~Kapitel 15~

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Am nächsten Tag waren Sam und Thomas schon lange aufgestanden, als Christoph aufwachte. Seine Wunden waren längst verheilt und er hasste sich dafür, dass er gestern hier geblieben war, statt nach Melina zu suchen. Heute würde er auf jeden Fall aufbrechen. Schnell stand er auf und ging nach draußen, wo er hoffte Sam und Thomas zu finden, da er nicht gehen wollte ohne sich zu verabschieden. Als er aus der Tür trat, sah er Sam schon im Gras sitzen und spielen. Thomas stand einige Meter weiter weg an einer kleineren Hütte aus Holz und nagelte ein paar Bretter an die Wand. Mit schnellen Schritten ging Christoph auf ihn zu. er nah an Thomas dran war, hörte dieser auf mit dem Hammer die Nägel durch das Holz zu hauen und legte den Hammer neben sich ins Gras. "Guten Morgen", begrüßte Thomas Christoph fröhlich. "Morgen", antwortete Christopher, jedoch weniger fröhlich. "Ich muss wieder los und wollte mich nur verabschieden. Danke, dass ich hier unterkommen durfte", er schüttelte Thomas noch die Hand und wollte schon gehen, doch Thomas fing an zu antworten. "Solltest du je wieder Hilfe brauchen, dann weißt du wo du uns findest! Viel Glück!" Christoph drehte sich noch einmal zu ihm um und lächelte freundlich, bevor er zu Sam ging. Er wuschelte ihm kurz durch die Haare und rief ihm noch "Tschüss, Kleiner", zu bevor er ein Portal erschuf. Er wusste zwar nicht wo genau man Melina hingebracht hatte, aber er wusste, dass sie in die Hölle gebracht worden war. Er hatte zwar gehofft nie wieder dort hin zurück kehren zu müssen, doch es stand mehr auf dem Spiel als sein Stolz. Er musste wieder nach Hause.

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Es war kalt, als Melina langsam ihr Bewusstsein wieder erlangte. Noch konnte sie ihre Augen nicht öffnen, dafür waren ihre Lider noch zu schwer, doch sie konnte schon etwas hören. Leises Gemurmel zwischen lautem Geschrei. Einige Schreie waren Hilferufe, andere klangen schmerzerfüllt. Ganz nah hörte sie jemanden weinen. Langsam schaffte sie es ihre Augen zu öffnen und sah sich um. Sie saß auf einen dünnen Decke, die auf dem kalten Steinboden lag.  Ein kleines Fenster war in der Wand. Gitterstäbe versperrten die Chance auf Flucht. Abgesehen davon war das Fenster viel zu klein um durch zu klettern. Die Mauersteine saßen unsauber aufeinander und der Fußboden war an einigen Stellen abgesunken. Sie hatte sich immer vorgestellt, den kalten Wind durch das Gefängnisfenster zu spüren, wenn sie einmal im Gefängnis sitzen würde. Doch als sie sich an den Mauersteinen hochzog und sich an den Gitterstäben des kleinen Fensters festhielt spürte sie keinen kalten Wind auf ihrem Gesicht, der sie an die Freiheit erinnern würde. Sie spürte eine schwüle Hitze, die ihr hart ins Gesicht schlug. Viele Meter unter ihr konnte sie eine Brücke entdecken und viele weitere Meter unter dieser Brücke sah sie nichts. Es war wie ein großes schwarzes Loch. Auf der anderen Seite der Brücke war ein großes Gebäude. Zwei Wachen, bis an die Zähne bewaffnet, standen vor dem Gebäude. Seufzend ließ sie sich wieder auf die dünne Decke sinken. Leise fing sie an zu weinen. "Es tut mir so leid", flüsterte sie, während sie mit der Hand über ihren Bauch strich. "Ich wollte nicht, dass das alles passiert. Ich will doch nur, dass du glücklich bist. Und gesund." Weitere Tränen liefen ihr über ihre Wangen. Unter ihrer Hand spürte sie einen leichten Tritt. Das Baby wuchs viel schneller als normal und das machte ihr Angst. Ein lautes Geräusch ließ sie aufschrecken. 

Eine Tür kratzte über den Boden und schloss sich wieder mit einem lauten Knall. Dann hörte sie schwere Schritte, die sich auf sie zu bewegten. Ihre Zellentür war ebenfalls aus schweren Stein. Ein Schlüssel wurde im Schloss der Tür umgedreht und ein Riegel wurde zurückgeschoben. Auch diese Tür kratzte über den Boden als sie geöffnet. Melina legte ihre Hände um ihren Bauch und rückte noch weiter an die Wand. Eine Wache betrat ihre Zelle. Hinter ihm betrat eine weitere ebenfalls die Zelle. Sie packten Melina an den Armen und schleiften sie aus ihrer Zelle. Sie liefen einen langen Gang entland. In ihrer Nachbarzelle sah sie wer geweint hatte und sie erschrak. "Gina!", rief sie und versuchte sich von dem Griff ihrer Wachen zu befreien. Doch ihre Hände umklammerten fest ihre Arme und Melina konnte sich nicht losreißen. Sie rief nochmal und plötzlich sah sie Ginas Kopf durch das kleine Loch in der Tür. "Mel", hauchte sie. Ihre Haare waren zersaust und ein tiefdunkelblauer Fleck zierte ihre linke Wange. Ihr Gesicht war braun durch den ganzen Dreck, doch unter ihren Augen waren weiße Striche, die bis zu ihrem Kinn führten, wo ihre Tränen lang gelaufen waren. "Hilf mir! Bitte!", wimmerte sie. Noch immer versuchte Melina ihre Wachen loszuwerden, doch es brachte nichts. Ihr Griff wurde bloß stärker, je mehr Melina sich wehrte. "Ich komme wieder! Wir schaffen das!", rief sie Gina zu, bevor sie aus ihrem Sichtfeld verschwand.

Kurz bevor sie am Ende des Ganges angekommen waren löste einer der Wachen sich von ihr und setzte ihr eine Augenbinde auf. Dann spürte sie wieder die andere Hand an ihrem Arm. Sie hörte wie ein Schlüssel in einer Tür umgedreht wurde und das Schloss mit einem lauten Klacken zurücksprang. Dann liefen sie weiter. Melina wusste nicht wo sie waren. Zwischendurch hörte sie Stimmen, doch sie verstummten, wenn sie sich ihnen näherten. Türen gingen auf und zu, Schritte liefen auf sie zu und von ihnen weg. Doch keines dieser Geräusche half Melina sich zu orientieren. Abgesehen davon war sie noch nie an diesem Ort gewesen. Irgendwann hielten sie an und die Augenbinde wurde ihr wieder abgenommen. Sie stand in einem großen Raum mit weißen Fliesen an den Wänden und auf dem Boden. Links von ihr stand eine Frau in einem weißen Kittel. Darunter trug sie komplett schwarze Sachen und schwarze Stiefel, die bis zu den Knien gingen. Ihre dunkelbraunen Haare reichten ihr bis zu den Ellenbogen. "Legt sie dahin", wies sie die Wachen mit einer Handbewegung in Richtung Mitte des Raumes an. Dort stand ein Stuhl, den man, wie bei Ärzten in Behandlungsräumen, beliebig verstellen konnte. An diesem Stuhl waren bloß noch extra Gurte an den Beinen und Armen angebracht. Die Wachen setzten Melina auf den Stuhl und banden ihre Arme und Beine mit den Gurten fest. Melina war unfähig irgendwas zu tun. Sie hatte zu viel Angst vor dem was passieren würde. Vor dem was man mit ihr machen würde. Sie starrte die Frau an, die ihr den Rücken zugewandt hatte. Als sie sich wieder umdrehte hielt sie eine Spritze in der Hand. Langsam kam sie auf Melina zu. Von diesem Moment an konnte Melina sich wieder bewegen. Sie fing an nach einem Weg zu suchen die Fesseln zu lösen und riss an ihnen in der Hoffnung, dass sie sich lockern würden. Doch nichts passierte. "Haltet ihren Arm fest", befahl sie den Wachen. Durch seinen Helm konnte sie seine Augen sehen. Doch sie sah nicht was sie erwartet hatte zu sehen. Sie hatte Hass in seinen Augen erwartet oder völlige Gleichgültigkeit. Aber es war Schmerz und Leid, das sie sah. Er sprach eine stumme Entschuldigung aus, bevor er ihren Arm packte und sie so zwang ihn nicht mehr zu bewegen. Stumme Tränen liefen Melina über die Wangen als die Frau sich mit der Spritze ihrem Arm näherte. Dann stach sie hinein. Die Flüssigkeit hatte einen Gelbstich und wurde in ihre Blutbahnen gedrückt. Plötzlich brannte ihr ganzer Arm. Sie schrie auf und die Wache entfernte sich wieder genau so wie die Frau. Der brennende Schmerz wanderte ihren Arm hinauf zu ihrer Schulter und verteilte sich von da aus in ihrem ganzen Körper. Melina fing an zu verkrampfen und drehte ihren Kopf zu der Wache, die grade ihren Arm gehalten hatte. Stumm flehte sie ihn an ihr zu helfen, doch er bewegte sich nicht. Wieder schrie sie, aber keiner half. Der Schmerz wurde so groß, dass sie das Bewusstsein verlor. Das letzte was sie sah, war wie die Frau aus dem Raum raus ging und die Wachen sich vor der Tür postierten.

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