"Spiel einfach mit"
Total verwirrt sah ich zu Jayden, der sich im nächsten Moment auch schon zu mir beugte und nach einer Sekunde, in der er mich musterte, küsste. Seine rauen Lippen legten sich auf meine und brachten meine Gedanken zum Schweigen. Wirklich verstehen, was da gerade geschah, tat ich nicht. Nach einigen Sekunden der Starre regte ich mich und ließ meine Hände über seine Brust zu seinem Nacken wandern. Sein Oberkörper sah eindeutig nicht nur trainiert aus, sondern fühlte sich auch so an. Selbst durch die Uniform - ein Shirt und das Feldhemd - konnte ich deutlich seine Muskeln ausmachen.
Um Jayden näher zu kommen, legte ich meine Hände um seinen Nacken und stellte mich auf die Zehenspitzen. Augenblicklich wurde unser Kuss drängender und leidenschaftlicher. Was passierte da gerade mit mir? In meiner Brust spürte ich ein Gefühl, was ich nicht einordnen konnte. Ich ertappte mich dabei, wie ich mich dem Kuss hingab. Ich musste mich konzentrieren, doch ich konnte nicht! Sanft biss er auf meine Unterlippe. Einen Millimeter löste ich mich von ihm und sah in stahlgraue Augen. Sie waren verdammt heiß, wirkten erregter und dunkler, als noch vor unserem Kuss. Was war das eigentlich gewesen? Noch eben hatte er mich wie ein kleiner, eingeschnappter Junge ignoriert, wegen meiner Ansage in seinem Büro und im nächsten Moment hatte er mich an sich gezogen und geküsst. Langsam löste ich mich von ihm und trat einen Schritt zurück.
An sich hatte ich mir das Ziel, Jayden um den Finger zu wickeln, nach einem Monat gesetzt. Dass er mich gleich am zweiten Tag küssen würde, kam mir zwar gelegen, doch passte es irgendwie nicht. Ich hatte offizielle Dokumente zu Jaydens Werdegang zu genüge gelesen und es passte nicht, vorallen nicht zu seinem psychologischen Gutachten. Warum hatte er mich geküsst?
Ich verengte die Augen und musterte Jayden. Aus einem Bauchgefühl heraus sah ich mich um, doch auch in der Umgebung, war niemand auffälliges auszumachen. Um nicht noch einmal zu meinem Truppenführer blicken zu müssen, sah ich auf die Uhr. "Noch 3 Minuten.", meinte ich ruhig und lief weiter. Nicht einmal mehr hatte ich zu Jayden gesehen, doch spürte ich seinen Blick auf mir und somit wusste ich, dass er mir folgte.
Laute Schreie, rennende Kinder, entnervte Lehrer. Als wir das Schulgebäude erreichten, wurde mir schlagartig bewusst, dass ich Kinder nicht ausstehen konnte. Sie waren zu laut und nervig.
Eine Lehrerin brachte uns in einen großen Saal, in dem bereits Laptop und Beamer für unsere Präsentation aufgebaut waren. Ich überließ es Jayden, alles zu richten, während ich mich auf einen der freien Stühle setze und die Füße auf dem Tisch überkreuzte.Das letzte Mal, als ich einen Klassenraum von innen gesehen hatte, war über 9 Jahre her. Mit 14 hatte ich die Schule abgebrochen und bin meinen eigenen Weg gegangen, auch wenn das Andere schon viel früher gewollt hatten. Schon immer war der Untericht für mich banale Zeitverschwendung gewesen. Als ich in die 8 Klasse kam, hatte ich schon lang den Abiturstoff beherrscht, weswegen ich einfach stupide meine Zeit absaß und so tat, als wäre ich ein gewöhnlicher Teenager.
Die guten alten Zeiten, als noch jeder mich süß fand und man mit einem schüchtern-ängstlichen Blick noch jeden Gegener verwirren konnte, vermisste ich mittlerweile doch sehr. Obwohl ...ich war noch immer süß!Ein Stift, der genau in meinem Ausschnitt landete, riss mich aus den Gedanken und genervt sah ich zu Jayden, der mich selbstgefällig ansah. "Schön, dass sie mir doch tatsächlich ihre Aufmerksamkeit schenken. Los stehen sie auf, oder hat ihnen ihre Mami nicht beigebracht, wie man sich zu benehmen hat?" Alles was ich eben zu nervenden Kindern gesagt hatte, nehme ich jetzt zurück!
Die Seal-Spastis, mit denen ich zu tun hatte, waren tausend mal schlimmer!
Ich fischte den Stift aus meinem Dekollté und schlenderte auf Jayden zu. Dieser stand leicht gebeugt über den Laptop und beobachtete mich, wie ein Raubtier seine Beute.
