Kapitel 25

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Hektisch sah ich mich im Raum um. Viel konnte ich jedoch nicht erkennen, da es einfach zu dunkel war. Was war das denn gerade? Oder hab ich es nur geträumt? Erneut ertönte dieses dumpfe Geräusch. Es war echt. Ich hatte es mir nicht eingebildet. Langsam hob ich meine Beine und setzte meine Füße vorsichtig auf den Boden auf. Leise stand ich auf und lief auf Zehenspitzen zur Tür, die ich nur durch das spärliche Licht, welches durch den Türschlitz kam, erkennen konnte. An der Tür angekommen, legte ich vorsichtig mein Ohr an die Tür und versuchte zu lauschen. Ganz eben vernahm ich ein paar Stimmen. "Was sollen wir jetzt mit ihr machen? Wir müssen sie schnellstmöglich woanders hinbringen! Die Bullen sind uns schon dicht auf den Versen, Heinrich! Die sind überall! Es dauert nicht mehr lange, bis sie uns hier gefunden haben!" "Ja, man, ich weiß! Deswegen hab ich mir auch schon was neues überlegt!" Wieder ertönte dieses komische Geräusch. "Chef, der Wagen steht bereit", rief nun ein weiterer Mann. Wahrscheinlich sind es dieselben Männer, die mich mit Heinrich gekidnapt haben. Anscheinend ist er gerade hereingekommen und die Tür macht immer diese Geräusche. Ich hörte Schritte, die in meine Richtung kamen. Scheiße! Schnell, aber leise lief ich zum Sofa zurück. Wollen die mich jetzt hier wegbringen? Was, wenn die Polizei zu spät kommt? Irgendwie müssen sie ja wissen, dass ich hier war! Ich überlegte und kratzte mich am Hals. Ich habs! Meine Kette! Schnell nahm ich sie ab und schmiss sie vorsichtig einige Meter von mir weg. Dann wurde auch schon die Tür aufgerissen und Heinrich kam schnellen Schrittes auf mich zu. "Aufstehen!", brüllte er und zerrte an meinem Arm. Er zog mich aus dem Raum, doch ich wehrte mich. Ich spielte auf Zeit, in der Hoffnung, dass die Polizei wirklich in der Nähe war und mich fand. "Was machst du da?! Jetzt komm mit du dumme Göre!", schrie Heinrich. Einer der Männer kam angelaufen um ihm zu helfen. Gemeinsam trugen sie mich dann aus dem Raum. Im angrenzenden Zimmer wurden mir von dem dritten Mann zunächst meine Hände, dann meine Füße gefesselt. Als der Mann fertig war, warfen sie mich auf dem Boden. "So, du Rotzgöre. Mit wehren ist jetzt wohl nicht mehr!",lachte Heinrich und die anderen beiden stimmten in sein Gelächter mit ein. Ich sah mich um. Anscheinend sollte dies hier die Küche sein. Auf dem Tisch in der Mitte standen zwei Campingkocher und in einer Ecke des Zimmers ein kleiner Minikühlschrank. Wohnen wird hier mit Sicherheit keiner, so runtergekommen wie es hier  aussieht. "Naja, machen wir uns mal auf dem Weg. Dein Vater hat dich schon als vermisst gemeldet. Die ganze Stadt wimmelt nur so von Polizisten auf der Suche nach dir." Heinrich zog mich hoch und warf mich über seine Schulter. "Lass mich runter!", schrie ich und drehte und wälzte mich sofern es mir möglich war. "Stopft ihr mal einer das Maul?! So können wir ja wohl schlecht das Haus verlassen! Nachher hört sie noch jemand!" Dann kam schon einer der Männer und verband mir den Mund mit einem alten und stinkenden Leinentuch. Heinrich setzte sich in Bewegung. Bald kamen wir nach draußen und siehe da - wir waren im Wald. Das Häusschen sah von außen wie ein altes, verlassenes Forsthaus aus. Es schien früher Morgen zu sein. Die ersten Sonnenstrahlen bahnten sich ihren Weg durch's Dickicht. Ich versuchte etwas an Heinrich vorbeizuschauen, um so zu erkennen, wo wir hingingen. Ich entdeckte in rund 10 Metern Entfernung wieder diesen riesigen schwarzen Van. Ich betete, dass die Polizei irgendwo war und mich hier endlich rausholt. Ich will einfach nur zu meinem Daddy! Wieder spielte ich auf Zeit indem ich Heinrich in die Kniekehlen schlug. Er knickte ein und landete schließlich ziemlich unsanft auf dem Waldboden. "Was fällt dir eigentlich ein?!", raunte er und stand auf. Dann trat er mehrere Male auf mich ein, bis auch mein letztes Wimmern verstummt war. Mein Kopf pochte und ich merkte, dass ich wohl eine riesige Platzwunde haben musste. Er warf mich wieder auf seine Schulter und ging weiter. Das ganze Blut lief mir jetzt über's Gesicht und ich schmeckte diesen salzigen und rostigen Geschmack in meinem Mund.  Ich hatte enorme Schmerzen und irgendwie viel mir das Atmen etwas schwer. Ob er mir wohl ein paar Rippen gebrochen hatte? Ich wusste es nicht. Am Van angekommen, schmiss Heinrich mich im hohen Bogen hinten rein und schloss die Tür. Bitte! Kommt doch jemand, bevor sie mit mir wegfahren und mich sonst wohin verfrachten!! Papa, wo bist du?? Bitte hol mich hier schnell raus! BITTE!!!

Ehrlich Brothers - Die magische Wende?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt