Daily Routine Order 9

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Die Lockheed C-130 Hercules ragte stolz und mächtig vor mir in die Höhe, als ich den letzten Zug meiner letzten Zigarette vor unserem Sprung tat, aber sicher nicht den letzten Zug meiner letzten Zigarette in meinem Leben. Denn wie vor mittlerweile jedem Sprung war ich die Ruhe selbst und zuversichtlich, noch viele mehr solcher Sprünge absolvieren zu werden. Schließlich war das heutige Manöver ein Routinevorgang, nichts weiter als ein Fallschirmsprung, wie ich ihn schon etliche Male in meiner SEAL-Laufbahn getan hatte. Nicht umsonst zierte meine Springerausrüstung nicht nur das „Basic Parachutist Insignia" sondern auch die „Master Parachutist Badge". Ersteres war das Standardabzeichen, welches jeder Soldat der US Navy erhielt, sobald er die Fallschirmspringerausbildung abgeschlossen hatte; letzteres die seltenere Belohnung für eine überdurchschnittliche Anzahl erfolgreicher Fallschirmsprünge unter den verschiedensten Umständen.

Das „Basic Parachutist Insignia" - in seiner Mitte mit einem geöffneten Fallschirm dargestellt, von dem sich zwei prächtige Flügel nach außen hin ausbreiteten. Weil die Fallschirmspringerausbildung bei SEALs im BUD/S, der Grundausbildung dieser Spezialeinheit, miteingeschlossen war, trug jeder von uns dieses goldene Emblem neben seinem „Special Warfare Insignia" - ein komplexeres Qualifikationsabzeichen nur für SEALs, welches den US-amerikanischen Adler zeigte, wie er sich an einen Anker, einen Dreizack und eine Pistole klammerte. Der Adler symbolisierte die Sprungtauglichkeit in der Luft, der Dreizack die Kampftaucherfähigkeit im Wasser und die Pistole die Kommandofähigkeit an Land, während der Anker für unsere Teilstreitkraft, die Navy, stand. Damit stellte es den Inbegriff unserer triphibischen Verwendbarkeit dar, schließlich stand SEAL für SEa, Air und Land.

Auf solche Abzeichen war man stolz, weil sie die GRUNDLAGE des SEAL-Daseins bildeten. Auf Abzeichen wie das „Master Parachutist Badge" aber war man stolz, weil sie die ERFAHRUNG als SEAL verdeutlichten. Auch als „Jump Wings" bezeichnet stand dieser Anstecker für ein Minimum an 65 Sprüngen, davon 25 mit Kampfausrüstung, 5 im Zuge eines luftgestützten Angriffs und 4 während kompletter Dunkelheit. Ich hatte aufgehört zu zählen, aber diese Anforderungen müsste ich alle schon locker doppelt erfüllt haben. Es war daher wohl halbwegs verständlich, wieso mein Puls auf seinem Ruhelevel von etwa 80 Schlägen pro Minute verweilte, während wir unsere Plätze in dem monströsen Transportflugzeug bezogen, auf eine gemütliche Höhe von 10 500 Metern anstiegen und uns zum Absprung bereitmachten.

Jeder prüfte noch einmal seine Ausrüstung, die er sich selbst gepackt und von einer weiteren Person überprüfen lassen hatte. Wie in einem richtigen Einsatz fiel sie üppig aus, denn als SEALs trainierten wir, wie wir kämpften. Beim Fallschirm alleine blieb es also nicht, was einen militärischen Sprung wie diesen stark von einem zivilen unterschied. Stattdessen kam die in einem Rucksack verstaute Kampfausrüstung hinzu, ein Pistolengürtel, eine Schwimmweste (obwohl wir vorsahen, an Land zu landen) und im Fall von Barnett ein Diensthund (der mit Karabinern sorgfältig an seiner Brust befestigt und wie wir auch mit einem Sauerstoffgerät ausgestattet war, um in dieser Höhe überhaupt lebensfähig zu sein).

Dann war der letzte „Gear Check" abgeschlossen. Die Turboprop-Triebwerke der Lockheed C-130 Hercules dröhnten laut, als sich die Tür des riesigen Transportflugzeuges nun endlich öffnete und der Druckausgleich erfolgte. Wobei, dröhnen war untertrieben - sie donnerten förmlich und jagten allein durch ihre kräftigen Schallwellen Vibrationen durch meinen ganzen Körper, die mir mehr als nur leichte Schmerzen in den Knochen bereiteten. Als letzter Springer in der Reihe bekam ich diese Auswirkungen aber immer noch weniger zu spüren, als alle anderen vor mir - zuerst kam Barnett mit seinem Hund, dann Ryan. Einer würde nach seinem Sprung nach links abdriften, der andere nach rechts. Danach folgten Brian und Spencer die dasselbe tun würden, genau wie jedes Zweierteam, welches nach ihnen sprang: Lyssa und Tyler, Angus und Kayle, Owen und Michael, Dylan und Cole, Matt und Steve. Zu guter Letzt sprangen JG und ich, um nach Möglichkeit mittig zwischen den anderen zu bleiben, die rechts und links von uns ausgeschwärmt eine Art V bilden würden, eine wirklich schöne Formation.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 20, 2021 ⏰

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