Ich stellte mich auf die gegenüberliegende Seite des Tisches und beugte mich ebenfalls leicht über den Tisch, stützte mich mit einer Hand ab und sah Jayden fest in die Augen. Sie spiegelten nichts wieder. Er hatte ein perfektes Pokerface aufgesetzt, mit dem er mich nun betrachtete. Ohne auch nur meine Augen eine Sekunde von seinen zu lösen, holte ich schnell aus und rammte den Stift mit Wucht in den Tisch. Genau zwischen seinen Fingern und nur einen Millimeter von seiner Haut entfernt durchbohrte der Stift das Holz des Tisches.Kurz huschte sein Blick nach unten, ehe er wieder zu mir sah "Ich denke, ich habe heute morgen meinen Standpunkt klar und deutlich zum Ausdruck gebracht", durchbrach meine kalte Stimme die Stille. Bevor Jayden zu Widerworten ansetzen konnte, klingelte es und die ersten Schüler strömten in den Saal. Ein Grinsen zierte mein Gesicht, als ich mich vom Tisch löste und mich ganz brav hinter Jayden positionierte und mit Genugtuung beobachtet, wie er den Stift aus dem Schreibtisch zog und das Loch mit Blättern versuchte zu verstecken. Der Saal füllte sich mehr und mehr und mit der Anzahl der Schüler, stieg auch die Lautstärke. Die zwei Lehrerinnen schienen ihre Mühe damit zu haben, die kleinen Monster zu bändigen. Ein Räuspern von Jayden jedoch, ließ alle verstummen und mit großen Augen zu dem beeindruckenden Seal starren.
"Hallo, ich bin Lieutenant Jayden Payne, das ist Seaman (oder besser gesagt seawoman 😂) Lyssa Montgomery. Wir gehören zum großen Teil der Navy. Unsere Aufgaben bestehen darin, unser Land zu Wasser zu sichern und zu verteidigen. Aktuell sind wir hier in Cornado, CA stationiert."
Natürlich erzählte er den Kleinen nicht die Wahrheit, denn dann hätte er sich sicherlich anders ausgedrückt. Immerhin gehörten wir zum Seal Team 3 und hatten alle eine besondere Ausbildung genossen. Doch nicht mal die Familien, Bekannten oder Verwandten eines Seals durften wissen, dass dieser zur Elite der Streitkräfte gehörte. Seals mussten ihre Familien im Ungewissen lassen und durften niemals mit ihnen über ihren Beruf sprechen. Theoretisch könnte es sein, dass sie für mehrere Wochen in den Einsatz müssten, vielleicht sogar nicht mehr heimkehren würden und trotzdem nichts sagen dürften.
Jaydens Stimme riss mich aus den Gedanken: "Gibt es vielleicht von eurer Seite aus Fragen, auf die wir im Verlauf genauer eingehen sollen? Beziehungsweise, hat jemand von euch vielleicht Eltern, Geschwister, Verwandte, Bekannte, die den US armed Forces dienen? "Mehrere Kinder meldeten sich. Zwei erzählten von Verwandten, die ebenfalls dienten, jedoch bei der Army und der Air Force. Die anderen stellten Fragen, die sie sich im Vorfeld überlegt hatten. Geduldig hatte sich Jayden alle angehört und einige, die nicht in unserem Vortrag vorkommen würden, direkt beantwortet. Lässig hatte er sich halb auf den Schreibtisch gesetzt und aufmerksam jedem Kind zugehört, als in der letzen Reihe ein kleines Mädchen schüchtern die Hand hob. Mit einem Handzeichen bat er die Kleine, ihre Frage zu stellen.
Ganz leise, fast wie ein Flüstern erklang ihre Stimme " Sind Sie....Sind sie beide ein Paar?"
Ich musste mich zusammen reißen um nicht augenblicklich loszuprusten. Jayden hatte es anscheinend die Sprache verschlagen. Stumm saß er da und schien über eine Antwort nachzudenken. Ich wusste, dass es unangebracht, eigentlich verboten war, aber ich konnte mich in diesem Moment nicht zurück halten und antwortete anstelle von Jayden:
"Nein nein, wir sind kein Paar, Lieutenant Payne ist schwul"Alle Kinder sahen mit großen Augen zu Jayden. Ich war mir nicht ganz sicher, ob die Kinder das wirklich verstanden, aber auch die Lehrerinnen, die ihn noch eben mit ihren Blicken halb ausgezogen hatten, sahen nun betreten zur Seite. Jaydens wütender Blick flog zu mir, als er seine Stimme anscheinend wieder gefunden hatte und zu sprechen begann: " Nein wir sind kein Paar. Ich bin ein Lieutenant, was heißt, dass ich der Befehlshaber über ein Platoon bin. Ich habe fünfzehn speziell trainierte Seals unter mir, die mir 100 prozentig vertrauen und denen ich selbst 100 prozentig vertrauen muss. In einem Seal Team ist kein Platz für Beziehungen. Ich bin lediglich Miss Montgomerys Vorgesetzter."
Mit keinem Ton hatte er die Sache mit der Homosexualität erwähnt, doch ich sah ihm an, dass es in ihm drin brodelte. Seine Schultern waren angespannt, eine Ader an seinem Hals kam zum Vorschein.
Das hast du davon, selbstgefälliges Arschloch, dachte ich grinsend.
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DISCREPANCE - Which One Do You Choose?
Action"Was ist dein verdammtes Problem!?", schrie er mir entgegen und kaum eine Sekunde später landete seine Faust neben meinem Gesicht, die Wand brach unter der Wucht seines Schlags. Ich hatte ihn bis jetzt noch nie so wütend gesehen. "Das würdest du ni...