Daily Routine Order 8

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Der giftige Rauch in meinem Rachen tat dieses Mal besonders gut, als ich kräftig an dem Zigarettenstängel zog und hoffte, mein aufgebrachtes Gemüt zur Ruhe bringen zu können. In mir tobte die Wut, und ich wusste nicht einmal einzuschätzen, wem sie galt. Ich ärgerte mich über meine Jungs, die es mit ihren Streichen ein wenig zu weit trieben, über meine Ex, die mir bloß gestohlen bleiben sollte, und über Lyssa, die viel zu viel mitbekommen hatte. Ich wollte am liebsten einfach niemanden von ihnen mehr sehen, aber ein Blick auf meine Uhr sagte mir, dass es höchste Zeit war, es doch zu tun. Seufzend drückte ich die Zigarette am Aschenbecher aus und begab mich auf den Weg zum Appellplatz, wo die fertig gepackten Rucksäcke auf mich und mein Team warteten.

Mit je dreißig Kilo Marschgepäck auf dem Rücken ließen wir wenige Minuten später den Stützpunkt hinter uns und erreichten den Waldweg, der unsere Route darstellte. Ein Schild mit der Aufschrift

"Militärischer Sicherheitsbereich
Unbefugtes Betreten verboten!
Vorsicht,
Schusswaffengebrauch!
- Der Kasernenkommandant"

machte Zivilisten begreiflich, dass dieses Waldstück dem Militär vorbehalten war, aber Anwohner des naheliegenden Dorfes waren den Anblick von sechzehn schwer bepackten Soldaten bereits gewöhnt, die im Gleichschritt auf den unbefestigten Pfad einbogen. Unsere schweren Schritte waren als dumpfer Ton zu vernehmen, der laut und in regelmäßigen Abständen erklang - ein Rhythmus, der die Wirkung erzielte, die das Nikotin nicht hatte erreichen können. Ich spürte, wie sich eine befriedigende Ruhe über meine Gedanken legte, die sich auf nichts weiter zu konzentrieren hatten, als den Weg vor mir und die Soldaten hinter mir.

"Lasst mal was singen!", kam es nach einiger Zeit von hinten, der Stimme nach zu urteilen von Matt. Seine Aufforderung wurde gefolgt von einer Zustimmung nach der anderen, doch bevor ich zuende gedacht und ein Lied angestimmt hatte, fing jemand anderes damit an.

"EEEEHYOOOOOOO Captain Jack!", rief JG laut.

"EEEEHYOOOOOOO Captain Jack!", folgten kurz darauf einstimmig die anderen.

"Bring me back to the railroad track!", wieder JG.

"Bring me back to the railroad track!", wieder die anderen.

Ich rollte mit den Augen, kam aber um ein Lachen nicht herum. "BADADADEEDADO!", unterbrach ich laut mit kräftiger Stimme, wohlwissend, dass der Vers erst später im Lied kam. Ich wollte bloß ein wenig Verwirrung schüren, um endlich zu Wort zu kommen: "Ich wär eigentlich für was Richtiges, Jungs!"

"Du warst zu früh", kam kleinlaut die Beschwerde von Jay-Gee, weil ich mich nicht an den richtigen Text gehalten hatte. Für einen Moment dachte ich, er würde sich geschlagen und mit einem anständigen Marschlied zufrieden geben, aber da hatte ich wohl falsch gedacht, denn keinen Augenblick später erhob er erneut die Stimme: "ARE YOU READY KIDS?"

Das ließ ihn niemand zwei Mal sagen - "AYE AYE CAPTAIN!"

"I CAN'T HEAR YOU!", kam es von Jay-Gee.

Die Jungs schienen sich fast die Seele aus dem Leib zu schreien, als sie noch lauter denselben Vers noch einmal riefen - "AYE AYE CAPTAIN!"

"OOOOOOOH", schob Jay-Gee hinterher, "Who lives in a pineapple under the sea?"

"SPONGEBOB SQUAREPANTS!"

Beinahe wäre ich beim Marschieren aus dem Takt gekommen, als ich völlig überrumpelt nach hinten sah, aber die Jungs (und die Frau) ließen sich nicht beirren. Jay-Gee stimmte fröhlich weiter an und jeder zog mit.

"Absorbent and yellow and porous is he!"

"SPONGEBOB SQUAREPANTS!"

Was hatten sie bitte gefrühstückt!? Ich fühlte mich in diesem Moment wie Thaddäus - und wer möchte sich bitte nicht einmal in seinem Leben fühlen wie ein Tintenfisch?

DISCREPANCE - Which One Do You Choose?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt