd an. Er fand, dass er genug Übungen durchgeführt hat, um sich an den neuen Körper zu gewöhnen und wollte nun die Zeit anders verbringen, als seine Beine zu dehnen. Wild verstand und fing langsam an, sich seiner Kleidung zu entledigen. Als er bei seiner Boxershorts angekommen ist, drehte sich der Wolf peinlich berührt weg. Hätte er rot werden können, sähe sein ganzes Gesicht aus wie eine Tomate. Wild grinste bei dieser Reaktion und kurze Zeit später, hörte man, wie Knochen knackten und ein weißer Wolf neben Fin erschien. Der schwarze Wolf betrachtete seinen Gefährten mit schief gelegtem Kopf und musterte ihn erstmal. Wild hingegen trat näher und schmiegte sich an den wenige Zentimeter kleineren Wolf. Ihm gefiel, dass ihre Felle unterschiedlich waren, der eine schwarz wie die Nacht, der andere weiß und hell wie der Tag.
Fin musterte den anderen Wolf noch eine weile bevor er sich ebenfalls an ihn schmiegte und seine Nase in dessen Fell vergrub um seinen Geruch einzuatmen. Doch beide wurden unterbrochen, als es an der Tür klopfte und Whistle hineinstürmte.
"Es tut mir so leid, aber ihr seit schon so lange hier drin und ständig rieche ich einen anderen Wolf und OOMEINGOTT seht ihr beide knuffig zusammen aus!!"
Sie gab ein hohes begeistertes Quieken von sich, als sie Fin in seiner Wolfsgestalt sah. Doch dieser war noch nicht an die sensiblen Ohren gewöhnt und winselte bei dem hohen Ton auf, die Ohren presste er an seinen Kopf, welchen er versuchte in Wilds Fell zu vergraben.
Der weiße Wolf knurrte drohend auf und blickte seine Schwester strafend an. Diese hielt sich sofort die Hände vor den Mund und ein entschuldigender Blick trat in ihre Augen.
"Tut mir Leid, Fin. Das wollte ich nicht. Ich werde nicht wieder so laut sein. Wirklich. Ich war nur so überwältigt, dich als Wolf zu sehen und-"
"Ich glaube, dass reicht jetzt, Whistle. Du solltest sie noch in Ruhe lassen. Fin ist noch nicht an das Wolfsein gewöhnt und muss noch lernen, mit allem umzugehen. Und wenn du so weiter machst, werde ich nicht davor zurückscheuen, dich von diesem Stockwerk zu verbannen. Dein Zimmer liegt ja eh auf einer anderen Etage." sagte Jack und schob die aufgeregte Wölfin aus dem Zimmer, die nun beleidigt eine Schnute zog.
"Sorry Alpha, ich konnte sie nicht mehr aufhalten, da ist sie schon losgestürmt."
Er sprach extra leiser, um die schmerzenden Ohren des schwarzen Wolfes nicht noch mehr zu strapazieren und verabschiedete sich mit einem Nicken. Wild erwiderte es mit einem Ohrenzucken und wandte sich dann wieder seinem Gefährten zu, der sich an ihn gepresst hatte. Er streifte mit seiner Nase den Kopf von Fin und leckte ihm beruhigend über die Schnauze.

Nach weiteren sechs Stunden hörte Fin auf, sich in einen Wolf zu verwandeln. Es war immer weniger geworden und dann hatte es ganz aufgehört. Er lag nun im Bett und schlief, versuchte die anstrengenden Stunden zu verarbeiten und ruhte sich aus. Wild griff nach seinen Sachen und zog sich wieder an, dann drückte er einen Kuss auf die Stirn des blassen Jungen, bevor er in die Küche verschwand. Er würde erstmal was essen und dann seinem Gefährten etwas bringen, um ihn zu stärken. Er gab zu, dass auch er erschöpft war und es ihm einiges an Kraft gekostet hat, sich um den Jüngeren zu kümmern.
"Wie geht es ihm?" fragte Jack und reichte seinem Alpha ein Glas Wasser.
"Die Verwandlungen haben vorerst aufgehört und er schläft grade." antwortete er müde und nahm dankend das Glas entgegen, welches er mit wenigen Schlucken leerte.
"Ich bin auch nur hier unten um Essen zu holen." Der Alpha stand auf und lief Richtung Küche "Ist noch irgendwas weiteres passiert, während meiner Abwesenheit?"
"Nein. Alles so weit ruhig. Auch keine weiteren Spuren von Bird oder ihrem neuen Rudel wurden gefunden. Dennoch sind wir aufmerksam und ich habe die Patrouillen verstärkt."
"Sehr gut. Sobald Fin weitestgehend wieder auf den Beinen ist und ich mir sicher bin, dass vorerst keine Probleme auftreten, stehe ich auch wieder zur Verfügung. Dann will ich auch so schnell es geht mit seinem Training beginnen, damit er sich an seinen Wolf gewöhnen kann. Habe bis dahin bitte alles weiter unter Kontrolle. Wenn aber irgendwas dringliches ist, dann zögere nicht zu mir zu kommen."
"Verstanden." sagte der Beta und verließ die Küche.
Wild legte das letzte Sandwisch zusammen und trug den vollbeladenen Teller inklusive Gläser und Getränke zurück in ihr Zimmer. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass grade die meisten Arbeiten oder in der Schule waren. Er betrat das Zimmer und erblickte seinen Gefährten, der immer noch schlief. Er stellte den Teller auf den Nachttisch und begab sich in die Dusche.
Mit einem Handtuch um die Hüfte und mit einem Anderen um die Schulter gelegt kam er wieder hinaus, Wasser tropfte von seinem noch nassen Haar, als er sich eines der belegten Brote schnappte und dann zum Schrank wanderte um sich anzuziehen.
Nach ungefähr einer Stunde regte sich Fin und setzte sich langsam auf. Er hielt sich den Kopf und hatte das Gesicht verzogen. Wild hielt ihm ein Glas Wasser hin und er trank ein wenig davon.
"Hast du Kopfschmerzen?"
"Mei Schädel brummt." sagte der Schwarzhaarige leise und stellte das Glas wieder weg.
"Keine Sorge. Das geht bald weg. Das sind noch Nachwirkungen von den Verwandlungen, die du in den letzten Stunden durchlebt hast. Aber sobald du dich daran gewöhnt hast, ist es nicht mehr so schlimm und es wird dir ganz normal vorkommen."
Fin hielt inne sich die Schläfen zu reiben und blickte den Älteren langsam an. Dann wurden seine Augen langsam größer und fingen an ein wenig zu leuchten.
"Also, bin ich jetzt ein Wolf?" fragte er zögernd.
Wild blickte ihn kurz an und dann bildete sich ein warmes Lächeln auf seinen Lippen.
"Ja, bist du. Du bist endlich einer von uns."
Nun lächelte auch Fin und der Größere beugte sich hinab um ihm einen langen Kuss zu geben. Beide waren Froh, dass der Schwarzhaarige endlich ein Werwolf war und vorerst seine Sorgen und Ängste vergessen konnte. Und Wild würde alles dafür tun, damit dass immer so bleiben wird.

Das Leben eines Wolfes Mate - Boy x Boy (ABGEBROCHEN)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt