Daily Routine Order 1

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Noch einmal zog ich an der Zigarette, dann ließ ich den Stummel zu Boden fallen und trat ihn mit meinem Stiefel aus.
Die Umstände, dass Team 3 heute Zuwachs bekam, hatte unter den Männern meines Platoons Unruhe geweckt, jedenfalls unter den Singles unter ihnen.
Eine Frau unter 16 SEALs, von denen mindestens 10 geil auf sie waren? Das ging nicht lange gut, und somit hielt sich meine Begeisterung in Grenzen. Meine Männer sollten sich auf die Arbeit konzentrieren, nicht auf ihr verkorkstes Sexleben.

Ich warf einen Blick auf meine Uhr - die traditionelle Rolex Submariner als Standard-Accessoire der SEALs, wobei ich zu meinem Bedauern sagen musste, dass die Uhr unter vielen Elitesoldaten bereits von besseren Modellen wie der G-Shock ersetzt worden war. Mir war es wichtig, die Froschmänner vor meiner Zeit zu ehren, indem ich die Rolex trug, auch wenn sie mit ihren Metallbund dem Gummiband der G-Shock in Sachen Praktik nachstand. Ich wollte nicht, dass die Tradition ausstarb, auch wenn sie auf dem besten Weg dorthin war.

Auf den Weg machen sollte ich mich auch langsam, wie mir bewusst wurde, und ehrlich gesagt hatte ich überhaupt keine Lust. Dennoch, als ranghöchster Offizier meines Platoons und somit ihr Kommandant blieb mir wohl nichts anderes übrig, als mich zu dem Gebäude zu begeben, an dem ich die junge Frau abholen sollte. 23 Jahre jung sollte sie sein - ich war 28 - und ich konnte mir ehrlich gesagt keine Vertreterin des weiblichen Geschlechts unter uns vorstellen.
Nicht nur, weil mir die Arbeitsmoral meiner Jungs wie bereits erwähnt nicht gefiel, seit es hieß, dass eine Frau das BUD/S (Basic Underwater Demolition/SEAL, also das Kampfschwimmer-Training) abgeschlossen hatte und zu uns kam.

So sexistisch das vielleicht klang, ich traute ihr nicht zu, hier wirklich lange durchzuhalten.
Zugegeben, dass sie das harte Training hinter sich gebracht hatte, war in meinen Augen schon ein Wunder für sich und hatte Respekt verdient. In meiner eigenen Zeit als Rekrut hatte ich Männer scheitern sehen, die fitter gewirkt hatten als ich und mit den besten Chancen in die Ausbildung reingegangen waren. Viele von ihnen waren die ersten gewesen, die die Glocke geläutet und den Helm niedergelegt hatten.

Aber die Teams waren etwas Anderes.

Hier ging es nicht um körperliche Leistungen, das drückte auf die Psyche und war nichts im Vergleich zum BUD/S oder irgendeiner anderen Ausbildungsphase. Ich hatte am eigenen Leib erfahren, zu was die Jungs fähig waren. Jeder von uns war als Frischling hergekommen, und jeder von uns hatte darunter gelitten, bis er sich den Respekt der Anderen verdienen konnte. Das passierte meist erst bei dem ersten Einsatz, und je nachdem ob das Glück auf seiner Seite stand oder nicht, konnten sich die Monate ziemlich in die Länge ziehen.

Ich bog um die Ecke, wo mein Schützling auch schon auf mich wartete. Na immerhin war sie pünktlich. Frauen waren ja bekannt dafür, ungewöhnlich lange zu brauchen, gerade im Bad. Wenigstens deckte sie das Klischee nicht auch noch ab.

Lyssa Montgomery.

Sie hatte die braun-blonden Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden und war knapp einen Kopf kleiner als ich, allerdings unterband ich es mir, sie von Kopf bis Fuß zu mustern. Es reichte schon, wenn sie gleich von 15 weiteren Männern mit Blicken ausgezogen wurde, als Autoritätsperson musste das nicht unbedingt sein.
Sie hingegen nahm sich die Zeit; ich spürte ihren Blick einmal über meinen Körper wandern, was mich jedoch ungerührt ließ.
Ich wusste, dass ich gut aussah.

„Sind Sie dann fertig?", forschte ich schroff nach.

„Ähm, Ja Sir!"

