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Plötzlich fing Kyungsoo penetrant an zu grinsen. Es jagte mir fast schon Angst, wenn ich ihn nun betrachtete. Er starrte den Inhalt der Tüte an. Mit einem Mal schloss er sie wieder und stopfte sie in einen Schieber des kleinen Nachttisches. "Alles klar?", fragte ich ihn vorsichtig. "Mhm", meinte er darauf und grinste noch breiter. Ich traute mich gar nicht zu fragen, was in der Tüte war. Am Ende war es eine tote Ratte, Handschellen oder noch eine von diesen Psychobadeenten.
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Nach längerem stummen Herumsitzen hatten wir uns dafür entschieden, nicht schlafen zu gehen.
Wir saßen auf den Sofas und schauten Tokyo Ghoul. Dabei lag ich alleine auf dem linken Sofa und die anderen beiden auf dem rechten.
Wir hatten auf irgendeine Art und Weise einen Wettkampf gestartet, die Nacht durchzumachen und ich war nicht in der Stimmung dazu diese zu verlieren.

Mein Kopf hämmerte, als ich das Gefühl hatte, wieder in der wirklichen Welt angekommen zu sein.
Halb auf der Couch, halb in der Luft, lag ich nun dort und konnte keinen klaren Gedanken fassen. Das Licht, was in meinen Augen zu brennen schien, wollte auch nicht dunkler werden. "Wo bin ich-" "Na, auch schon wach?" Ein Kopf befand sich direkt vor meinem Gesicht. "Was- Wer bist du? Wenn ich fragen darf?", brabbelte ich. "Haha, wach erstmal richtig auf." Ohne mich zu fragen schob er mich von der Couch, sodass ich auf den Teppich fiel. "Hey, was sollte das?" Keine Antwort. Ich fragte noch einmal, gab es dann aber auf und schlief wieder ein.

Als ich aufwachte, war es dunkel. Ich richtete mich langsam auf und wartete so lange, bis sich meine Augen an das spärliche Licht gewöhnt hatten.
Dann stand ich auf und verließ das Wohnzimmer, um mich auf den Weg zu Chanyeols Zimmer zu machen.

"Du hast echt lange geschlafen", meinte Kyungsoo. "Hm, ja. Scheint so." Angestrengt dachte ich darüber nach, was ich sagen könnte. Mir fiel allerdings kein gutes Thema ein. "Ich glaube es wäre besser, wenn du heute wieder nach Hause gehst. Der Stress fängt bei uns bald wieder an und dann können wir sehr nervig sein", sagte er zu mir. "Ja, verstehe schon", meinte ich. "Ich muss nur an meine Sachen kommen, dann gehe ich schon." "Nein, also ja. Das war nicht böse gemeint. Es ist nur schwer, eine Frau bei sich wohnen zu haben...wegen den Fans und den straighten Leuten hier. Bitte verstehe das und nimm es mir oder uns nicht so übel." "Schon klar." Ich seufzte. "Eigentlich bin ich hier auch nur zufällig. Deswegen ist das okay." Kyungsoo blickte an die Zimmerdecke. "Könntest du mir nur noch dabei helfen, meine Sachen zusammenzusuchen?", fragte ich ihn. "Klar", er lächelte mir zaghaft zu, stand auf und lief in Richtung Zimmertür.

Nachdem wir all meine Sachen gefunden hatten, stand ich nun an der Haustür und blickte Kyungsoo entgegen. "Also danke nochmal, dass ihr mich nicht sofort rausgeschmissen habt. Ihr seid ganz anders, als ich mir euch vorgestellt habe." "Ah, okay. Ähm danke, dass du hier warst. Ist mal etwas anderes gewesen." Er blickte auf den Boden. "Vielleicht sehen wir uns irgendwann einmal wieder", meinte ich. "Ja. Also dann...tschüss." Er verbeugte sich kurz vor mir. Ich tat es ihm nach.
Die Wohnungstür fiel ins Schloss.
Ich stand regungslos davor.
Das war's nun wohl.
Wieder seufzte ich und machte mich auf den Weg zu den Fahrstühlen.

Gedankenlos streifte ich durch die Einkaufspassagen Myeongdongs, betrachtete zwei Kinder, die ihre Mutter anbettelten, ihnen ein Eis zu kaufen und eine Gruppe Touristen, die ein Gruppenfoto von sich machten.
Ich überlegte, ob ich in Seoul bleiben sollte.
Ohne Arbeit.
Und nur mit einem Psychologie Studienplatz, den ich liebend gerne abgeben würde, auch wenn ich fast durch war.

Die Wochen vergingen.
In der Zwischenzeit war meine Mitbewohnerin zurückgekommen und sie hatte sich kaum verändert.
Immernoch war sie voller Energie und Freude, was zu mir momentan den größten Kontrast bildete, den man sich nur vorstellen konnte:

Ich - ca. 160cm groß
braun-blaue kurze Haare
Brille
Dunkle Klamotten.

Sie - ca. 155cm groß
Schwarze lange Haare
Trägt immer dunkelgraue Kontaktlinsen
Pastelltöne.

Sie sprudelte nur so vor Energie, wollte ständig irgendetwas unternehmen und zu Fanmeetings gehen.
Währenddessen ich jeden Tag nach der Uni geradewegs in mein Zimmer lief und mir stundenlang Videos über den Einfluss des Essens auf die Psyche des Menschen anschaute. Ich probierte verschiedene Lebensweisen aus:
Von vegan bis zu Fleisch jeden Tag.
Und ich musste zugeben, dass es etwas an mir veränderte. Ich fühlte mich gelassener, wenn ich einmal pro Woche Fleisch aß. Trotzdem war ich totmüde.
In (Nord-/Süd-) Korea zu überleben ist nunmal nicht einfach.

Wieder streifte ich durch die Straßen Seouls. Das tat ich am liebsten, wenn ich mich von der Uni ablenken wollte.
Überall waren Aufhänger und Werbetafeln von unglaublich hübschen Menschen, die mir surreal vorkamen, so makellos sahen sie aus.
Ich stieß auf eine kleine Jobanzeige an einer Hauswand:
Assistentin in der psyhotherapeutischen Praxis *** gesucht.
...
Kontakt: ***

Ich machte ein Foto von der Anzeige. Meine Ersparnisse reichten kaum noch aus und der Job in einer kleinen Bäckerei brachte auch kaum Geld. Also warum nicht. Wozu habe ich denn sonst so lange studiert?

Nervös fuhr ich mit dem Fahrstuhl in den achten Stock eines Hochhauses.
Psychotherapeutische Einrichtung ***

Das Vorstellungsgespräch war relativ gut verlaufen und eine Woche später meldeten sie sich wieder.
Ich hatte den Job!
Am ersten Tag wurde mir sofort mein Chef zugewiesen. Es war ein ca. 1,80m großer Mann mit kurzen braunen Haaren und Brille. Er machte auf mich einen relativ netten Eindruck, obwohl er kaum lächelte. Kurz führte er mich durch die vielen Gänge und Räume der Praxis. Alles wirkte so steril auf mich. Irgendwie sehr fremd. Ich betrachtete die Leute im Warteraum. Alle sahen noch sehr jung aus und vor allem dünn. Als wir einen weiteren Gang entlanggingen, kam mir eine Frau in High Heels entgegen. Ihr Gesicht kam mir sehr bekannt vor. Ich machte mir allerdings keine weiteren Gedanken darüber und folgte meinem Chef in sein Büro. "Dort drüben ist ihr Zimmer" Er wies auf eine graue Tür. "Sie können ihre Sachen dort lassen. Hier vorne werden die Patienten empfangen. Ihre Aufgabe ist es, diese einzuweisen, wie die Sprechstunde ablaufen wird. Sie dürfen mit ihnen nicht über private Dinge oder ähnliches reden, das nichts mit dem Aufenthalt zu tun hat. Verstanden?" "Ja verstanden." "Achja, Patienten der VIP Klasse dürfen auf gar keinen Fall entgefasst werden. Bieten Sie diesen einen Kaffee an." Ich nickte und verbeugte mich.

In meinem Büro erwartete mich ein riesiger Stapel von Akten, den ich zuallererst in normale Patienten und Prominente sortieren sollte und anschließend nach Nachnamen.
Prominente waren vor allem Leute aus der Musik- und Filmbranche, aber kaum welche aus dem Bereich Entertainment (Fernsehshows). Das Bürotelefon klingelte: "Der erste VIP-Gast ist soeben angekommen. Bitte holen Sie diesen aus dem VIP-Warteraum ab." Es war die Stimme der Sekretärin am Eingang. "Verstanden. Ich mache mich sofort auf den Weg." Ich lief den langen Gang zurück zur Eingangshalle, konnte allerdings nicht sehr schnell laufen, da ich Absatzschuhe trug. Eigentlich ist es üblich eine Art Hausschuhe auch auf Arbeit zu tragen, aber da ich öfters auch in das Gebäude neben an musste und professionell gegenüber den Patienten erscheinen soll, blieb mir dieser Luxus "erspart". Bevor ich den Warteraum betrat, laß ich die Liste der Patienten durch. Starr blickte ich auf den Namen, der vor mir auf dem Blatt stand, wobei ich im gleichen Moment den Warteraum betrat. "Sind Sie die Assistentin von Professor Choi?", fragte mich ein Mann, der neben ihm saß. "Ja", sagte ich nur kurz und verbeugte mich. "Kommen Sie doch bitte mit."

"Nehmen Sie doch Platz", sagte Professor Choi. "Wie Sie wissen, wird das gesamte Gespräch aufgezeichnet, um später besser mit den Informationen arbeiten zu können." Er nickte Herrn Choi zu. "Gut. Dann beginnen wir jetzt mit der Beratungsstunde.
Mein Name ist Professor Choi. Assistentin ** befindet sich ebenfalls im Raum.
Es ist der 3. September, Sprechstunde Nummer 56.
Vortsetzung der Behandlungsstunden aufgrund von traumatischer Erfahrung und Halluzinationen.
VIP-Patient Oh Sehun."

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