"Scheiße"murmelte sie, als sie auf den Streifen in ihrer Hand sah. Als es an der Tür klopfte, sah sie von ihrer Hand auf. "Alles ok bei dir,Schatz?" "Ja... Ja Mama alles gut. Ich hab nur... ich hab mich geschnitten... beim rasieren" redete sie sich raus. "Ach so. Kleb ein Pflaster drauf" 'Scheiße, scheiße, scheiße!',dachte sie sich als ihre Mutter wieder weg war. 'Was soll ich bloß machen?' Sie kontrollierte noch einmal alles, so dass sie sich am Ende ganz sicher war. Sie führte den Test sogar nochmal durch und dann nochmal, doch das Ergebnis blieb das Gleiche. 'Ich bin Schwanger', stellte sie geschockt fest.
Sie saß noch ein paar Minuten auf dem Klodeckel und starrte vor sich hin. 'Was soll ich bloß meinen Eltern erzählen? Wer ist der Vater? Wann bin ich schwanger geworden?' Tausend Fragen gingen ihr durch den Kopf. Sie konnte sich nicht daran erinnern in letzter Zeit mit irgendwem geschlafen zu haben. Je mehr sie nachdachte desto angespannter wurde sie. Aber warum machte sie sich solche Sorgen? Sie hatte sich immer Kinder gewünscht. Jetzt bekam sie eins, bloß früher als gedacht. Als sie irgendwann aus dem Bad wieder raus kam, schaute ihr Mutter sie besorgt an. "Was ist?"fragte sie ihre Eltern. "Alles in Ordnung?" fragte ihre Mutter. "Ja alles bestens. Wie gesagt: Ich hab mich beim Rasieren geschnitten" Ihre Mutter sah sie ein bisschen sehr überfürsorglich an. "Wirklich alles gut. Ich geh in mein Zimmer.Muss noch Hausaufgaben machen" Den letzten Teil brummte sie mehr zu sich selbst. Sie drehte sich um und ging den Flur entlang zu ihrem Zimmer. Dort angekommen setzte sie sich sofort an ihrem Schreibtisch und fuhr ihren Laptop hoch. Sie googelte alles was man über Schwangerschaft wissen musste. Nach ein paar Stunden brummte ihr so der Kopf, dass sie den Laptop verzweifelt zuklappte. Sie hatte keine Ahnung was sie tun sollte. Sie erinnerte sich noch ganz genau daran,wie ihre Mutter sich gefühlt hatte, als sie mit dem Kind schwanger war, das später einmal der Bruder von Melina werden sollte. Melinas Mutter war überglücklich gewesen, als sie erfuhr, dass sie schwanger war. Vor Freude weinend kam sie aus dem Bad in die Arme ihres Vaters gerannt und hatte ihm die frohe Botschaft verkündete.Ihr Vater war genauso glücklich gewesen. Das war jetzt mehr als drei Jahre her. Ihre Mutter hatte gewusst was zu tun war. Sie hatte ein Kinderzimmer eingerichtet und war dafür einkaufen gegangen. Melinas alte Babysachen waren nicht zu gebrauchen, da ihre Mutter vom Arzt erfahren hatte, dass sie einen Jungen kriegen würde und pinke Bettwäsche und Strampler waren nichts für einen Jungen. Melina musste lächeln bei dem Gedanken daran, wie viel Spaß es ihr gemacht hatte ihrer Mutter zu helfen. Zusammen hatten sie die Möbel ausgesucht und das Gästezimmer in ein Kinderzimmer verwandelt.Später hatte sie dann mit ihrem Vater zusammen die Möbel aufgebaut,als ihre Mutter es nicht mehr durfte. Voller Stolz hatten sie ihr Werk danach betrachtet. Ein paar Wochen später war es dann so weit gewesen. Ihr Vater brachte ihre Mutter eilig ins Auto und warf Melina noch Worte wie "Wir sind bald zurück." "Bau keinen Mist." "Sei artig." zu, bevor er losfuhr in Richtung Krankenhaus. Melina war so aufgeregt, dass sie sich mit dem Stofftier, was sie für ihren Bruder ausgesucht hatte, vor die Haustür gesetzt und gewartet hatte. Als ihr Vater dann endlich die Tür aufschloss sprang Melina ihm entgegen. "Wo ist das Baby?",hatte sie aufgeregt gefragt, doch als ihr Vater sie traurig und weinend ansah, verschwand ihre Aufregung. "Es gibt kein Baby.",hatte er bloß gesagt und war an ihr vorbei gelaufen. Als ein paar Tage später auch ihre Mutter nach Hause gekommen war, wusste Melina nicht was sie sagen sollte. Tagelang hatte ihre Mutter in dem Kinderzimmer mit dem Stofftier auf dem Arm gesessen und nie ein Wort gesagt. Sie hatte einfach nur stumm dagesessen und ab und zu geweint,doch lautlos. Man hat fast eine Woche nichts von ihr gehört. Melinas Vater hatte jeden Tag Essen in das Zimmer gebracht und es am nächsten Tag wieder aus dem Zimmer rausgeholt und voller Trauer hatte er festgestellt, dass es unberührt war. Melinas Mutter hatte das Zimmer nur verlassen, wenn sie auf die Toilette musste und einmal um sich eine Decke und ein Kissen zu holen. Sie hatte sie auf dem Boden gelegt und war mit dem Stofftier im Arm eingeschlafen. Die sonst so fröhliche Stimmung, die bei ihnen zu Hause in der Luft lag, wich einer traurigen und trüben. Keiner redete mehr. Melinas Eltern saßen in verschiedenen Zimmern und starrten Löcher in die Luft. Ihr Vater war derjenige gewesen, der sich um Melina gekümmert hatte. Eines Tages kam ihre Mutter aus dem Zimmer und stellte sich in die Küchentür. "Wo ist mein Kind? Wo ist mein kleiner Schatz?",hatte sie gefragt und das Stofftier in die Luft gehalten. Aus dem Augenwinkel hatte Melina gesehen, wie ihrem Vater Tränen in die Augen gestiegen waren. Ihre Mutter hatte ihn verwirrt angeschaut."Warum weinst du?", hatte sie gefragt. Melinas Vater war bloß auf sie zugegangen und hatte sie in den Arm genommen. Als ihre Mutter in von sich weg schob und nochmal fragte, wo ihr Kind sei,hatte Melinas Vater richtig angefangen zu weinen. "Unser Kind ist... tot. Er ist bei der Geburt gestorben.", hatte er geantwortet ohne sie anzusehen. "Das kann nicht sein.",hatte ihre Mutter gestammelt, "Ich habe ihn doch ins Bett gebracht und mit ihm gekuschelt." Verwirrt hatte sie sich von Melinas Vater weggedreht. Melina konnte sie weinen hören. "Markus,wo ist mein Kind?", hatte sie ihn unter Tränen angeschrien und war in der Küche hin und her gelaufen. Immer wieder hatte sie Melinas Vater gefragt, wo ihr Kind sei. Melina hatte angefangen zuweinen, da ihr Vater und ihre Mutter auch weinten und sie sich vorstellen konnte, wie ihre Mutter sich fühlen musste. Weinend und schreiend war ihre Mutter durch die Küche gelaufen und hatte mit Besteck nach ihrem Vater geworfen, immer wieder fragend, wo ihr Kind sei. Und ihr Vater hatte zurück geschrien, dass der Junge tot war.Irgendwann hatte er sie an den Armen festgehalten und einfach nur umarmt, damit sie sich beruhigte. "Wir können es noch mal versuchen. Wir können noch ein Kind kriegen.", hatte er zu ihr gesagt und sie war zurückgewichen und hatte halb flüsternd halb normal sprechend gefragt: "Du willst ihn jetzt schon ersetzten?Ich will kein neues Kind!", sie hatte wieder angefangen zuschreien und zu weinen. "Ich will kein neues Kind.",wiederholte sie, doch diesmal ruhiger. "Ich will meinen Sohn.",hatte sie gesagt und war gegangen. Melinas Mutter war nie wiedergekommen. Zurückgekommen war eine Frau, die sich in ihre Arbeit verkroch und die mit der Trauer des Verlustes kämpfte. In ihren Augen war nur noch pure Trauer zu sehen. Melinas Mutter war fort.
Jetzt, drei Jahre später, hatte sie sich immer noch nicht komplett davon erholt und das würde sie wohl auch nie. So ein Ereignis vergisst man nicht. Doch diese Glücklichkeit, die ihre Mutter verspürte, als sie erfuhr, dass sie schwanger war, wollte Melina auch fühlen, doch stattdessen verbreiteten sich Angst und Verzweiflung in ihr.
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Demon's love
Fantasy„Du hast Recht", erklärte Christoph, „die Kinder sind sicherer wenn sie weit weg von uns sind. Versteckt. Wo unser Vater sie nicht finden kann." „Sie wird dich hassen, wenn sie erfährt, dass du ihr ihre Kinder wegnimmst." „Sie darf es nicht erfahren...