Sie hob den Blick und sah mich aus klaren, grünen Augen an, die meinen Blick für einen Moment fesselten. Schnell riss ich ihn von ihr los, und ließ ihn letztlich doch noch kurz über ihren Körper gleiten, während ich mich selber umwandte.
„Als ob die das lange durchhalten würde...", murmelte ich, eher zu mir selber. Ihre Ausstrahlung hatte mich für den Bruchteil einer Sekunde gepackt gehabt, und wenn sie mich in ihren Bann ziehen konnte, dann tat sie das mit den anderen locker, und das ließ mir unwohl zumute werden. Was hatte man sich dabei gedacht, eine Frau in die Höhle der Löwen zu lassen?

Ein schnelles Tempo einlegend führte ich Lyssa über den Kasernenhof zu dem Hauptgebäude unseres Platoons - einem der acht des SEAL Team 3.

„EYY JUNGS, SCHAUT EUCH DAS AN!", dröhnte es von Jay-Gee (oder auch JG), sobald wir den Sammelraum erreicht und betreten hatten. Er war der erste, der uns entdeckte, und sein Ruf zog alle Aufmerksamkeit auf uns.

Niemand von uns sprach JG noch mit seinem richtigen Namen, Drake, an. Sein Spitzname kam von seinem Dienstgrad; als LTJG (Lieutenant Junior Grade) lag er in der Befehlskette knapp hinter mir.

„Du benimmst dich, als hättest du noch nie eine Frau gesehen...", seufzte Spencer, der es sich auf zwei Stühlen bequem gemacht hatte, eine Baseball-Cap über dem Gesicht und die Hände über dem Bauch gefaltet. Er sah nicht einmal auf.
Der SEAL war JG vom Dienstgrad her zwar unterlegen, als Ältester unter uns aber ein vergleichsweise erfahrener Hase. Hätte er wie JG und ich die Offizierslaufbahn eingeschlagen, müsste jeder einzelne von uns vor ihm salutieren.
Er war Mitte 30, ein treuer Ehemann und stolzer Vater von 2 Kindern. Natürlich interessierte Lyssa ihn einen Scheißdreck, die die einsamen, jungen Hüpfer unter uns hingegen heiß machte.

„Schon, aber das ist doch keine Frau, das ist GÖTTLICH, man!", kam es zurück.

Das fing ja schon super an.

Man konnte sich denken, wie begeistert ich war, als Jay-Gee mit einem breiten Grinsen zu uns rüber kam. „Na Hallo...!", begrüßte er unseren Frischling, und musterte sie übertrieben sorgfältig von Kopf bis Fuß - ich sagte ja, sie würde mit den Blicken ausgezogen werden. Eine schlechte Figur hatte sie zwar nicht, wie ich selber schon festgestellt hatte, aber man konnte es auch übertreiben. JG war leider dafür bekannt, gerne über die Stränge zu schlagen.
Mit einem Blick zu Lyssa wartete ich ihre Reaktion ab.
Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt und das Kinn leicht angehoben, um JG ins Gesicht sehen zu können, der nur schwer seinen Blick von ihren Kurven riss, um ihr todernst ins Gesicht zu sehen, ihr die Hand zu reichen und zu sagen:
„Ich bin Drake - und im Übrigen single, falls du Int...!"

"Meine Mama hat mir beigebracht, meine Zeit nicht mit Opfern zu verschwenden.", unterbrach Lyssa ihn.

Überrascht hob ich die Augenbrauen und konnte mir ein Schmunzeln beim besten Willen nicht verkneifen.

„Nein, man, du bist nicht Drake, du bist Jay-Gee...und ein Opfer, aber primär Jay-Gee!"
Korrigierte Matt(hew), der von seinem Gewehr aufgesehen hatte, das er gerade reinigte.

„Du kannst froh sein, dass du nicht Gay-Jee bist!"
Kam es ungerührt von Cole, der noch einen Schluck von seinem Kaffee nahm.

„Ernsthaft? Gay-Jee?"
Brian schlug sich die Dokumente vor die Stirn, die er gerade überflogen hatte.

Cole hob verteidigend die Hände.

„Ach fickt euch doch."
JG war nun eindeutig schlecht gelaunt.

„Hier und jetzt? Wie wär's, wenn du den Anfang machst?"
Jetzt war es an mir, für einen kurzen Moment herausfordernd eine Augenbraue zu heben, und bevor der vollkommen verwunderte JG auch nur zu einer Antwort ansetzen konnte, hatte ich ihm auf die Schulter geklopft und im Vorbeigehen ein „Ich vergaß; du bist ja nicht gay, Jee!" abgelassen.

Das würde ihn jetzt wahrscheinlich sein ganzes Leben lang verfolgen.

Okay, zumindest seine ganze Restdienstzeit.

Über die Schulter hinweg blickte ich zu unserem Frischling zurück.

"Willkommen in der Hölle, Montgomery!"

DISCREPANCE - Which One Do You Choose?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt