Kapitel 1

66 13 6
                                    

Erschöpft ließ ich mich auf eine Bank fallen. Sie war aus Eisen, nicht gerade bequem. Es war mir gerade einfach alles zu viel! Das einzige was ich mir gerade wünschte, war ein Bett. Oder ein Sofa würde auch reichen. Naja... eigentlich könnte ich jetzt wahrscheinlich überall einschlafen. Auch hier. Aber bald würde meine Mutter kommen und wir könnten endlich gehen. Aus Langeweile beobachtete ich irgendwann die Leute, die um ein Band standen und auf ihr Gepäck warteten, oder bereits damit den Raum verlassen. Zwischen den vielen Menschen sah ich meine Mutter, die schon ihren Koffer hatte. Jetzt fehlte nur noch meiner und bei meinem Glück wird das sicher der letzte sein. In der Nähe stand ein blonder Junge, der direkt in meine Richtung schaute. Schnell schaute ich weg, da mir das unangenehm war und ich mir das bestimmt eingebildet hatte. Aber das hatte ich nicht, denn als ich ihn wieder anschaute, starrte er immer noch in meine Richtung, obwohl es eigentlich für ihn offensichtlich sein müssen, dass ich ihn ebenfalls anstarrte. Er lachte. Sah ich lustig aus? Wahrscheinlich schon, ich konnte mir zumindest vorstellen,dass ich ihn anstarrte wie eine besoffene Schildkröte. Schnell schaute ich weg, um dieses unsinnige Bild wieder aus meinem Kopf zu bekommen und gleichzeitig machte ich eine Kopfbewegung, damit mir paar haare in das Gesicht fielen. Ich bemerkte wie meine Mutter gerade mit einem Mann redete, der ungefähr so alt war wie sie und sehr geschäftlich in seinem Anzug aussah. Kaum sind wir 10 Minuten hier flirtet sie. Zu meiner Erleichterung stand dieser Junge nicht mehr da, wo ich ihn gesehen hatte. Froh darüber, dass ich nicht mehr beobachtet wurde, schloss ich die Augen und entspannte meinen Körper.

,,Hey", sagte plötzlich eine Stimme neben mir und ich zuckte vor Schreck zusammen, ,,Erschreck dich doch nicht so. Ich beiße schon nicht!" Jetzt lachte er worauf ich nur die Augen verdrehen konnte, aber ich musste dabei lächeln.

,,Hey", sagte ich schließlich nach einer kurzen Pause. Ich wusste nicht was ich von ihm halten sollte. Gerade schwankte er zwischen total nett und unsympathisch und arrogant. Naja... das eine schloss vielleicht nicht das andere aus, das sind wenigstens wage Kategorien. Aber ich hab grad mal ein Wort zu ihm gesagt, da kann man das auch schon kaum richtig zuordnen.

,,Ich bin Max und du?", stellte er sich grinsend vor.

,,Sam", antworte ich kurz und versuchte ihn anzulächeln, aber ich versagte total. Wie auf Kommando musste ich husten... meinen Raucherhusen den ich seit dem Unfall habe. Ich hoffe er geht irgendwann noch weg. Und jetzt meinte mein Kopf auch noch er müsste schmerzen. Danke! Jetzt denkt er ich bin ne Kettenraucherin.

,,Ist alles in Ordnung, Sam?", fragte er besorgt. Bestimmt hatte er gesehen, wie ich vor Schmerzen die Stirn gerunzelt hatte.

,,Ja klar! Alles in Ordnung" Max sah nicht gerade dumm aus und er bemerkte sicher, dass ich log. Er zog sogar seine Augenbraue hoch - kein gutes Zeichen. Also sagte ich dann doch noch schnell: ,,Die letzten Tage waren nicht gerade einfach."

,,Oh, was ist denn passiert?", hackte er sofort nach.

,,Das ist nicht wichtig." Darüber wollte ich jetzt wirklich nicht reden und schon gar ned mit ihm.

,,Wenn du reden willst, ich hab Zeit. Mein Dad flirtet mal wieder mit so ner komisch Frau. Worauf wartest du eigentlich?" Ok, dieser Themenwechsel war unerwartet, aber ich war froh darüber.

,,Auf meine Mum. Ich glaub sie flirtet gerade mit deinen Dad!", lachte ich jetzt. Denn die zwei waren mittlerweile die einzigen die zusammen standen neben den ganzen Familien, wo die Eltern versuchten ihre Kinder unter Kontrolle zu bekommen.

