Kapitel 14

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Vor wenigen Sekunden fiel ich erschöpft in mein Bett. Ich war gerade noch so müde, dass ich sogar auf das Abschminken verzichtet habe, nur um noch früher ins Bett zu kommen. Aber jetzt? Jetzt da ich im Bett liege, fühlte ich mich wieder top fit. Ich könnte fast schon Bäume ausreißen! Wobei die Betonung eindeutig auf fast liegt. In meinem Kopf drehten sich meine Gedanken in Höchstgeschwindigkeit. Wollte ich einen fassen, war er schon wieder weg. Es ist einfach so viel passiert. So viel Unerwartetes. Dieses plötzlich gute Verhältnis mit Max. Diese Aktion mit Fynn, um es in Olivias Worten auszudrücken. Das komische Gespräch mit Fynn, in dem ich einfach von meiner Vergangenheit erzählt habe. Und natürlich die ganze Sache mit Felix. Als einen für mich gelungenen Abend würde ich das nicht bezeichnen. Es war zwar schön, aber das Ende hat einfach alles überschattet. Und das wirkte sich erheblich auf meine Stimmung aus. Es ist schwer zu beschreiben, wie ich mich fühle. Zum einen ist da natürlich die Trauer und der Schmerz, auch bekannt als Liebeskummer. Es ist vielleicht etwas übertrieben diesen Begriff zu verwenden, aber irgendwie stimmt er ja auch. Ich liebe Felix, sonst wäre ich jetzt nicht so niedergeschlagen. Wieso musste er erst eine andere küssen, dass ich verstehe, wie sehr ich ihn mochte? Gleichzeitig bin ich auch wütend auf mich. Ich mache mir Vorwürfe, weil ich diese Aktion mir Fynn abgezogen habe. Ich habe Felix ja gesehen. Habe ich ihn dabei verletzt und hat er deswegen Ablenkung bei Jana gesucht? Bin ich bei der ganzen Sache etwa selbst der Verursacher? Das wäre noch um einiges schlimmer. Wobei... vielleicht hat er ja dann kein Interesse an Jana. Und da war sie wieder. Diese scheiß verdammte Hoffnung, die sich immer wieder einschleicht. Diese Gedanken formten sich zu einem Riesenrad, das keine Pause macht, sondern sich immer weiterdreht. Nach der dreizehnten Runde und nach etlichen hin und her wälzen im Bett, gab ich auf. Ich schaute auf mein Handy. 6:17 Uhr. Damit ich nicht mehr meinen nervigen Gedanken nachhängen muss, beantwortete ich meine Nachrichten. Darunter waren auch paar Snaps von Felix. Mit dem Gedanken ‚Wir sind nur Freunde' schaute ich diese an. Es waren welche von der Party. Der letzte kam erst vor paar Minuten. Das Bild war ein Selfie von ihm. Er sah richtig fertig aus. Nüchtern? Nein eher das Gegenteil. Seine Frisur war völlig zerstört. Da hat Jana wohl gute Arbeit geleistet. War das Lippenstift an seinen Lippen? Ich war mir nicht sicher, aber den Grund dafür würde ich ja kennen. Trotzdem sah er noch total heiß aus. Das würde ich wahrscheinlich auch denken, würde ich ihn überhaupt nicht kennen. Das könnte vielleicht auch daran liegen, dass er kein Shirt anhat. War das etwa ein Sixpack, Felix? Zum Glück hatte er keine Zeit eingestellt und ich konnte das Bild beliebig lang analysieren. Jetzt verstand ich, warum er ein Frauenschwarm ist. Mit diesem Aussehen ist das ja gar kein Wunder, dass viele Mädchen, inklusive ich, auf ihn standen. Schnell tippte ich das Bild weg und antwortete Kenny auf ihre Nachrichten. Besser gesagt rief ich sie einfach an. Ich wollte gerade mit irgendjemanden reden, der mich kannte und um diese Uhrzeit nicht schlief. Was sie wohl gerade macht? Bei ihr ist es ungefähr sieben Uhr abends. Wach ist sie auf jeden Fall noch. Aber trotzdem meldete sich nur die nervige Anrufbeantworterstimme in Englisch: „Guten Tag, Sie sind verbunden mit der Mailbox von Kendall Winnaman. Bitte sprechen Sie Ihre Nachricht nach dem Signalton." Genervt legte ich wieder auf und versuchte mein Glück bei Ryan. Ebenfalls nur der Anrufbeantworter. Ich ließ mich wieder zurück auf mein Kissen fallen und schaute aus meinem Fenster. Wurde es etwa schon hell? Ich beobachtete wie der Tag sich langsam schleichend sich über den Hof und die Ställe legte. Das hatte eine beruhigende Wirkung auf mich und meine Gedanken. Ich spürte, wie die Geschwindigkeit dieses nervigen Karussells abnahm, bis es schließlich ganz stehen blieb. Noch bevor es ganz hell war, schlief ich endlich ein.

„Sam!" Jemand legte seine Hand auf meine Schulter. Zuerst war die Berührung ganz sanft, aber dann rüttelte mich diese Person und riss mich somit ganz aus dem Schlaf. Dennoch war ich noch zu müde meine Augen zu öffnen.

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