[Mia's Perception]
Ich half Gene, bis sich offenbar keine Käfer mehr in ihrem Geschlecht befanden, gab ihr meine Beruhigungstabletten, die ich mir noch aufgehoben hatte und erlaubte ihr, sich in meinem Zimmer auszuruhen, ich würde das klären, sollte es deshalb Ärger geben. Meine Zimmertür hinter mir geschlossen, machte ich mich darauf sofort auf den Weg zu Marys Gemach. Mary hatte sich eingeschlossen und Panik stieg in mir auf, ließ mich die Tür aufbrechen, als sie mir nicht antwortete. Ich eilte darauf ins Bad und stürzte zu ihr, reglos lag sie am Boden, eine ganz geleerte Tablettendose umgekippt lag neben ihr auf den Fliesen. Sie war leichenblass, ihre Lippen blau, ihre Augen geschlossen. Ich nahm ihr Gesicht in meine Hände, fing an, bitterlich zu weinen. ,,Mary, nein!", schluchzte ich und vergrub mein Gesicht an ihrer Schulter. ,,Warum hast du das getan?!" ,,Meinetwegen", kam sogleich die Antwort und ich drehte meinen Kopf in die Richtung der Stimme, zwinkerte meine dicken Tränen weg. Lucifer stand da, die Arme vor der Brust verschränkt. ,,Lassen wir ihr ihren Wunsch, lass sie sterben", schlug er vor und ich wimmerte auf. ,,Nein! Bitte nicht... Lucifer, ich flehe dich an, hol sie zurück!" Jim liebte sie doch! Ich liebte sie doch! Und ich wusste, sie liebte uns! ,,Das ist nicht ihr Wunsch, sie war nur verzweifelt! Sie sieht keinen Ausweg mehr, du hast ihr jegliche Hoffnung genommen... Bitte, bring sie zurück! Ich brauche sie..." ,,Wieso?", fragte er nur und ich wischte mir die Tränen von der Wange, strich Mary durchs Haar und erhob mich dann, stellte mich vor ihn. ,,Weil sie mich lieb hat und ich sie. Sie ist die einzige Person, die mir mit Liebe entgegentritt", erklärte ich leise und er warf einen Moment einen Blick über meine Schulter zu Mary zurück, presste die Lippen aufeinander. ,,Du bist dir also sicher, dass Mary zurückkehren will?", wollte er wissen und ich nickte fest. ,,Bitte tu mir den Gefallen, Lucifer... Ich verspreche dir, ich gebe dir alles, was du willst!" Mit glasigen Augen sah ich zu ihm auf, er erwiderte meinen Blick einen Moment eigenartig sanft, bevor er schnaubte. ,,Ich will nichts!", knurrte er und ich sackte vor ihm wimmernd in die Knie. ,,Das ist meine Schuld, du hattest recht, es ist einfach alles meine Schuld...", flüsterte ich gebrochen und schluckte, sah zur Tablettendose. ,,Eigentlich müsste ich jetzt genauso da liegen, Lucifer... Ich sehe auch kaum noch Hoffnung... Aber ich kann nicht. Wegen dir. Das ist der Unterschied zwischen Mary und mir. Sie hat es wegen dir getan, ich tu es nicht. Sie will dich verlassen. Ich nicht. Und sollte es doch irgendwann soweit sein, dass, Mary die Möglichkeit hat, zu fliehen. Dass alle die Möglichkeit haben... Ich werde bleiben" Dass das schon beinahe eine Prophezeiung war, wusste ich in dem Moment nicht. Dann schnipste Lucifer und Mary schnappte nach Luft, erbrach sich darauf und beugte sich nach vorne. ,,Ruf Jim her, er soll sich kümmern", sagte er stumpf und meine verweinten Augen wurden groß. ,,Denkst du, ich bin so töricht? Lass ihn kommen", fügte er hinzu und ich nickte schluckend. ,,Ich danke dir, Lucifer... Bist du dir sicher, dass ich nichts für dich tun kann?" Ich war an Mary herangerutscht, nahm sie in den Arm und sah aber zu Lucifer auf, sah ihn erwartungsvoll an.
[Lucifer's Perception]
,,Du solltest gehen, hast du die Chance dazu. Mehr nicht" Damit drehte ich mich um, zögerte nochmal, doch ging dann. Nichts funktionierte in letzter Zeit - keine der Schlampen schaffte es auch nur annährend mich so fühlen zu lassen, wie Mia. Auch nicht Mary, und die hatte mich berührt, soweit ich sie beeinflussen hatte können. Überall und es hatte nichts dermaßen in mir bewegt, wie Mia es zustande brachte. Was machte sie anders als die anderen? Es konnte doch nicht wahr sein, dass die Worte, die ich unter Einfluss des Alkohols unkontrolliert an sie verloren hatten, sich bewahrheiteten... oder etwa doch? Ich schluckte, lief den Gang runter, vor Wut zitterte mein linke Faust unkontrolliert, am liebsten würde ich sie alle mit einer plumpen Handbewegung umbringen. Sie alle, Mia eingeschlossen. Doch ich konnte es nicht, vor allem Mia nicht. Und dass ich das Bild, wie sie tot am Boden lag nicht ertrug, machte alles noch so viel Schlimmer. Wieso hielt ich es nicht aus? Die Vorstellung Mia endlich los zu sein? Weshalb wollte ich, dass ihr Verlust niemals in Kraft trat, ich ihn niemals durchleben musste? Wütend riss ich die Hand hoch, die Flügeltüren zu meinen Gemächern flogen auf, knallten gegen die Wände und ich trat ein, ließ sie zuknallen, sodass der gesamte Schlossuntergrund einen Moment lang bebte, Donner von den Wänden widerhallte und es draußen in der Nacht kurz blitzte. Mia hatte etwas aus mir gemacht, für das ich mich schämte. Sie hatte mich den Menschen näher gebracht, mittlerweile fühlte und dachte ich ihr gegenüber genauso wie all dieser Abschaum. Du hast uns erst abscheulich gemacht, Lucifer, ohne dich wären wir noch perfekter als du selbst es bist. Lehrend huschte mir Mias Stimme durch den Kopf und ich stieß einen Wutschrei aus, schlug mit der Faust gegen die Wand, sodass ich sie durchbrach, fauchte, sie mit einer Handbewegung wieder in Ordnung brachte, das Blut betrachtete, das meine Knöchel hinunter lief. Warum verdammt nochmal verletzte ich mich selbst? Hätte ich es gedanklich nicht zugelassen, würde ich jetzt nicht bluten. Aggressiv hauste ich weiter, saß im Endeffekt mit zerrissenem Hemd auf dem Fußboden, Blutflecken auf dem weißen Stoff, auf dem Fußboden, Blut an meinen Händen. Mein Blut. So klar, so rein, dass ich mich daran beinahe selbst spiegelte - den Abschaum sah, der aus mir geworden war.
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Lucifer's C- ✔
RomantizmBist du eine von 12 strengstens ausgewählten Bewohnerinnen von Lucifers Schloss, gibt es da Regeln, an die man sich halten sollte, wenn man länger, begünstigt und einigermaßen schmerzfrei leben will. 1. Du bist sein Eigentum. Nur seins allein...