"Du hast sie eingesperrt?", schrie Christoph wütend. Er war grade in der Hölle angekommen, da hatten ihn die Wachen des Königs bereits umstellt und ihn wie einen Gefangen in den Thronsaal geschleppt. Mardik stand neben dem König und riss entsetzt die Augen auf, als er sah, wie sein Bruder behandelt wurde. "Das musste ich tun!", erwiderte der König, "doch keine Angst, sie lebt noch, wenn auch nicht mehr lange. Sobald ihre Kinder auf der Welt sind wird sie sterben", erklärte er gleichgültig und wandte sich von Christoph ab. Entsetzt und wütend zugleich riss er sich von den Wachen los, drehte sich um und marschierte aus dem Thronsaal heraus. Mit seinen Gedanken bei der Frage, wie er Melina befreien konnte, merkte er nicht, wie Mardik ihm hinterherrannte. Er nahm seinen Arm und zog ihn in das nächste Zimmer, dass auf ihrem Weg lag. Bevor er die Tür hinter sich schloss, sah er sich noch mal auf dem Gang um, um sicher zu gehen, dass niemand da war. "Melina steht kurz vor der Geburt", erklärte er Christoph, "ich hab ihr einen Schlüssel gegeben um zu fliehen. Sie wird wahrscheinlich schon längst aus dem Kerker entkommen sein." Sein Bruder war verwirrt. "Was meinst du mit, sie steht kurz vor der Geburt?"
"Die haben ihr etwas gegeben, was das Wachstum beschleunigt. Sie ist zwar erst seit 3 Monaten schwanger, doch die Kinder sind schon im neunten Monat."
"Das ist gar nicht gut. Wir müssen sie finden!" Christoph stürmte aus der Tür, doch Mardik lief hinterher und hielt ihn am Arm. "Wir brauchen einen Plan!"
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
"Hier lang!", flüsterte Melina. Beide Mädchen hatten keine Ahnung wo hin sie liefen. Sie liefen einfach und hofften irgendwo einen Ausgang zu finden.
Nach einigen Minuten, in denen sie so leise wie möglich durch die Gänge irrten, fiel es Melina immer schwerer weiterzulaufen. Ihr ging die Puste aus und jeder Schritt war anstrengender als der davor, doch sie zwang ihre Füße vorwärts zu gehen. Sie konnte nicht zulassen, dass Gina oder den Kinder irgendetwas passiert. Ihr Bauch verhinderte, dass sie ihre Füße sah und sie hatte Rückenschmerzen, doch zum Durchatmen war keine Zeit.
Hand im Hand liefen sie weiter. Es schien als hätte dieser Gang kein Ende. Sie könnten ewig weiterlaufen und doch nicht entkommen können. Auch Gina hatte inzwischen gemerkt, dass es sinnlos war weiter zu gehen, also bleiben sie stehen. „Und jetzt?“, fragte sie ihr Freundin. Beide waren außer Atem und Melina zuckte mit den Schultern. Langsam ließ sie sich an Wand nach unten rutschen. „Du musst hier weg. Mich wollen sie, aber dich brauchen sie nicht. Irgendwo muss es doch einen Ausweg geben“, überlegte sie. „Ein Stück zurück habe ich im Vorbeigehen glaube ich eine Tür gesehen“, erwähnte Gina und hielt Melina die Hand hin, um ihr auf die Beine zu helfen. Melina ergriff sie und gemeinsam suchten sie die Tür, die Gina gesehen hatte. Und tatsächlich, sie liefen ein Stück zurück und da war eine Tür. Gina griff nach dem großen Riegel und schob ihn beiseite. Schon seltsam, dachte Melina. Das war wahrscheinlich kein Ausgang, warum sollte er sonst von dieser Seite verschlossen sein. Doch bevor sie den Gedanken zu Ende denken konnte, war die Tür schon auf. Ein großer, dunkler Raum lag vor ihnen. Vorsichtig betraten sie ihn. Gänsehaut überzog Melinas Körper. Viele hohe Regale standen in dem Raum, in denen die seltsamsten Dinge lagen. Eine Kette aus Zähnen, eine gläserne Kugel, in der ein Ahornblatt eingeschlossen war, eine schwarze Muschel, ein dunkelroter Handspiegel, dessen Spiegel gesprungen war und noch ganz viele andere Sachen. Auf der anderen Seite des Raumes stand ein Tisch. Er innere an Melina Schreibtisch zuhause. Ein Chaos an Zetteln mit Zeichnungen oder Texten, die an Gedichte erinnerten. Vorsichtig nahm Melina einen der Zettel und sah sich die Zeichnung darauf an. „Das sieht aus wie du“, sagte Gina verwirrt und reichte ihr eine andere Zeichnung. Eine schwangere Frau war darauf zu sehen. Sie hatte eine Hand auf ihrem Bauch und sah nach unten. Sie sah traurig aus. „Das kann jeder sein“, verneinte Melina die Aussage ihrer Freundin. „Nicht jeder trägt dieses Armband“, erwiderte Gina und zeigte auf die Zeichnung. Das selbe Armband glitzerte an Melina Handgelenk. Sie hatte es irgendwann mal auf einem Flohmarkt gefunden. Die alte Dame, die es verkaufen wollte, hatte Melinas Blick gesehen, als sie es sah und schenkte es ihr einfach. Sie hatte noch nie zuvor so ein Armband gesehen. Es war Silber mit kleinen roten und schwarzen Steinen verziert. Ein einzelner Anhänger hing daran. Ein Herz, eine Hälfte rot, die andere schwarz und in der Mitte ein Loch. Sie wusste nicht, was sie an diesem Armband so faszinierend fand, sie hielt es immer für Modeschmuck vom Flohmarkt und doch war es ihr Lieblingsarmband. Und es stimmte, daß Armband der Frau auf der Zeichnung sah ihrem wirklich ähnlich.
„Ich dachte mir schon, dich früher oder später hier zu sehen.“ Eine tiefe, raue Stimme riss beide aus ihren Gedanken. Sie drehten sich um und ein großer Mann stand vor ihnen. Ängstlich griff Melina nach Ginas Hand. Er sah nicht gefährlich aus, eher harmlos. Er trug einen langen Umhang, seine Hände verschwanden in den Taschen. Mehrere Lederbänder hingen um seinen Hals und in seine brauen Haare waren einige Silberperlen eingebunden.
„Wie geht es dir? Du hast sicherlich viele Fragen. Stell sie ruhig, ich werde versuchen dir alles zu erklären“ er bewegte sich kein Stück während er sprach „doch zu erst, werde ich dich von dieser lästigen Illusion befreien.“ Er schnippte mit den Fingern und Ginas Hand löste sich in Luft auf, so dass Melinas Hand nun leer war. Sie sah in Ginas Richtung und sah, wie auch der Rest ihrer Freundin langsam verschwand. Verwirrt sah sie wieder zu dem Mann. „Anscheinend wollten deine Kinder nicht, dass du alleine bist. Sie haben schon jetzt sehr starke Kräfte,“ er ging auf sie zu und hielt ihr eine Hand hin „Komm. Du musst doch frieren.“ Seine Stimme hatte eine beruhigende Wirkung. Auch sein Auftreten machte ihr keine Angst. Sie hatte das Gefühl, sie konnte ihm vertrauen. Zögernd ergriff sie seine Hand und in der nächsten Sekunde fand sie sich in einem ganz anderen Raum wieder. „Setz dich“, sagte er und deutete auf einen der braunen Sessel. Melina schaute sich kurz um, bevor sie sich in das weiche Polster des Sessel sinken ließ. Zum ersten Mal konnte sie wirklich entspannen. Der Mann selbst setzte sich ihr gegenüber auf einen anderen Sessel. Zwischen ihnen stand ein kleiner, runder Glastisch. Weiße Rosen verzieren das schwarze Glas und ein Feuer im Kamin erwärmt den Raum.
Nach einigen Minuten schaffte Melina es endlich, ein paar Wörter zu einer Frage zusammenzufügen.
„Wer sind Sie?“„Ich bin ein Berater des Königs.“
Melina hielt die Zeichnung hoch, die sie noch immer in der Hand hatte. „Wieso bin ich auf dieser Zeichnung?“
„In dem Moment als die ersten magischen Signale von dir ausgingen, hatte ich eine Vision von dir, also habe ich dich gezeichnet.“
„Wieso hatten Sie eine Vision von mir?“ Melina war erschöpft. Sie wollte in diesem unglaublich bequemen Sessel einfach nur schlafen, aber jetzt konnte sie endlich Antworten kriegen.
„Ich sehe in die Zukunft und in die Vergangenheit. Ich weiß was überall in der Hölle, im Himmel oder auf der Erde passiert, sobald es im Zusammenhang mit einer Prophezeiung steht.“
Er stand auf und lief auf ein großes Bücherregal zu. Dort zog er ein dickes Buch heraus und kam damit wieder.
„Lass mich dir eine Geschichte erzählen“, er schlug das Buch auf, gab es mir und blieb neben mir stehen.„Vor langer Zeit gab es einen Krieg zwischen Dämonen und Engeln. Es ging darum, wer die Herrschaft über die Menschen haben sollte. Viele starben, sowohl Engel, als auch Dämonen und leider auch sehr viele Menschen“, er zeigte auf die erste Seite in dem Buch. Ein großes Kriegsbild war darauf abgebildet. Dann erzählte er weiter:, „Der Krieg war noch lange nicht vorbei, als ein Dämon sich in einen Menschen verliebte. Das Kind der beiden war mächtiger als je ein Dämon zuvor und es dauerte nicht lange bis der damalige König eine ganze Armee dieser Kinder aufstellen ließ. Es vergingen Jahre bis diese Armee kampfbereit war, auch wenn diese Mischlinge um einiges schneller wuchsen, als normale Kinder. Der König konnte mit dieser Armee den Krieg gewinnen und die Engel flohen zurück in den Himmel“, er blätterte um und zeigte mir ein weiteres Bild. Man sah die Armee des Dämonenkönigs und die Engel, die in den Himmel flüchteten.
„Der König glaubte mit dieser Armee unbesiegbar zu sein, doch er hörte von einer Prophezeiung. Diese Kinder sollten der Untergang für den König und alle Dämonen sein, wenn er sie nicht stoppt und aus Angst um seine Macht ließ er alle umbringen. Die Engel erfuhren davon und konnten die Dämonen wieder in die Hölle zurück schicken, sodass es wieder Frieden auf der Erde gab.“ Auf der nächsten Seite gaben sich ein Engel und ein Teufel die Hand.
„Der König der Dämonen und die Königin der Engel schlossen einen Pakt. Den Dämonen ist es seitdem verboten die Hölle zu verlassen, im Gegenzug verzichteten die Engel auf ihren Anspruch die Herrschaft über die Menschen zu übernehmen. Somit hatte der König zwei Sachen gewonnen. Die Menschheit ging nicht an seine Feinde und dadurch, dass kein Dämon die Hölle verlassen durfte, konnten keine Mischlinge entstehen, welche ihn um seinen Thron bringen könnten. Natürlich schleichen sich trotzdem immer wieder Dämonen davon, weshalb der König seine Krieger losschickte um sowohl den Dämon, als auch den Menschen zu töten, damit die Engel nie etwas davon erfuhren und damit die Prophezeiung nicht erfüllt wird.“Während er sprach beobachtete Melina Sein Gesicht. Eine Narbe zog sich über sein Auge. Dieses war komplett weiß, das andere war normal.
„Wieso lebe ich dann noch? Wieso hat man mich nicht auch sofort getötet?“
Der Mann überlegte kurz, dann nahm er das Buch und brachte es zurück ins Regal.„Es gibt eine andere Prophezeiung. Eine, für die der König dich lebend braucht. Jedenfalls bis zum Zeitpunkt der Geburt“, während er sprach, ging er in Richtung Tür, „ich habe mir erlaubt die Prinzen von deinem Aufenthalt bei mir in Kenntnis zu setzen. Sie machen sich schon Sorgen um dich.“ In dem Moment öffnete er die Tür und das Gefühl der Sicherheit, welches Melina gerade aufgebaut hatte, verschwand. Wenn er die Prinzen, also die Söhne des Königs hergerufen hatte, würden sie sie sicherlich zum König bringen. Ein Stechen zog durch ihren Bauch und sie hielt die Luft an, um nicht vor Schmerzen aufzuschreien. Christoph und Mardik stürmten durch die Tür auf sie zu.
„Ihr seid die Söhne des Königs?“, fragte sie erstaunt und versuchte die Schmerzen zu verbergen.
„Wir bringen dich hier raus“, sagte Christoph und zog sie auf die Beine. Ihre Beine zitterten und konnten sie nicht halten, sodass ihre Knie einknickten. Zum Glück hielt Christoph sie an der einen Seite und Mardik sie an der anderen fest.
„Es ist zu spät“, hörte Melina den Mann sagen, „die Wehen setzen ein.“
DU LIEST GERADE
Demon's love
Fantasy„Du hast Recht", erklärte Christoph, „die Kinder sind sicherer wenn sie weit weg von uns sind. Versteckt. Wo unser Vater sie nicht finden kann." „Sie wird dich hassen, wenn sie erfährt, dass du ihr ihre Kinder wegnimmst." „Sie darf es nicht erfahren...