~Kapitel 20~

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„Noch immer hat die Polizei keine Verdächtigen im Fall Morroe“, sprach die plonde Reporterin in ihr Mikrofon während sie direkt in die Kamera blickte. „Eine Schulfreundin von Melina Morroe fand dessen Eltern ermordet in ihrem Haus. Von der 17-jährigen Melina fehlt noch immer jede Spur. Die Polizei geht davon aus, der Mörder ihrer Eltern habe sie nach der Tat entführt und doch gibt es keine Beweise für eine Entführung.“

Natürlich, dachte Melina. Sie war schließlich von einem Dämon entführt worden, welcher zuvor auch ihre Eltern ermordet hatte. Natürlich würde die Polizei keine Beweise finden.

Stumm verfolgt sie weiter die Nachrichten in dem kleinen Fernseher.

Zwei Monate war es inzwischen her. Zwei Monate lebte sie schon bei Thomas und Sam, die sie herzlich aufgenommen hatten.

Das letzte an das sie sich erinnerte war die Flucht aus dem Schloss, zusammen mit Christoph und Mardik. Sie wusste noch wie stark die Schmerzen waren und wie groß die Wut über die Wachmänner des Königs. Danach ist sie hier aufgewacht. Christoph hatte ihr erklärt, dass man ihm hier auch geholfen hätte und sie sicher eine Zeit lang hier bleiben könnte.

Noch immer spürt sie den Schmerz des Verlustes und sie war sich sicher diesen auch noch eine ganze Weile zu spüren.

Die ersten paar Tage hatte sie gar nicht geredet und auch nur gegessen, da Christoph sie praktisch gefüttert hat. Er hatte ihr erklärt, dass die Babys es nicht geschafft hätten.

Sie wusste noch genau, wie sehr ihre eigene Mutter damals beim Verlust ihres Sohnes gelitten hatte, und jetzt, wo sie das gleiche durchmachte, wusste sie nicht wie ihre Mutter damals weitermachen konnte. Melina wollte nicht mehr weitermachen und sie hatte das Gefühl sie könne auch nicht.

Danach hat sie geweint. Sehr lange und sehr viel. Irgendwann hatte sie das Gefühl es seien keine Tränen mehr übrig und so hatte sie aufgehört zu weinen. Seitdem war keine einzige Träne mehr geflossen.

Christoph war nur die ersten paar Wochen bei ihr geblieben, doch sie wollte ihn nicht sehen, was sie ihm auch sehr deutlich klar gemacht hatte. In ihren Augen war es seine Schuld. Hätte sie ihn nie kennengelernt wäre nie etwas von all dem passiert. Sie hätte ihr normales Leben weiterführen können.

Alles wäre so einfach gewesen...

Und jetzt liegt sie, zwei Monate später, auf dem provisorisch aufgebauten Klappbett, was Thomas für sie aufgestellt hatte, und weiß noch immer nichts mit ihrem Leben anzufangen. Was hatte das alles noch für einen Sinn, war die Frage, die sich sich so oft stellte.

„Alles Gute zum Geburtstag“, riss Thomas' sanfte Stimme sie aus ihren Gedanken. Mit einem Muffin, in dem eine kleine Kerze steckte, stand er vor ihrem Klappbett.

Thomas war sehr zuvorkommend und fürsorglich. Wahrscheinlich sah er in ihr jemanden um den er sich kümmern musste, eine Art Tochter. Ein Häufchen Elend, dass nicht alleine klar kam.

Müde zwang Melina sich zu einem schwachen Lächeln. Sie wollte ihn nicht abweisen. Er hatte sie hier aufgenommen, ohne jemals etwas von ihr zu erwarten. „Dankeschön“, erwiderte sie daher ehrlich. „Mir ist nur grade nicht nach feiern zumute...“, flüsterte sie schon fast.

Mitleidig sah Thomas sie an und stellte den Muffin beiseite. Dann hockte er sich neben sie, da niemand genau wusste, wie viel dieses alte Klappbett aushielt und man es lieber nicht riskieren wollte.

„Ich weiß, wie sich der Schmerz des Verlustes anfühlt. Und glaub mir, wenn ich dir sage, dass es besser wird“, sagte er aufmunternd und legte seine Hand auf ihre, nur um sie kurz zu drücken. Dann ließ er sie wieder los. „Iss den Muffin, das wird dir gut tun.“ Und dann ging er auch schon wieder.

Seufzend setzte Melina sich auf und nahm den Muffin in die Hand, ehe sie vorsichtig die Kerze auspustete. Lange drehte sie den Muffin hin und her. Er war nichts besonderes, einfach ein normaler Schokoladenmuffin. So richtig Hunger hatte sie jedoch nicht.

Den Muffin stellte sie wieder ab und stand auf. So konnte es nicht weitergehen. Sie wusste zwar, dass Thomas nie eine Art Bezahlung von ihr verlangen würde, dafür dass sie hier wohnte, doch die kleine Hütte und wahrscheinlich auch Thomas Geldbeutel würden das auf Dauer nicht verkraften.

Thomas wohnte in einem Wald ganz nah an ihrer alten Heimatstadt, doch dorthin zurückkehren wollte sie nicht. Sie wollte nicht, dass man sie erkennt, denn dann müsste sie sich mit Themen auseinandersetzen, die sie zu verdrängen versucht.

Sie konnte hier offensichtlich nicht bleiben. Und jetzt war sie 18, sie konnte gehen wohin sie wollte.

Noch zwei weitere Monate verbrachte sie bei Sam und Thomas. Er half ihr eine Stadt für ihr neues Leben zu wählen, eine Wohnung zu finden und einen Job. Er fuhr mit ihr überall hin, ob es zu verschiedenen Wohnungsbesuchtigungen war oder ins Möbelhaus um sich schon ein paar gute Ideen für die Einrichtung zu holen. Er war für sie inzwischen wie ein Vater und Sam ein kleiner Bruder.

Natürlich gab sie nirgends ihren richtigen Namen an, viel zu groß war die Gefahr, dass man sie finden könne.

Nach langem Suchen fanden sie eine Wohnung nur zwei Stunden von Thomas und Sam entfernt und somit auch von ihrer Heimatstadt. Und auch einen Job hatte sie finden können. Und auch wenn sie nicht vorhatte, ewig in diesem eher mittelgroßen Supermarkt die Regal aufzufüllen und Kundenfragen zu beantworten, so war es wenigstens ein Anfang. Der erste Schritt in ein Neues Leben.

Und so vergingen die Jahre. Thomas und Sam traf Melina noch immer regelmäßig, inzwischen waren sie zu ihrer Familie geworden. Die einzige Familie die ihr noch geblieben war.

In dem Supermarkt blieb sie jedoch nur ein paar Monate. Sie fand eine neue Stelle als Sekretärin in einem kleinen Büro für Übersetzungen. Sie wurde wesentlich besser bezahlt und es machte deutlich mehr Spaß.

Zum ersten Mal hatte sie das Gefühl es würde wieder bergauf gehen. Sie konnte endlich wieder ein normales Leben führen.

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So meine Lieben,

Wie ihr wahrscheinlich alle mitgekriegt habt, bin ich wieder aktiv!

Ich war selbst erstaunt, als ich gesehen habe, dass ein ganzes Jahr Pause war...

Ich hatte auf einmal so viel um die Ohren und mir fehlte auch einfach die Motivation zum schreiben.
Inzwischen bin ich aber wieder fleißig dabei!

3 kleine Kapitel gab es ja schon wieder für euch!

Dieses Kapitel ist mit Abstand das kürzeste was ich je geschrieben habe und mit wenig Action, aber auch solche Kapitel braucht eine Geschichte.

Ich hoffe doch ihr habt das Interesse noch nicht ganz verloren, denn ich hab vor diese Geschichte noch dieses Jahr zu Ende zu bringen!
(Mal sehen ob mir das gelingt)

Bis dahin, wünsche ich euch noch viel Spaß beim Lesen!

Liebe Grüße,
Lara

Demon's loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt