Kapitel 12

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Warme Luft strömte mir entgegen, als ich die Garage nach Max betrat. Die laute Musik hat man bereits von draußen gehört. Etwas überfordert blieb ich erst einmal neben der Tür stehen und schaute mich um. Auf den ersten Blick konnte man erkennen, dass die Stimmung auf jeden Fall nicht fehlte. Die Garage war größer als vermutet, aber für die vielen Menschen war das auch nötig. Ich habe eindeutig mit weiniger gerechnet. An den Biertischen saßen viele und aßen etwas vom Büffet. Andere standen auch im Raum und unterhielten sich mit Freunden, oder tanzten etwas zur Musik. In einer Ecke hat Felix sogar ein kleines Sofa und paar Sitzsäcke aufgestellt. Ich werde mich höchstwahrscheinlich genau in dieser Ecke aufhalten, denn erstens sah es sehr gemütlich aus und zweitens ist das Büffet direkt daneben. Wenn ich Glück habe und den Platz neben dem Essen ergattern kann, dann ist der Abend auf jeden Fall gerettet. Ich müsste nicht mal aufstehen, um mir etwas zum Essen zu holen. Ich suchte den Raum nach Gesichtern ab, die ich kenne. Vor allem suchte ich nach Felix. Und das nur weil ich mein Geschenk loswerden wollte. Wirklich kreativ war ich leider nicht. Wie vermutet wurde es ein einfacher Gutschein. Das ist jedoch noch nicht alles, denn ich habe ihm noch eine Kleinigkeit gekauft. In einer Freistunde, als Deutsch ausgefallen ist, haben wir über Schokolade und allgemein Süßigkeiten geredet. Fragt mich bitte nicht wie wir auf dieses Thema kamen! Auf jeden Fall habe ich ihm erzählt, dass wir zu Hause gerade Gummibärchen haben, die mit Schokolade überzogen sind, und dass ich die liebe. Überraschenderweise kannte er das gar nicht. Aber das wird sich heute Abend ändern, wenn ich ihn endlich mal finden würde. Max ist auch irgendwo in der Menge verschwunden. Ich sah aus dem Augenwinkel eine Person auf mich zukommen. Zuerst dachte ich es wäre Felix, doch dann erkannte ich Olivia. Wie gesagt, meine Augen sind jetzt nicht die besten. Sie umarmte mich und beschwerte sich gleichzeitig: „Wo bleibst du bitte so lange?!"

„Familienzusammenführung Nummer 2." Olivia verstand sofort, denn ich habe ihr meine Familiensituation genau erklären müssen. Meiner Ansicht nach war das eher ein langweiliges Thema, doch sie interessierte sich brennend dafür und wollte, während dem Unterricht, alles wissen. Warum auch immer. Aber so bringt man auch eine Doppelstunde Musik rum. Gestern Abend habe ich mit ihr über dieses Treffen geschrieben und ich hab ihr auch von meinen Bedenken erzählt. Irgendwem musste man ja davon erzählen und sie erzählte mich ja auch sehr viel.

„Und wie wars? So schlimm wie erwartet?", wollte sie sofort wissen. Ich mochte sie vor allem, weil sie so etwas nicht nur aus Höflichkeit nachfragte, sondern weil es sie wirklich interessiert. Natürlich konnte ich das nicht hundertprozentig sicher sagen, aber es kam sehr ehrlich rüber.

„Nein gar nicht. Es war sogar richtig nett. Aber das erzähle ich dir später. Erinnere mich aber noch mal dran." Sowas vergas ich so gut wie immer. „Hast du zufällig Felix gesehen?"

„Rein zufällig ja!" Eine Hand legte sich auf meine Schulter, während jemand das sagte. Ich fuhr herum. Es war Felix. Etwas erschrocken sah ich ihn an. Damit habe ich nicht gerechnet. Ich hört Olivia lachen. So lustig ist das jetzt auch wieder nicht. Aber schön, dass ich mal wieder zur allgemeinen Belustigung beitrage, denn auch Felix stimmte in ihr Lachen mit ein. Ich musste aber auch miteinstimmten. Ich schaffte es nie ernst zu bleiben.

„Alles Gute!", gratulierte ich, als wir wieder verstummten und ich das Geburtstagskind umarmen konnte. Etwas zu lange verharrte ich in dieser Position. Er sagte nichts, zum Glück! Vielleicht fühlte es sich auch nur für mich zu lange an und ihm ist das gar nicht aufgefallen. Hoffentlich. War das too much? Innerlich könnte ich mich gerade ohrfeigen. Aber hätte es ihn gestört, hätte er doch was gesagt! Sam, chill mal!

„Was magst du trinken?", schaltete sich Olivia wieder ein. Das war eine gute Frage. Was trinkt man denn auf solchen Partys? Alkohol, natürlich. Aber welchen und was schmeckte mir? Das ist meine erste wirkliche Party. Natürlich nicht die erste im meinem ganzen Leben, hoffe ich zumindest. Aber trotzdem ist es die erste, an die ich mich erinnern kann. Es ist schon komisch irgendwie alles noch einmal neu zu erleben, aber gleichzeitig hat es auch etwas.

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