Kapitel 36

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Eiskaltes Wasser umspielte meine Knöchel und durchnässte meine Kleidung. Herrlich rauschten die Wellen, die sich vor dem traumhaften Strand brachen. Möwen kreischten am Himmel und umkreisten das riesige Segelschiff. Leise segelten glitzernde Schneeflocken auf den Strand herab und die Sonne, die hinter ein paar Wolken hervor schien, tauchte alles in ein traumhaft schönes Licht.

Ich fand keine Worte für den Anblick. Es war einfach unbeschreiblich.

Als ich einen Fuß vor den anderen setzte und dem Strand immer und immer näher kam, wurde ich von aber millionen Gefühlen durchflutet. Hoffnung, Glück, Kraft, Fröhlichkeit und Trauer.

Hoffnung, dass wir endlich ein anders Leben beginnen konnten. Ein neues, sicheres Leben, dort wo wir sicher waren.

Glück, darüber, dass wir es geschafft hatten, vor den schrecklichen Geschehnissen in Alentija entkommen zu sein. Glück darüber, dass wir trotz der vielen Gefahren einen Weg hinaus gefunden hatten und unversehrt, die meisten zumindest angekommen waren.

Und Trauer darüber, dass Jayden all dies verpasst hatte. Er hätte an meiner Stelle hier stehen können. Er hätte an meiner Stelle diesen neuen Start eingehen können, doch er hatte es nicht getan. Jayden hatte sein Leben für meines aufgegeben, obwohl ich es nicht verdient hatte. Nächte lang hatte ich immer wieder seinen letzten Satz in meinem Kopf gehört. Manche Leute sind es wert, dass man sein Leben für sie lässt. Dein Leben ist wichtiger als meines.

Ich wusste nicht wie ich damit umgehen sollte. Er war der gutmütigste Mensch gewesen, den ich je gekannt hatte.

Meine Gedanken wurden davon unterbrochen, dass jemand neben mir nach meiner Hand griff. Es war Damien. Ich genoss das Gefühl der Wärme, die durch diese Berührung durch meinen Körper geflutet wurde und ich spürte das Kribbeln in meinem Bauch, dass sich immer in mir ausbreitete, wenn er in meiner Nähe war.

Ich schloss für einen Moment die Augen und atmete die kühle, salzige Luft ein und genoss für einen Moment einfach nur das Gefühl von Freiheit.

Die Besatzung war mit uns an den Strand gekommen um uns zu kurz zu verabschieden. Ich saß einfach nur im Sand und schaute zu, wie die Soldaten und einige der Besatzung die Hände schüttelten und einige Worte wechselten, als plötzlich eine Person in mein Sichtfeld trat und mir somit die Sicht verstellte. Ich schaute herauf und schaute in das ausnahmsweise einmal nicht grinsende Gesicht von Lee Karrjet.

„Auf wiedersehn' meine Schöne.", sagte er und lachte.

Ich lächelte und stand auf. So seltsam ich ihn auch fand, ich wollte mich trotzdem von ihm verabschieden. Er wollte mir gerade die Hand reichen, als ich ihn einfach umarmte. Im Nachhinein fragte ich mich selbst, wieso ich das tat, doch ich tat es einfach. Nach kurzen zögern erwiderte er schließlich meine Umarmung.

„Lebe wohl.", sagte er und ich trat wieder einen Schritt zurück.

„Ihr genauso.", sagte ich, dann drehte er sich um und folgte seinen Leuten.

Als das große Segelschiff schließlich nur noch ein Punkt am Horizont war, machten wir uns auf in die Stadt.

Der Weg war kürzer als alle vermutet hatten, denn wir sahen schon nach wenigen Minuten die kleinen Dächer eines Dorfes.

„Sollte Etriest nicht eigentlich eine Stadt sein?", hörte ich das Gespräch zwei Soldaten.

„Das ist sie eigentlich auch. Auf sämtlichen Karten ist alles ganz anders eingezeichnet. Viel größer und ganz anders. Ich verstehe das nicht."

Schließlich liefen wir einen schmalen Weg, auf dem sogar noch ein wenig Schnee lag hinunter, der ins Dorf führte.

Einige Menschen waren auf den schmalen Straßen, die zwischen den kleinen Häusern hindurch führte, zu sehen. Sie trugen große Körbe oder schoben Schubkarren durch die Straßen. Auf der rechten Seite erkannte ich große Felder auf denen etwas angebaut worden war. Ich schätzte auf Gemüse wie Salat.

Swaresk- HuntedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt