~Kapitel 13~

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Christoph kannte sich in diesem Wald nicht aus und Melina war ihm in dem Zustand keine wirklich große Hilfe, also musste er selbst sehen wo sie hin rannten. Während sie liefen,merkte Christoph wie die Schwingungen schwächer wurden. Das könnte entweder heißen, dass Dimitri aufgehört hatte Magie zu wirken und ihnen hinterher rannte oder dass er noch nicht bemerkt hatte, dass sie weg waren und noch vor Melinas Haus stand. Inzwischen waren sie schon ein gutes Stück in den Wald gelaufen und kamen jetzt an einer kleinen Lichtung an. „Christoph, warte", keuchte Melina, „ich brauch eine Pause." Sie ließ seine Hand los und stützte sich mit ihren Händen auf den Knien ab. Inzwischen hatte sie aufgehört zu weinen, doch man sah es ihr noch an. Geschwollene, rote Augen und Mund und eine zittrige Stimme. Ihre Beine wurden schwach und bevor sie umfiel, setzte sie sich im Schneidersitz aufs Gras.

Zum ersten Mal seit sie vom Haus ihrer Eltern geflohen war, nahm sie ihre Umgebung wahr. Es war wunderschön. Die Bäume standen in einer Entfernung um sie herum und bildeten einen Kreis, der aber eher eierförmig war. Das Gras war etwa Knöchelhoch und an einigen Stellen sah man die Köpfe der Gänseblümchen. Sie hörte Bienen summen und ein Schmetterling landete genau auf ihrem Knie. Es war atemberaubend. Melina wünschte sich, dass sie auf dieser Wiese mit ihren Eltern picknicken könnte. Auf der blauen Picknickdecke, die sie von ihrer Oma bekommen hatte und mit dem Korb, den ihre Mutter damals selbst geflochten hatte.

Christoph hatte sich inzwischen neben sie gesetzt und beobachtete sie dabei, wie sie sich alles genau ansah. Ein kleines Lächeln bildete sich auf ihrem Gesicht, doch so schnell und plötzlich wie es gekommen war, war es auch wieder verschwunden und eine einzelne Träne lief erneut ihre Wange hinunter. Schnell wischte sie sie weg, doch Christoph hatte sie bereits gesehen und legte einen Arm um ihre Taille und sie lehnte sich mit ihrem Kopf an seine Schulter. Er konnte sich nicht vorstellen wie sie sich jetzt fühlen musste. Seine Mutter hatte seinen Bruder zwar immer vorgezogen und ihm kaum Beachtung geschenkt und sein Vater hatte ihm zu viel Beachtung geschenkt, da er will, dass Christoph in ein paar Jahren in seine Fußstapfen tritt, doch immerhin lebten sie noch. So weit er wusste, war Melina Einzelkind. Sie hatte ihren Eltern nicht einmal persönlich sagen können, dass sie schwanger war. Sie hatte einen Brief geschrieben. Als Christoph und Melina mit ihren Koffern aus der Tür getreten waren, kam ihnen ihre Mutter entgegen, die früher Feierabend hatte und somit eher nach Hause kam. Sie hatte Melina entsetzt angeschaut, als sie sie mit den Koffern in der Tür stehen sah. 

„Was soll das werden?“, hatte sie sie gefragt und Melina öffnete den Mund um zu antworten, doch sie hatte nicht gewusst wie sie es sagen sollte. Christoph war zu ihnen gegangen und hatte Melina die Koffer abgenommen und sie in das Auto gelegt, welches er gemietet hatte, während Melina ihre Sachen gepackt hatte. Als er ihre Koffer im Kofferraum verstaut hatte, setzte er sich selbst ins Auto. Das war eine Sache zwischen Melina und ihrer Familie. Durch das offene Fenster konnte er einiges verstehen von dem was sie sagten. Melina hatte versucht zu erklären, dass sie ihrer Mutter einen Brief geschrieben habe und dieser auf dem Küchentisch läge, doch sie wollte, dass ihre Tochter ihr das persönlich erklären solle. Man sah, dass Melina nach Worten suchte, die das ganze erklären könnten, doch jedes Mal schloss sie ihren Mund wieder ohne etwas gesagt zu haben.  Christoph sah, wie Melinas Mutter einen Schritt auf sie zuging und ihre Hand nach ihr ausstreckte. Sie wollte ihren Arm berühren. Das hatte Melina aus ihren Gedanken gerissen und nachdem sie leise eine Entschuldigung gemurmelt hatte war sie zu Christoph ins Auto gesprungen. Das einzige was sie zu ihm gesagt hatte war „Fahr los!“, und das hatte er getan.

Jetzt saß sie hier. Weinend. Und an seine Schulter gelehnt. Er wusste, dass er sie eigentlich nie kennenlernen durfte. Sie waren aus verschiedenen Welten und er hatte sie in Gefahr gebracht. Doch wenn er sie jetzt ansah, war ihm all das egal. Er hatte noch nie so empfunden. Es war als wäre nur noch sie wichtig und das einzige was ihn jetzt noch interessierte war ihre Sicherheit.

Während er sie ansah, fing sie an zu reden. „Danke“, sagte sie und setzte sich so hin, dass sie ihn ansehen konnte. Sie bemerkte seinen verwirrten Gesichtsausdruck und sprach weiter. „Dafür, dass du hier bist“, erklärte sie. Christoph lächelte leicht. „Ich bleibe immer bei dir!“, versprach er und strich mit seiner Hand über ihre Wange. Sie sah ihm tief in die Augen und er tat das selbe. Langsam schob er seine Hand in ihren Nacken und zog ihren Kopf zu seinem. Es war ihr überhaupt nicht unangenehm. Im Gegenteil. Es war als würden Schmetterlinge in ihrem Bauch tanzen und je näher sie sich kamen, desto mehr wurden es. Sie spürte seinen Atem an ihrer Lippe kitzeln und wünschte sich grade nichts sehnlicher als ihn endlich zu küssen. Sein Blick wanderte von ihren Augen zu ihren Lippen und wieder zurück. Als würde er nach Erlaubnis fragen. Schließlich hielt Melina es nicht mehr aus und überwand den letzten Abstand zwischen ihnen. Ihre Lippen trafen auf einander und es war als würde die Zeit still stehen. Es war so viel Leidenschaft in diesem einen Kuss. Melina rutschte näher an ihn ran und saß nun fast auf seinem Schoß, doch das störte ihn nicht. Er wusste nicht was es war, was er fühlte, doch er wusste, dass es sich verdammt gut anfühlte. Nach einiger Zeit lösten sie sich wieder von einander. Melina lehnte ihre Stirn an seine und sie sahen sich wieder in die Augen. Rotes Feuer tanzten in Christophs Augen und es faszinierte Melina noch immer.

Doch dieser Moment wurde durch einen Stich in ihrem Arm zerstört, den Melina plötzlich spürte. Sie drehte ihren Kopf um ihren Arm anzusehen und rutschte wieder ein Stück von Christoph weg. Sie sah ein Spritzenähnliches Ding in ihrem Arm stecken. Auch Christoph schaute es verwirrt an und zog es raus um es sich genau anzusehen. Aus dem Augenwinkel sah er aber noch etwas anderes. Ein Feuerball flog direkt auf die beiden zu und Christoph schmiss sich auf Melina und zog sie und sich selbst aus der Schussbahn. Schnell richtete er sich wieder auf und hielt Melina eine Hand hin, während er nach dem Verantwortlichen suchte. Am Rand der Lichtung sah er Dimitri stehen. Als Melina seine Hand nicht ergriff, sah er nach unten zu ihr. Ihre Augen waren geschlossen. Anscheinend hatte Dimitri sie mit einer Art Betäubungspfeil angeschossen, damit sie sich nicht wieder selbst in Brand stecken konnte und so mit gefährlich für ihn werden konnte. Dimitri rannte auf die beiden zu und zog ein Messer aus seinem Gürtel. Er schleuderte es in Christophs Richtung, doch der wich aus und das Messer flog an ihm vorbei. Inzwischen war Dimitri bei ihm angekommen und verpasste ihm einen heftigen Schlag in den Magen. Christoph taumelte und krümmte sich, doch das hielt Dimitri nicht davon ab nochmal zuzutreten. Christoph fiel auf den Boden und versuchte wieder Luft zu kriegen. Der letzte Tritt hatte ihm die Luft aus den Lungen gedrückt. Dimitri ging auf Melina zu und öffnete direkt neben ihr ein Portal. Er wollte Melina mitnehmen, doch das konnte Christoph nicht zulassen. Trotz der Schmerzen stand er auf und schmiss sich auf Dimitri. Sie landeten genau neben Melina im Gras und bevor Dimitri die Chance hatte wieder aufzustehen, verpasste Christoph ihm einen Schlag auf die Nase. Sein Kopf flog nach hinten, doch er schlug sofort zurück. Sein Schlag war stärker als Christophs, weshalb er wieder auf dem Boden landete. Etwas warmes floss über seinem Mund und tropfte am Kinn runter. Blut. Der salzige Geschmack war nicht neues für ihn. Damals hatte er öfter während des Kampftrainings geblutet, da die Trainer seines Vater ihn trotz seines alters von 8 Jahren nicht wie ein Kind sondern wie einen erwachsenen Mann behandelt hatten. Dazu gehörten des öfteren gebrochene Knochen, Platzwunden und Tiefe Schnitte von ihren Schwertern. Doch er hatte es überlebt. Manchmal war er sich da zwar nicht so sicher gewesen und hatte sich gewünscht beim nächsten Training getötet zu werden, doch er hatte es überlebt. Man könnte jetzt davon ausgehen, dass er Dimitri leicht schlagen könnte, doch dass konnte er nicht. Dimitri war einer seiner Ausbilder gewesen und fast alles was er konnte, hatte er ihm beigebracht.

Jetzt stand Dimitri vor ihm und fuchtelte mit einem seiner Messer Cor seinem Gesicht rum, während Christoph sich mit dem Ärmel das Blut wegwischte. „Man hat mir verboten Euch zu töten, doch ich werde Euch verletzen, wenn Ihr mich aufhaltet!“, drohte er. „Du wirst sie nicht mitnehmen!“, entgegnete Christoph und stand wieder auf, bereit für den nächsten Schlag. Doch dieses Mal würde es anders ausgehen. Erneut stürzte Christoph sich auf Dimitri, doch durch seine Wut und Angst um Melina hatte er das Messer vergessen. Dimitri stoch es ihm tief in den Bauch und zum dritten Mal fiel Christoph. Er fiel auf die Knie und sah an sich runter. Das Messer steckte noch drin, doch Blut floss an den Seiten aus der Wunde. Nicht viel, doch es reichte, um sein Shirt rot zu färben. Jetzt war er endgültig zu schwach, um irgendetwas tun zu können und hilflos musste er zusehen, wie Dimitri einen Arm unter Melinas Kopf und den anderen unter ihre Beine schob. Er hob sie hoch und verschwand mit ihr durch das Portal. Das war das letzte was Christoph sah bevor er das Bewusstsein verlor.

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