▪Training

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"Warum ich?" "Weil mich deine Arme an Spaghetti erinnern", meinte er. Er seufzte und wirkte sehr genervt. "Ich mag Spaghetti, also kann das so bleiben." In wenigen Sekunden hatte er mich hochgehoben und auf eine Art Hocker gesetzt. Er setzte sich genau gegenüber von mir. "Hör mir jetzt genau zu." Alsob er ein Hypnotiseur wäre, blickte er mir direkt in die Augen, ohne auch nur einmal zu blinzeln. "Du. Willst. Nicht. Nudel. Genannt. Werden. Wenn einmal so etwas anfängt hört es nie wieder auf." Er zog seine Augenbrauen zusammen. "Also ich hätte nichts dagegen", meinte ich nur locker und fing an zu grinsen. Er wurde anscheinend wütend, da ich bemerkte, wie er seine linke Hand zu einer Faust ballte.
Dann stand er auf, lief einmal im Kreis und guckte mich wieder an. "Sehe ich für dich wie eine Nudel aus?" Ich musterte ihn kritisch und wartete extra lang, bis ich eine Antwort auf seine Frage gab. "Hm, also wenn ich dich gerade so betracht-" "Nein, sag es nicht!" "Aber gerade hast du noch gefr-" "Ich weiß-ich weiß. Ist jetzt nicht mehr so wichtig."
Er reichte mir eine der Hanteln. Sie war in meinen Augen so schwer, dass ich halb auf dem Boden lag und mich nur mit einer Hand noch rechtzeitig abstützen konnte, sodass ich nicht komplett vom Hocker rutschte. "Ahahaha, was war das denn?!" Er lachte mich aus. "Hör auf. Was gibst du mir auch Hanteln, die so schwer wie ein Kühlschrank sind." "Woher weißt du bitte, wie schwer ein Kühlschrank ist? Und außerdem sind das nur 4 Kilo." "Trotzdem! Willst du mir meinen Arm ausreißen?!" Sehun lachte so stark, dass er anfing zu husten. "Wenn du willst, können wir auch die zwei Kilo Hanteln nehmen." "Ja, bitte", willigte ich ein. "Aber erstmal brauchst du Sportsachen. Oder willst du mit dem Handtuch Muskeltraining machen?" Sein Lachen war langsam nicht mehr auszuhalten. "Was denkst du denn?", meinte ich spöttisch. "Also, mir wäre es lieber, wenn du in Unterwäsche trainierst." Ich richtete mich auf und wollte ihn gerade schlagen, als er einen Schritt nach hinten wich und ich nach vorne kippte. "An deiner Schnelligkeit müssen wir auch noch üben." "Jajaja. Ich bin so unvorbereitet. Können wir das nicht morgen machen?", fragte ich ihn. "Also willst du uns heute gar nicht für immer verlassen?" "Naja, ja. Hab's mir anders überlegt." Er grinste mich an. "Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich lieber allein trainieren. Das geht einfach besser. Ich habe ja noch meine Gesellschaft." Er drehte sich von mir weg und blickte verschmitzt in einen Spiegel, bevor er sich selbst zuzwinkerte. "So ein selbstverliebter Schnösel", murmelte ich vor mich her. "Nenn mich wie du willst." Er drehte sich wieder zu mir um. "Aber niemals Nudel. Ich hasse das." Ich verdrehte die Augen. "Jajaja, ich habe es verstanden."

Ich hörte ein Klicken und nur wenige Sekunden später wurde die Tür aufgemacht. Kai stand auf der Türschwelle. Er betrachtete uns kritisch. "Also eigentlich wollte ich dich fragen, ob du mit mir GTA zocken willst" Er betrachtete mich. "Aber du hast ja anscheinend Gesellschaft." "Ich kann mit dir spielen", meldete ich mich sofort zu Wort. "Wenn du willst, kannst du gerne mitspielen", sagte er zu mir und lächelte verschmitzt. "Nimm sie ruhig mit", meinte Sehun und widmete sich seinen Hantel. Dann lief er zu einem Radio und steckte sein Handy auf einen Adapter. "Aber kein GTA. Sie muss Sport machen." "Hmmm." Kai schmollte. "Wir finden schon ein Spiel." Er griff nach meinem Arm und zog mich mit sich mit. Gerade noch konnte ich den Rand des Handtuchs festhalten. Verschmitzt schielte mir Sehun hinterher. Dann flüsterte er: "Du wirst vor Schmerzen umfallen."
Aber wir werden doch nur ein Spiel spielen...
Gerade wollte ich die Tür zumachen, da begann das Radio laut den Refrain eines Liedes zu spielen.

If I was you I'd wanna be me too
I'd wanna be me too
I'd wanna be me...too

Sofort blickte ich zu Sehun hinüber, der begann seinen Bizeps zu pumpen und dazu noch anfing, mitzusingen. Allerdings klang es eher nach
A wanna be me too
als nach allem anderen.

So selbstverliebt.

Kurz schielte er zu mir rüber.

Wir liefen den Gang entlang, bis icn abruppt stoppte. "Was ist los?", fragte Kai. "Naja, ich müsste noch etwas anderes anziehen." "Ohja, stiiiimmt." Er schien wirklich darüber nachzudenken, was wir jetzt tun könnten. "Du kannst etwas von mir anziehen, wenn du willst", sagte er. "Es darf nur niemals Krystal erfahren." Ich stimmte ihm kopfnickend zu.

So begaben wir uns in Kais und Baekhyuns Zimmer, welches ebenfalls groß wie Chanyeols und Kyungsoos Zimmer war. Allerdings gab es zwei Betten und es war eher länglich. "Willkommen", sagte Kai zu mir und ging in Richtung eines Kleiderschrankes. Ich lief ihm nach kurzem Zögern hinterher.

Mir fiel wieder ein was mich gewundert hatte, als Kyungsoo meinte, dass er mit Chanyeol in einem Zimmer schläft. "Das kommt vielleicht jetzt blöd, aber warum wohnst du nicht mit Kyungsoo in einem Zimmer?" Kai beachtete meine Frage kaum und kramte weiter in dem Kleiderschrank herum. "Tut mir leid, wenn ich etwas blödes gefragt habe. Vergiss es einf-" "Nein, ist schon okay." Er reichte mir ein T-Shirt und eine Hose. "Ich und Kyungsoo haben noch vor ein paar Wochen in einem Zimmer gewohnt, aber..." Er atmete tief ein und aus. "Als ich das mit Krystal veröffentlicht habe, ist er irgendwie merkwürdig geworden. Wir haben kaum noch miteinander geredet und dann haben wir in der Gruppe entschieden, die Zimmermitbewohner zu tauschen." Kai lächelte mir schwach zu. "Ah, ich verstehe", meinte ich, obwohl das gelogen war.

Doch langsam begannen die Räder in meinem Kopf sich zu drehen.

Die Werbesendung.
Die Badeenten.
Das blaue teure Schaumbad.
Der Streit mit Kai wegen Krystal.
Könnte er vielleicht-

"Mach dir keinen Kopf deswegen, Kartoffel. Es ist schon wieder besser geworden", meinte er, bevor er Richtung Tür lief. "Komm, lass uns Sport machen."
"Ich muss mich doch noch umziehen", sagte ich zu ihm. "Ach stimmt ja. Zieh du dich ruhig hier um. Ich mache alles im Wohnzimmer fertig", sagte er zu mir, bevor er das Zimmer verließ und die Tür hinter sich schloss.

Schnell zog ich mich um und machte mich auf den Weg in Richtung Wohnzimmer.
Als ich die milchige Tür aufschob, bekam ich einen Schreck.
So etwas hatte ich nicht erwartet...

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