Der nächste Tag verlief fast genauso wie der zuvor. Ich starrte Löcher in die Decke, lies mir stundenlang die warme Sommersonne ins Gesicht scheinen, bis es mir mittags zu heiß wurde und zeichnete Landschaften auf das übrige Papier, bis es mir schließlich, genauso wie meine Beschäftigungen, ausging.
Seufzend stand ich auf und lief zur Tür. Ohne einen Blick zurück zu werfen, zogen die Wachen vor meiner Tür ihre Schwerter und kreuzten sie vor mir, sodass ich keine Chance hatte zu entwischen, als ich die Tür geöffnet hatte. Dies waren echte Schwerter. Nicht solche, wie wir beim Trainieren unserer Schwertkämpfe genutzt hatten, diese waren scharf und konnten mit einem einzigen Hieb einen Menschen durchteilen.
„Bitte lasst mich zu Prinz Damien. Er wird mir die Erlaubnis geben!", sagte ich und blickte die Wachen flehend an, doch sie schauten mich nicht einmal an. „Geh' zurück in dein Zimmer oder sollen wir dich zurück schleifen?", fragte der rechte mit den langen Haaren. „Bitte!", versuchte ich es noch einmal. Der rechte drehte sich um, steckte sein Schwert zurück an seinen Gürtel und packte mich an beiden Armen. Dann schleifte er mich zurück in mein Zimmer. „Ist schon gut, Ihr könnt mich loslassen! Ich gehe ja schon.", sagte ich, als ich mich versuchte zu entwinden, worauf er nur noch fester zugriff. Er schmiss mich auf mein weiches Bett und lief dann schnellen Schrittes wieder zur Zimmertür hinaus. „Arrrrgh!", schrie ich und warf ein Kissen gegen die weiße Wand.
Irgendwas musste ich doch tun können! Ich konnte ja wohl schlecht bis zum Ende meines Lebens in diesem Zimmer festsitzen und mich zu Tode langweilen. Womöglich würden sie meine Leiche erst ein Jahr später finden, da keiner nach mir suchte und es selbstverständlich war, dass ich in diesem Zimmer saß. Ganz alleine! Aber nein, nicht mit mir!
Ich stand auf und überlegte. Wie kam ich hier wohl am besten hinaus? Mein Blick wanderte zum Balkon. Ich öffnete die Tür und schritt hinaus. Nein, hier waren mindestens zehn Balkone. Hier würde mich bestimmt jemand sehen. Ich schloss die Tür wieder und lief zum Fenster. Hier würde ich hindurch passen. Es war zwar klein, aber ich war schlank. Es musste einfach funktionieren.
Ich schaute hinaus. Ich hatte schon oft beobachtet, wie hier die Wachen auf dem Gelände patrollierten, doch ich musste einfach schnell sein. Wenn ich schnell genug unten war und ganz unbeteiligt über den Rasen schlendern würde, würde es bestimmt nicht auffallen. Ich müsste nur schnell genug hinunter kommen. Die Steine der Schlossmauer waren glatt, doch ein paar standen heraus, an denen ich mich festhalten könnte. Außerdem befanden sich an der linken Seite, wie ich auch schon am ersten Tag heraus gefunden hatte, zwei Fenster, an denen ich mich festhalten konnte und hinüber zu einer Regenrinne kam, diese führte bis fast hinunter zum Boden. Ich müsste dann wohl ein paar Meter springen, aber es war machbar. Ich rannte zurück, griff nach meinem weinroten Mantel und streifte ihn mir über. Dann hielt ich mich an der Gardinenstange fest und schwang ein Bein aus dem Fenster, bevor ich es mir noch anders überlegen konnte.
Wenn sie geglaubt hatten, mich hier festhalten zu können, dann hatten sie sich getäuscht.
Ich schwang mein anderes Bein hinaus und stand jetzt wackelig auf einem kleinen hervorstehenden Stein an der Schlossmauer. Ich schaute hinunter. Oh Gott, war das hoch! Ein falscher Tritt und ich würde geradewegs in den Tod stürtzen.
Vorsichtig griff ich nach dem Kopf eines kleinen Löwen, dessen Statue aus der Wand ragte. Er war fest. Dann griff ich mit der anderen Hand überkreuzt nach dem Fensterrahmen des nächsten Fensters. Die Gardinen waren zugezogen. Zum Glück, somit konnte die Person, die vermutlich im Zimmer war, mich nicht sehen. Ich hangelte mich weiter und war kurzdavor aufzuschreien, als mein Fuß abrutschte und kleine Steinbröckelchen die Schlosswand hinunter rieselten. Mein Herz pulsierte so laut in meiner Brust, als würde es jeden Moment explodieren. Ich atmete tief durch und versuchte die kurze Panik zu verdrängen.
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Swaresk- Hunted
Fantasy"Wasserbändigen ist kein Zwang das Wasser dazu zu bewegen uns zu gehorchen, Grace. Das Wasser muss "freiwillig" das tun was wir wollen, wir müssen es so zu sagen dazu überreden." Ein Dorf voller Menschen mit außergewöhnlichen Kräften. Und sie werden...