XXXVII

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Kirmes

Es war 16:56 Uhr und Gracie  war schon längst bei mir.
Seit einer halben Stunde um genau zu sein.
Ich packte gerade meine Tasche mit der Grundausattung, die ich immer dabei hatte, wenn ich auf ein mir viel bedeutendes Event ging:
Meine Videokamera,
meine Polaroid Kamera,
mein Handy mitsamt Kopfhörern,
das Buch, welches ich gerade las,
meinen Schlüssel und mein Portmonee, in welches ich 40€ packte.
Ich werde heute hoffentlich nicht die ganzen 40€ verballern, aber 20 oder 30 Euro konnte ich mir für den ersten Tag erlauben.
Das meiste Geld gab man immer am ersten und letzten Tag aus.
Am ersten, um alles, was man seit einem Jahr an der Kirmes vermisst hat auszuprobieren und am letzten, weil man weiß, dass man wieder ein Jahr warten muss, bis die Kirmes wieder in die Stadt kommt.

Inzwischen wanderten wir schon seit einer Viertelstunde auf der Kirmes rum und trotz, dass es hier so voll war, dass man kaum durchkam hatte jeder schon was zu essen in der Hand.
Wie Gracie es schon angekündigt hattte, schwieg sie Tobi an und würdigte sie ihn nicht mahls eines Blickes.
Ich fand', dass sie maßlos übertrieb.
Mit Alex hatte sie sich unterhalten und er überredete uns gerade alle erst einmal aufs Riesenrad zu gehen, um uns einen Überblick zu verschaffen.
Es ist ja nicht so, dass vor der Kirmes überall Stadtpläne verteilt wurden, auf denen stand, wo was steht.
Also folgten wir ihn.
Bis wir uns durch die Menge auf den Marktplatz, auf dem das Riesenrad immer stand, gekämpft hatten, war es schon 18Uhr und die Sonne ging schon langsam unter.

Wir kauften uns alle Tickets für das Riesenrad und Alex sprach kurz mit dem Mann, der uns in die Waggons führte und kam dann wieder zu uns zurück.
Keiner fragte nach, was er mit dem Mann besprochen hatte, was mich innerlich erleichterte.
Gut, es war Zeit Teil zwei meines Planes durch zu führen.
Alex hatte seinen Part von Teil zwei soeben erfolgreich erledigt, jetzt war ich dran.

Wir wurden in unseren Waggon gelassen und das Gatter hinter uns geschlossen, dann kam der Mann, mit dem eben Alex gesprochen hatte und öffnete uns das Gatter zum raus gehen.
Gracie und Tobi schauten komisch drein, da sie -zu recht- verwirrt waren.
Aber das gehörte alles zu meinem Plan.
Alex und ich verließen den Waggon und das Gatter wurde abermals hinter uns geschlossen.
Nun saßen Tobi und Gracie alleine im Waggon.
„Hey, was soll das?“ protestierte Gracie lautstark.
„Ihr habt da was zu bereden.“ sagte ich darauf hin.
Gracie verschränkte beleidigt ihre Arme und das Riesenrad fing an sich zu bewegen.
Alex und ich traten ein Stück zurück und wechselten unsere Fahrtickets wieder gegen Bares ein.
Das Riesenrad war das einzige Fahrgeschäft auf unserer Kirmes, wo die Tickets nur an einem Tag hielten, weshalb man diese auch nicht aufbewahren konnte.

Das Riesenrad wird fünf Umdrehungen machen, bis Gracie und Tobi wieder raus gelassen werden.
Also werden die beiden genug Zeit haben, um alles zu klären.
Als das Riesenrad die erste Runde hinter sich hatte und Tobi und Gracie das erste mal an uns vorbei fuhren, schwiegen sie sich an.
Gracie ihre Arme immer noch vor der Brust verschränkt und schmollend.
„Wie viele Runden schätzt du brauchen die, um wieder normal miteinander zu reden?“ fragte Alex mich belustigt.
„Ich sag' drei.“
„Und ich sag' zwei. Wollen wa' wetten?“
„Um wie viel?“ fragte ich.
„Eine fahrt auf Breakdance und einen Erdbeerspieß.“ sagte er.
„Okay, einverstanden.“
Und um zu zeigen, dass die Wette gilt, hielt ich ihm sogar meine Hand zum schütteln hin, was er dann auch tat.

Das Riesenrad vollendete seine zweite Runde und Tobi und Gracie schienen sich nicht mehr an zu schweigen.
Nein, sie schrien sich an.
Man bekam nicht alles mit, nur einzelne Wörter, wie Schuld, Distanz und dumm.

Und dies wiederholte sich:
Während der dritten Runde schwiegen sich beide wieder an und während der vierten Runde schrien sich beide wieder an.
Von außen betrachtet sah dieses Szenario sehr witzig aus und auch Alex musste sich ein Lachen verkneifen.

Als beide dann nach Runde fünf wieder raus gelassen wurden, schienen beide zu lachen.
Sie kamen zu uns und Alex und ich musterten beide still.
„Und?“ fragte Alex nach einer Weile.
„Ist alles wieder gut. Als Wiedergutmachung muss Tobi auf der Stufenfahrt meinen Buttler spielen. Wird bestimmt witzig.“ lachte Gracie.
Tobi schaute daraufhin gespielt grimmig.
Alex wandte sich zu mir:
„Wer hat jetzt gewonnen?“
Stimmt, ich hatte die Wette schon wieder vergessen gehabt.
„Keiner.“ grinste ich, mit dem Wissen, dass Tobi und Gracie wieder verwirrt sein werden.
„Um was habt ihr gewettet?“ fragte Tobi dann.
„Nach welcher Runde ihr euch wieder vertragen habt.“ teilte Alex lachend den beiden mit.
„Ihr habt um eure Freunde gewettet?“ sagte Gracie gespielt fassungslos und schlug mir leicht auf den Arm.
Ich lachte daraufhin nur und wir wanderten schlussendlich wieder als eine Gruppe über die Kirmes.

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Nicht beta gelesen!

So, das hier ist ein bisschen längerer Teil als sonst.
Hoffe er gefällt euch.
Und noch mal danke für  die vielen reads.
Über 6,5k sind es schon.

-Alicia D.Driima 💕👋

Ein etwas anderer Crush  (girlxgirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt