~Kapitel 21~

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16 Jahre später

„Nein, Julie“, sagte Melina, welche sich inzwischen Diane Bray nannte, streng, während sie ihre 6 jährige Tochter davon abhielt, sich ein weiteres Stück Schokolade in den Mund zu schieben.

„Für heute hattest du genug Süßigkeiten.“ Doch Julie dachte nicht mal daran, einfach aufzugeben und probte einen riesen Aufstand. „Bitte Mama“, jammerte sie, „nur noch ein Stück, bitte.“ Doch Melina, alias Diane, gab nicht nach. „Nein. Und jetzt zieh dich an, Papa holt dich doch gleich ab“, versuchte sie ihre Tochter von der Schokolade abzulenken. Doch sie hatte das Temperament ihres Vaters, was dazu führte, dass sie wütend in ihr Zimmer stapfte. „Nie darf ich was!“ schrie sie ihrer Mutter noch zu bevor sie ihre Zimmertür mit einem Knall schloss.

„Ich weiß“, seufzte Melina, während sie die Augen verdrehte und ließ sich auf dem Sofa nieder, nur um einige Momente später wieder aufzustehen, um die Wohnungstür zu öffnen.

„Hey Derek, gut dass du da bist!“, begrüßte sie ihren Exfreund, als sie die Tür öffnete. „Hat sie wieder ihre fünf Minuten?“, fragte er belustigt und drückte Melina einen Kuss auf die Wange zur Begrüßung. Melina seufzte. „Natürlich.“

Sie schloss die Tür und sammelte die Sachen, die ihre Tochter mit zu ihrem Vater nehmen würde. Irgendwie freute Melina sich. Eine ganze Woche für sie allein stand bevor.

Eine halbe Stunde und einen Wutanfall später, stand Derek letzten Endes doch mit Julie auf dem Arm und ihrer Reisetasche in der Hand wieder in der Wohnungstür.

„Auf Wiedersehen mein Schatz“, sagte Melina und verabschiedete sich von ihrer Tochter. „Ich wünsch dir viel Spaß bei Papa.“ Anschließend gab sie ihr noch einen Kuss auf die Wange, doch die Wut wegen der Schokolade war anscheinend noch nicht verflogen, weshalb Julie böse die Augen zusammen kniff und mit ihrem Ärmel über ihre Wange fuhr, um den Kuss wieder weg zu wischen.

Melina seufzte, doch sie ging nicht weiter darauf ein. Sie wusste, dass ihre Tochter sie liebte und ihr am Ende der Woche wieder in die Arme springen würde.

„Auf Wiedersehen, Diane“, verabschiedete sich auch Derek von seiner Exfreundin, bevor er sich umdrehte und ging.

Unschlüssig sah Melina sich in der Wohnung um. Und was jetzt? Sie beschloss etwas aufzuräumen. Dazu brauchte sie aber Musik, also schloss sie ihr Handy an die Anlage im Wohnzimmer an und fing an zur Musik zu tanzen. Währenddessen sammelte sie Julies Spielzeuge ein, die praktisch überall verteilt waren, wischte Staub, faltete Wäsche, putzte die Küche und schließlich räumte sie sogar Julies Zimmer auf.

Fluchend und über sich selbst schimpfend, da sie schon wieder das Zimmer ihrer Tochter aufräumte und ihre Tochter nicht selbst, sortierte sie trotzdem die Bücher ins Regal und ließ die Puppen in der Box unterm Bett verschwinden.

Schon lange hatte sie nicht mehr an die Ereignisse von vor 16 Jahren denken müssen, doch grade heute fiel es ihr schwer nicht daran zu denken. Heute wäre ihr sechzehnter Geburtstag gewesen.

Kurz schloss Melina die Augen, um nicht in Tränen auszubrechen, denn sie hatte sich geschworen, nicht mehr deswegen zu weinen. Keine ihrer Tränen könnte das Geschehene rückgängig machen, deshalb lohnte es sich nicht mehr deswegen zu weinen. Viel zu viele Tränen waren schon geflossen.

In den letzten 16 Jahren hatte sie es geschafft sich ein normales Leben aufzubauen. Sie hatte einen normalen Job, normale Freunde und eine wundervolle normale kleine Tochter.

Sie hatte Freunde gefunden, war mit Männern ausgegangen, hatte sich verliebt und sich getrennt, alles was normale Menschen auch tun.

Christoph hatte sie komplett aus ihren Gedanken gestrichen. Nichts wollte sie mehr mit ihm zu tun haben. Sie brauchte ihn nicht. Sie hatte alles was sie brauchte und das war Julie.

Demon's loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt