▫Abends

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"Hana?!!" Wie in Zeitlupe drehte ich mich langsam um. "Jaaa?" Meine Stimme war so hoch, sie quietschte fast. "Was machst du hier?! Alter, geh nicht einfach in mein Zimmer!" Meine Beine fühlten sich so an, alsob ich jeden Moment zusammenbrechen könnten. In der einen Hand hielt er einen Schraubstock, der mir plötzlich unheimliche Angst einjagte. Er machte die Situation auch damit nicht besser, dass er langsam auf mich zukam. "BLEIB DA STEHEN WO DU BIST!!", schrie ich plötzlich und tastete nach irgendetwas, dass ich als Schutz verwenden könnte. Aber er blieb nicht stehen. Das einzige, was ich finden konnte, war ein Stapel Bücher, von dem ich zwei nahm. "Alter, hast du einen Schaden?! Lass die liegen!" Er schrie mich an und wechselte zu einem schnellen Gang. Ich drückte die Bücher noch fester und wurf eins in seine Richtung. "Aish, Alter!" Er hielt mich mit einer Hand fest, den Schraubstock immernoch in seiner Linken. "Lass mich los, verdammt!", schrie ich wieder. "Willst du mich auch so hinrichten?! Bist du ein perverser Mörder oder was?!" Plötzlich stockte er und blickte mir mit geweiteten Augen in meine. "Haha, w-was bitte?!" Ich starrte ihn schockiert an.

Auf seinen rissig-blassen Lippen war wirklich...ein Lächeln zu sehen.

"Willst du mich jetzt auch umbringen, du Schwein?!" Sein Mund zuckte so sehr, dass es aussah, alsob er zwischen verschiedenen Emotionen in Sekundenschnelle wechseln würde. Seine Augen wurden glasig und ich konnte eine kleine Träne erkennen, die seine Wange hinunterlief. Ich nutzte diesen Moment, um mich aus seinem Griff zu befreien und in Richtung Zimmertür zu rennen. "WEHE DU SAGST IRGENDJEMANDEM ETWAS DAVON!! DU WIRST ES SONST BEREUEN!", schrie er mir nach.

Eigentlich wollte ich aus der Wohnung rennen, allerdings war meine Tasche noch in seinem Zimmer. Also lief ich in Richtung Kais Zimmer.

Als ich das dunkle Zimmer betrat, konnte ich nichts erkennen.

Anscheinend ist keiner da.

Doch dann hörte ich das Geräusch einer Dusche, welche sich hinter der Tür befinden musste, die sich am anderen Ende des Zimmers befand.
Ich wollte mich schon auf den Weg dorthin machen, doch dann viel mir eine andere Sache ein:
Was wäre, wenn die alle damit etwas zu tun haben?

Sofort machte ich auf der Stelle kehrt und schloss mit zitternden Händen und so leise wie es ging die Zimmertür.

Doch schon bekam ich den nächsten Schreck. "Alles okay bei dir?" Kyungsoo stand mir gegenüber. "Ja, also- ich bin so verdammt durcheinander. Ach, Kacke." Er mussterte mich kritisch. Dann starrte er meine Hand an. "Warum ist deine Hand so rot?", fragte er mich. "Ich- keine Ahnung", antwortete ich nervös darauf. Ich wollte ihm nicht sagen, was ich gesehen hatte. Ich hatte Angst davor, was Sehun mir antun könnte. Komischerweise hatte ich keine Angst vor Kyungsoo. Wahrscheinlich lag es an seinen großen Augen, die ihn so viel jünger wirken ließen oder an dem schmächtigen Körperbau.
Auch wenn dies vielleicht gemein klingt, aber ich hatte das Gefühl, alsob er mir nichts antun könnte oder wöllte.

Er schaute mich fragend an.
"Willst du vielleicht etwas trinken? Cola?" Ich schüttelte meinen Kopf. "Wasser?", fragte er darauf. Ich nickte.
Gerade wollte er sich auf den Weg in Richtung Wohnzimmer machen, als ich ihm hinterherrief: "Kann ich vielleicht bei euch im Zimmer schlafen?" Zu meiner Verwunderung antwortete er mit einem einfachen. "Ja, okay. Musst aber vorher Chanyeol fragen" und öffnete die Wohnzimmertür.
Mit meiner rechten Hand wischte ich mir die Haare aus dem Gesicht und merkte dabei, wie verschwitzt meine Stirn eigentlich war. Ich hätte wahrscheinlich ein ganzes Handtuch mit dem Schweiß auf meiner Stirn vollsaugen können, so nass war sie.

Dann fasste ich mich wieder und lief so schnell wie möglich in Richtung der schräg gegenüberliegenden Tür. Dabei bekam ich mit, wie ich unterbewusst immer wieder nach rechts blickte und auf den Türknauf von Sehuns Zimmer starrte. Doch zu meinem Glück, öffnete sich die Tür nicht und kein Sehun versuchte mich umzubringen.

Nur eine Lampe brannte im gesamten Zimmer, welche sich links neben dem Bett auf einem kleinen hellbraunen Nachttisch befand. Ich setzte mich allerdings auf die andere Bettseite, weil ich vermutete, dass die linke Seite Kyungsoos war.

Wieder lag auf dem Bett die weiche Tagesdecke und mir viel auf, dass sich an der gegenüberliegenden Wand ein Fernseher befand.
"Die haben hier echt an nichts gespart", murmelte ich vor mich hin.
Im Allgemeinem gefiel mir Chansoos Zimmer am Besten. Es war nach dem Wohnzimmer das größte Zimmer, hatte ein riesiges Bett, einen begehbaren Kleiderschrank, einen Fernseher und eine kleine Terrasse mit Palme (Goals). Außerdem wirkte es nach Jonghyuns (Jongin+ Baekhyun) Zimmer am freundlichsten, wenn man bedenkt, dass ich nicht wusste, wie Xiumim und Chens Zimmer aussahen. Sehuns Zimmer war zwar auch ganz schön, allerdings vermutete ich, dass mich die Farben nach einiger Zeit deprimiert machen würden. Sie mussten echt erfolgreich sein um sich das alles leisten zu können. Und das waren sie anscheinend ja auch.

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In der Tagesdecke eingewickelt saß ich nun links neben Kyungsoo und hielt das Glas in der Hand. Er starrte mich die ganze Zeit dabei an, wie ich es langsam zu meinem Mund führte, daran nippte und es dann mit beiden Händen festhielt. "Sag schon, was ist los?", fragte er mich. Ich schaute ihn an, stellte das Glas weg und wippte dann langsam hin und her.

"Du machst mich noch wahnsinnig mit dem Gewippe. Sag scho-" "Nein, ich kann nicht", redete ich ihm rein. "Ahja, genau." Seine Augen weiteten sich wieder auf Tennisballgröße, sein Blick wirkte irgendwie abwertend. "Achso, Chanyeol müsste bald wiederkommen. Manchmal machen Leute hier Alleingänge, Chanyeol aber eigentlich nur selten." Er kratzte sich am Kinn und wendete seinen Blick von mir ab. "Mhm", sagte ich nur darauf und starrte weiterhin in seine Richtung.
Dieser Tag würde vermutlich nicht so schnell enden.

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