Daily Routine Order 6

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Toc..............
Toc..........
Toc......

Die Pausen zwischen meinen Würfen wurden stetig kürzer. Immer wieder prallte der Tennisball über mir gegen die Decke, ich fing ihn mit links. Undzwar wirklich mit links, also der linken Hand, und nicht nur mit links mit links. Ein Handwechsel, ein weiterer Wurf, wieder prallte der Tennisball gegen die Decke und kam herunter. Es war ein ewiger Kreislauf, schon seit Stunden, nachdem ich durchs Rauchen nichts erreicht hatte. Meine Arme schmerzten, aber sie brannten nicht so sehr wie der Selbsthass in meiner Brust, den ich durch passiven Aggressionsabbau loszuwerden versuchte, ohne mir oder jemand anderem Schaden zuzufügen. Schaden zugefügt hatte ich in letzter Zeit schließlich genug.

Toc...
Toc, Toc...
Toc, Toc, Toc.

Anfang der Woche hatte ich bei Lyssa vorbeigesehen, der ich die Stube überlassen hatte, indem ich auf mein Einzelzimmer zurückgezogen war. Die Sanis (=Sanitäter) hatten die Wunden der Elitesoldatin verbunden, den Rest machten die Schmerztabletten, die ich ihr hinterlassen hatte. Sie hatte schlimm ausgesehen, als sie am Ende der dreitägigen Prüfung in ihre letzte und längste Ohnmacht gefallen war, und so schnell war sie auch nicht mehr aufgewacht. Um ehrlich zu sein hatte ich am zweiten Tag ihrer Bewusstlosigkeit damit begonnen, mir Sorgen zu machen. Ob um sie oder um meine Führungsposition konnte ich nicht genau sagen, aber mir war das Herz zeitweise in die Hose gerutscht und wahrscheinlich sogar noch tiefer. Dem Arzt gegenüber hatte ich mir das selbstverständlich nicht anmerken lassen, aber je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr wurde mir bewusst, dass ich es zwar vor ihm, nicht aber vor meinen Jungs hatte verheimlichen können. Gerade Spencer kannte mich dafür zu gut.

Natürlich tat er das, denn er war es gewesen, der mir nach meiner eigenen Abschlussprüfung mit Rat und Tat zur Seite gestanden hatte. Nicht zwingend, um mich physisch gesund zu pflegen (denn das machte mein Körper von allein), sondern um mir psychische Unterstützung zu leisten. Zu dem Zeitpunkt hatte ich die auch dringend nötig gehabt.

Ich erinnerte mich noch beinahe so gut daran, als wäre es nicht schon zwei Jahre her gewesen, denn das, was geschehen war, hatte sich tief in mein Gedächtnis eingeprägt. Verständlich, wenn man bedachte, was für einen Effekt es auf mich gehabt hatte.

Meinen Körper umgab zu diesem Zeitpunkt ein stetiges Rauschen. Es war, als wäre ich vollkommen abgeschottet von meiner Außenwelt, denn was ich spürte, war nichts. Mich erfüllte eine tiefe Leere, die beinahe befriedigend und friedlich wirkte. Und die zerrissen wurde, als ich etwas an meiner Stirn spürte.

Sogleich fuhr ich zusammen. Mein Herz machte einen Satz und ich riss die Augen auf, nur um sie sofort wieder zusammenzukneifen. Gleißend helles Licht, das einen stechenden Schmerz durch mein Gehirn jagte und mich die Lider fast gar nicht mehr aufschlagen wollen ließ. Dennoch tat ich es, angetrieben von dem Adrenalin in meinen Adern und meinem schnellen Atem, dem Instinkt, der mir sagte, dass Gefahr drohte.

Dieses Mal blendete mich nichts. Es war dunkel in den Raum, dämmrig. Wie in dem Frachter, wo man mich gefangen gehalten hatte, aber doch anders. Durch die Jalousien an einem Fenster fiel gerade einmal genug Licht, um mich das Gesicht über mir erkennen zu lassen. Spencer hatte sie zugezogen und blickte zu mir hinab. "Alles gut, Jayden", meinte er leise. Die Ruhe, die von ihm ausging, ließ mich selbst ruhiger werden. "Es ist alles gut."

Tief atmete ich durch und hielt Inne. Meine Rippe knackste bei jedem Atemzug, den ich tat, aber gleichzeitig ließ mich der Schmerz die Luft tief einziehen. Mieserable Umstände, die ich zu ignorieren versuchte. Spencer wusste, dass es mir elendig ging, aber ich wollte es nicht zeigen. Ich fühlte mich schwach, wenn ich das tat - oder einfach, weil mein Körper geschwächt war.

DISCREPANCE - Which One Do You Choose?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt