Kapitel 35

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„Andreas, jetzt lass mich doch einfach mal los! Ich will jetzt gehen!!" „Nein, du gehst nirgendwo hin, mein Fräulein!", rief Chris dazwischen. „Ich bin nicht dein Fräulein!!!", rief ich energisch zurück. Andreas verdrehte die Augen, packte jetzt auch Chris am Arm und zog uns beide ins Wohnzimmer. „Mein Gott, Bruder! Was soll das denn jetzt?!!", sagte Chris genervt und versuchte seinen Arm wegzuziehen, jedoch ohne Erfolg. „Du musst mich nicht Gott nennen. Andreas reicht vollkommen, kleiner Bruder!", antwortete Andreas lachend. Andreas bugsierte uns direkt zum Sofa und bedeutete uns hinzusetzen. Schnell rannte er zur Tür hinaus und schloss diese von außen ab. „Jetzt quatscht euch mal aus, das ist ja nicht mehr auszuhalten mit euch beiden. Ihr benehmt euch ja beide wie kleine Kinder! Also viel Spaß!", ließ Andreas lachend von außen verlauten. „Ich kann immer noch durch's Fenster rauskommen!", rief ich noch hinterher. „Dein Vater wird dich mit Sicherheit davon abhalten, wenn du es versuchen würdest!", lachte Andreas. Mist, wo er Recht hat, hat er Recht. Grummelig verschränkte ich die Arme vor der Brust und starrte stur geradeaus. Ich werde ganz bestimmt nicht anfangen irgendetwas zu sagen! Immerhin habe nicht ich angefangen! Neben mir hörte ich Chris seufzen. Er stand auf und stellte sich direkt vor mir hin. Ich starrte weiter geradeaus. Ich durchbohrte förmlich seinen Bauch mit meinem Blick. Dann ging Chris in die Hocke und ich starrte ihm direkt ins Gesicht. Er setzte seinen mitleidserregenden Hundeblick auf und legte seinen Kopf schief. Ich wandte den Blick ab, da ich sonst hätte anfangen müssen zu lachen. Und das war das letzte was ich in dieser Situation wollte. Genau das wollte Papa nämlich provozieren. Also starrte ich jetzt stumpf an die Decke. Erneut hörte ich Chris seufzen. „Ach, Zoë... Komm schon! Es tut mir leid...! Ich habe vielleicht ein klein wenig übertrieben und..." „EIN KLEIN WENIG ÜBERTRIEBEN?! Du hast mich richtig angemeckert!! Glaubst du, dass ich mir damals dachte: Ach Mensch, heute habe ich mal Lust eine 5 zu schreiben. Wär' doch mal ganz nett?? Nein, das hatte ich nicht vor! Das war ein Ausrutscher, okay!! Ich war sonst ja auch nie wirklich gut in Französisch und eigentlich immer eher im 4er-Bereich, ab und zu aber eher selten war auch mal eine 3 dabei. Ok, ich habe vielleicht nicht viel getan, aber trotzdem musst du mich ja nicht so anmeckern!!!" „Jaaa, es tut mir leid... Ich dachte, ich müsste mal etwas strenger sein und... ach Mensch! Ich wollte eigentlich direkt danach wieder in dein Zimmer kommen und mich entschuldigen, aber dann wusste ich auch nicht was ich sagen sollte und dann kam schon Andreas. Er hatte wegen dem Abendessen Bescheid gesagt und er meinte, wir sollten uns beide einfach erstmal beruhigen, aber du bist ja dann nicht gekommen und den Rest weißt du ja...Und Hausarrest wollte ich dir eigentlich auch nicht geben. Das ist doch auch scheiße. Ich will meine Kleine doch fröhlich sehen und nicht traurig in ihrem Zimmer hockend..." Ganz reichte mir es noch nicht, drum blieb ich mit verschränken Armen leise sitzen und starrte weiter vor mich hin. „Gott, bist du stur...!" „Von wem sie das wohl hat?", lachte Andreas vor der Tür. „Ach, sei still Bruder!", rief Chris genervt zurück. „Zoë, es tut mir wirklich leid. Bitte rede wieder mit mir! Ich ertrage das nicht länger, es zerreißt mir das Herz... Ich war so fertig, als du mich gestern Abend schon weggeschickt hattest und ich konnte auch nicht richtig schlafen... Ich bin nachts noch irgendwann wieder aufgestanden und wollte gucken, ob du evtl. wieder deine Tür aufgemacht hast, um dir noch einen Gute Nacht Kuss wie sonst auch immer zu geben, aber sie war leider immer noch zu gesperrt... Und dann warst du morgens schon weg... Ich habe mich so schuldig gefühlt... Ich wollte dir gegenüber nicht so laut werden... Ich dachte ich müsste diesbezüglich mal etwas strenger werden, aber irgendwie hab ich das wohl noch nicht so raus..." Nun schaute ich Chris direkt an. „Kleines, ich will mich doch nicht mit mir streiten... Ich liebe dich doch und ich will einfach nur das Beste für dich..." Ich nahm Chris einfach in die Arme und es tat einfach so gut. Nach all diesen warmen Worten und dieser Umarmung war alles plötzlich wie weggewischt. In diesem Moment merkte ich erst, wie sehr ich die Nähe zu meinem Papa vermisst hatte... Er war einfach der wichtigste Mensch in meinem Leben... „Ich will mich auch nicht mit dir streiten, Papa. Aber ich war auch so traurig, weil ich eigentlich möchte, dass du auch stolz auf mich bist und nicht enttäuscht..." „Was? Zoë, ich bin doch immer stolz auf dich, mein kleiner Engel! Egal, was für Noten du hast! Ich bin stolz auf dich, wenn ich sehe, dass du etwas erreicht hast, worüber du selbst stolz bist und dich freust! Stolz ist für mich nicht an Noten messbar! Ich hab früher auch nicht überall Topnoten gehabt, trotzdem war meine Mutter stolz auf mich und so bin ich auch auf dich stolz. Ich bin stolz dich meine Tochter nennen zu dürfen..." „Ich bin auch stolz, dass du mein Papa bist... Ich hab dich lieb...Und tut mir leid, dass ich dich auch so angemeckert habe...Das wollte ich nicht", erwiderte ich und gab ihm ein Küsschen ehe ich ihn umarmte... Dann schloss Andreas auch schon die Tür wieder auf. „Na sie mal einer an. Wem habt ihr eure Versöhnung zu verdanken? Dem tollen Onkel und großen Bruder Andreas!" Chris und ich lachten und warfen mit Kissen nach Andreas. „Aber Chris, ich würde in Zukunft aufpassen, was du zu Zoë sagst. In diesem Alter ist das echt ein Kampf. Ich habe mir sagen lassen, dass vor allem Mädchen in der Pubertät besonders schlimm sind. Vorallem wenn plötzlich jeden Monat ihre Frauenprobleme auftreten. Schlimm. Also nur so als Tipp. Du hast ja jetzt nicht so viel Erfahrung mit Frauen", grinste Andreas, zwinkerte uns zu und machte sich schließlich aus dem Staub. Nun hatte er es geschafft eine komische Stimmung bei uns zu hinterlassen. Keiner von uns sagte etwas. Also mir war es unendlich peinlich. „Ich geh' dann mal hoch... Muss noch was für die Schule machen...", sagte ich nur und wollte so schnell wie möglich weg. „Äh... Zoë... Warte mal kurz... Also ich... Ähm...Ich...ich...wollte nur eben was fragen..." Oh nein! Bitte nicht, was ich jetzt gerade denke! Bitte nicht!! „Also, ich weiß nicht, wem von uns das jetzt peinlicher ist und wie ich es sagen soll und ob man sowas als Papa überhaupt fragt, aber du hast ja jetzt keine Mutter oder so mit der du darüber reden kannst, aber... also... Hast du... Hast du schon deine...Du weißt schon... Deine... Deine Periode...?"

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