,,Das ist deine Mutter? Ihr seht euch ja gar nicht ähnlich." Er war eindeutig verwundert, was ich auch verstehe, denn sie war groß, hatte blonde Haare und war braun gebrannt und ich war das komplette Gegenteil, ich war eher klein, blass und hatte dunkelbraune Haare. Immerhin haben wir die gleiche Nase und noch andere Kleinigkeiten, die man aber von weitem nicht gut erkennen kann.

,,Genau... ich denke ich haben mehr von meinem Dad..."

,,Und wo ist er?" Musste Max immer so dumm nachfragen? Ich wollte nicht darüber reden, deshalb schwieg ich. ,,Ok... hattest du wenigstens schön Ferien in San Francisco?"

,,Ähm... ja" Es hätte eindeutig zu lange gedauert ihm zu erklären, dass ich nicht im Urlaub war und ich war nicht stolz darauf. ,,Ich glaub unsere Eltern wollen was von uns...", sagte ich, als ich bemerkte wie beiden uns zu winkten. Ich spielte mit dem Gedanken einfach nur zurück zu winken...

,,Oh man, der ist so peinlich!", sagte er mehr zu sich als zu mir und bevor ich noch etwas erwidern konnte lief er zu ihm. Es sah so aus, als würde er sich beschweren und ich musste lachen. Ich war zu beschäftigt gewesen die zu beobachten, dass ich erst mal sitzen blieb. Erst wie sie nochmal winkten setzte ich mich peinlich berührt in Bewegung. Auf den Weg zu Ihnen sah ich, dass mein Koffer endlich den richtigen Weg zu uns gefunden hatte.

,,Sam das ist Michael, wir haben uns letztes Jahr in New York bei der Tagung getroffen. Wir haben uns da wirklich gut verstanden und jetzt treffen wir uns hier am Flughafen! Was für ein Zufall! Und wie ich sehe hat du seine Sohn Max schon kennengelernt." Sie war viel zu freundlich und so fröhlich. Ich hoffe zwischen ihr und dem Typ in Anzug, der Max ziemlich ähnlich sah, ist nur eine keine Freundschaft und nicht mehr. Er war mir jetzt schon irgendwie unsympathisch und ich war mir auch sicher, dass er eingebildet ist, so wie der in seinen Anzug aussieht.

,,Ähm ja..." Tolle Antwort, aber was sollte ich sonst sagen?

,,Und das ist Lilli, Michaels Tochter. Ist sie nicht süß", stellte meine Mum noch das Mädchen hinter diesem Michael vor. Sie war wirklich süß. Vielleicht 9 Jahre alt? Sie lächelte uns sogar an. Wenigstes eine nette hier. Wobei Max eigentlich auch nicht ganz so übel war...

,,Mum, können wir so langsam mal gehen? Ich hab hunger und bin total müde", meckerte ich wie ein kleines Kind.

,,Naja, da gibts ein Problem...", sie schaute mich etwas entschuldigend an, aber dann hatte sie anscheinend einen Iddenblitz, ,,Lydia hat mir geschrieben, sie stehen im Stau und kommen erst später... vielleicht können wir in der Zeit ja was zusammen essen?" Jetzt schaute sie Michael an. Sie meinte wir alle zu fünft! Oh man, so hab ich mir das nicht vorgestellt.

,,Gerne doch, Anna. Hier gibt es ein ganz gutes Restaurant in der Nähe! Ich hab auch einen Bären hunger", nahm Michael ihre Einladung an. Das konnte nichts gutes heißen, ihre Blicke sagten alles und auch wie er ihren Namen gesagt hatte, so liebevoll und deutsch... Ich bevorzuge ja die Englische Variante, aber die Deutschen sind ja anders.

,,Nicht dieser doofe Inder! Ich geh da nicht hin...", meckerte Max und ich musste lachen. Jetzt war er auch wie ein kleines Kind.

,,Oh Indisch. Ich liebe Indisches Essen", wandte meine liebe Mutter ein. Seit wann mochte sie indisches Essen? Ich dachte sie mag das nicht so gerne.

,,Ich mag da auch nicht hin!" Lilli schaute ihren Vater böse an. Wenn Blicke töten könnte... Aber eigentlich war er doch ganz süß.

,,Ok, Max dann such doch für euch irgendetwas anders. Ihr könnt ja Sam mitnehmen. Hier habt ihr etwas Geld", sagte Michael und drückte Max ein paar Geldscheine in sie Hand. Gerade wollte ich protestieren, aber meine Mutter meinte es sein eine wunderbare Idee. Um weitere Konflikte zu entgehen, trottete ich stumm hinter Max her. Er wollte mit uns zum Schachtelwirt gehen, das war anscheinend das beste Restaurant hier am Flughafen. Mal schauen, gehört hab ich das noch nie etwas.

MemoriesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt