Kapitel 4

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Eine ganze Weile starrte ich so gedankenverloren an die Decke, bis ich mich schließlich zur Seite drehte und mit den Augen den Raum nach einem kleinen Gegenstand absuchte. Ich erblickte die Wasserflasche die auf meinem Schreibtisch stand und setzte mich auf. Dieses Mal musste es einfach klappen. Ich konzentrierte mich ganz genau auf die Flasche und hob langsam, aber mit etwas Kraft die Hand. Die Flasche wackelte auf der Stelle und rutschte auf dem Schreibtisch wie ein ängstliches Tier herum. Ich hob die Hand noch etwas und die Wasserflasche begann sich heftiger zu bewegen. Sie rutschte immer weiter auf den Rand des Schreibtisches zu und als ich die Hand noch etwas weiter hob um sie schweben zu lassen, kippte sie endgültig über den Rand und fiel klirrend auf den Boden. Die Flasche zersprang in tausend Scherben.

Einen Moment starrte ich nur wie gebannt auf die Scherben, die sich auf dem ganzen Boden verteilt hatten und war entsetzt über mich selbst.

„Mist!", sagte ich irgendwann laut, als ich mich wieder besann und realisierte was geschehen war, sodass ich es fast schrie.

Ich legte mich zurück auf mein Bett und bedeckte mein Gesicht mit den Händen. Kurz darauf öffnete sich meine Zimmertür und Jayden streckte den Kopf in mein Zimmer.

„Alles in Ordnung, ich hab-'', sagte er und erblickte erst dann das Wasser und die vielen Scherben auf dem Boden. „Oh, scheiße.", kam darauf die Antwort.

Ich setzte mich auf, schwang die Füße schwungvoll aus dem Bett und lief zu meinem Schrank um eine Kehrschaufel zu holen. Wortlos kniete ich mich auf den Boden und begann die Scherben auf zu sammeln und sie in den Eimer unter meinem Schreibtisch zu werfen.

„Hast du geübt?", fragte Jayden nach einer Weile vorsichtig. Er stand immer noch im Türrahmen und hatte sich keinen Zentimeter bewegt.

„Ja, das habe ich und man sieht ja was dabei rausgekommen ist.", antwortete ich hinter zusammen gebissenen Zähnen.

Ich unterdrückte eine Träne, die mir drohnte die Wange hinunter zu rinnen. Einen Moment war ich sauer auf mich selbst.

Ich bemerkte aus dem Augenwinkel wie sich Jayden auf mein Bett setzte, die Ellenbogen auf sein Knie legte und das Kinn in seine Hände stüzte.

„Ich weiß auch nicht woran es liegt, dass du das nicht hinbekommst. In meinen Augen machst du alles richtig."

Ich antwortete erst spät. „Beim Wettkampf hat alles noch besser geklappt. Ich habe eine Wasserfontäne aufsteigen lassen und jetzt schaffe ich nicht einmal eine Wasserkugel zu erstellen. Woran liegt das?", fragte ich ihn verzweifelt.

„Ich würde es dir gerne sagen, aber ich weiß es leider nicht."

Als ich glaubte, alle Scherben eingesammelt und entsorgt zu haben, setzte ich mich Jayden gegenüber auf den harten Holzstuhl. „Weißt du noch, als wir früher wieder einmal, den Schülern auf den Übungsplatz gefolgt waren und uns dann geschworen hatten, später die Besten zu werden?", fragte ich und musste automatisch lächeln.

„Natürlich erinnere ich mich, das könnte ich doch niemals vergessen!", sagte er und grinste ganz in Gedanken. Offenbar erinnerte er sich gerade daran zurück. "Du warst kurz davor, in die Menge zu stürzen und ihnen allen zu zeigen, dass du das besser kannst.", sagte er dann.

Ich lachte auf „So stimmt das aber nicht ganz, Freundchen. Das war nicht nur meine Idee. Du wolltest mitkommen!"
Jayden lachte ebenfalls und man konnte ihm deutlich ansehen, dass er nun an die Zeit zurück dachte.

Ich wurde plötzlich wieder ernst und fragte: „Darf ich dir eine Frage stellen, Jayden?"

„Das hast du im Moment schon getan, Grace, aber ja, natürlich darfst du mir eine Frage stellen.", sagte er, verkniff sich ein Grinsen über seine Bemerkung, schaute mich danach aber doch recht gespannt an.

Swaresk- HuntedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt