Ich weiß nicht, wie lange wir bis zu Lydias Haus brauchten. Ich weiß auch nicht genau, wie ich in mein Bett kam. Als ich aufwachte, lag ich in einem großen Bett. Die Sonne schien in das Zimmer. Ich hatte überhaupt kein Zeitgefühl, deshalb tastete ich den Nachttisch neben mir ab. Ich griff aber nur ins Leere. War ja auch klar, es würde bestimmt noch in meinem Rucksack sein. Ich war viel zu faul aufzustehen. Schnell drehte ich mich auf die andere Seite und versuchte wieder einzuschlafen. Doch ich blieb wach. Irgendwann raffte ich mich auf und stand schließlich auf. Immer noch todmüde schlich ich zu meinem Rucksack und fischte mein Handy heraus. Es war schon nach 12 Uhr. Ich zog mir schnell eine Jogginghose und ein T-Shirt an. Meine Haare waren mir in diesem Moment total egal. Als ich aus dem Fenster schaute, sag ich einen riesigen Hof und Ställe. Das ist hier ein Bauernhof? Davon wusste ich natürlich nichts. Ich sah meine Mutter und Lydia in einem kleinen Garten. Ihr Lachen hörte ich bis hier hin. Langsam bekam ich wirklich Hunger, deshalb machte ich mich auf den Weg zu den beiden Frauen in den Garten, aber das war gar nicht so einfach. Das Haus war riesig und bis ich die Haustür fand, bin ich in fünf andere Räume hineingestolpert, wo zum Glück niemand war.
„Na, Schlafmütze, hast du gut geschlafen?", begrüßte mich meine Mutter lachen.
„Naja, viel zu kurz!", lachte ich ebenfalls. Ich konnte gerade nicht anders, als mich zu freuen. Die Sonne schien, es war warm, alle anderen waren fröhlich und es war allgemein alles viel besser, als ich gedacht hatte.
„Wenigstens hast du wieder gute Laune." Damit hatte sie eindeutig Recht.
„Mia!", rief Lydia und ein Mädchen kam aus dem Haus, „Kannst du Sam bitte mal den Hof zeigen?"
„Ok", sagte sie und lächelte mich an. Sie war etwas jünger wie ich, vielleicht 13 oder 14. Sie zeigte mir zuerst das ganze Haus und die zwei Gästezimmer. Wir trafen in dem Wohnzimmer Julia, Lydias älteste Tochter, die gerade mit ihrem Freund irgendeine komische Serie schaute. Johannes war mit Jonathan, seinem jüngsten Kind, in der Küche und machte gerade das Mittagessen. Alle waren recht freundlich, bis auf Julia, die uns sofort wieder aus dem Zimmer geschmissen hatte. Dann zeigte mir Mia die Ställe und die Reithalle. Sie stellte mir alle 13 Pferde vor, wobei ich mir keinen einzigen Namen merken konnte. In dem Stall waren viele Katzen und vor allem Babykatzen, die sind so süß! Und der Hund Mozart lief uns auch in Stall entgegen.
„Hast du Lust mit mir nachher auszureiten? Meine Mum meinte du kannst gut reiten", schlug sie mir vor, „Dann siehst du hier die ganze Gegend auch gleich."
„Ähm, ich weiß nicht...", wollte ich gerade protestieren, denn ich wie nicht mehr ob ich reiten kann oder nicht.
„Wir gehen gleich nach dem Essen los!", beschoss sie und bevor ich widersprechen konnte lief sie schon zurück zum Haus. Ich blieb alleine im Stall zurück. Naja, allein war ich bei den ganzen Tieren eindeutig nicht. „Na toll...", redete ich mit mir selber, dann ging ich ebenfalls zum Haus zurück. Mozart begleitete mich bis in mein Zimmer, wo er es sich auf meinem Bett gleich bequem machte. Jetzt nahm ich mir mal Zeit meinen Koffer auszuräumen. Erstaunlicherweise fand ich irgendwo eine Reithose. Ich hatte viel zu wenig Kleidung und vor allem traf vieles nicht meinen Geschmack. Bin ich wirklich mal so rumgelaufen? Müde ließ ich mich zu Mozart auf das Bett fallen und überlegte, wie ich das nachher mit Mia überleben soll. Es ist nur ein Ausritt! Ein stink normaler Ausritt! Viel zu früh kam meine Mutter in das Zimmer und holte mich zum Essen. Es gab Schnitzel. Es gibt eindeutig schlimmeres. Während dem Essen, redeten vor allem die Erwachsenen und ich beteiligte mich an dem Gespräch überhaupt nicht. Danach gingen Mia und ich in den Stall.
„Du kannst gern auf Jocker reiten. Er ist ganz lieb und ruhig. Er steht in der Vorletzten Box links.", meinte Mia und ging zu ihrem Pferd. Jocker war wirklich ein wunderschöner, schwarzer Friese. So elegant. Ich freute mich voll, denn ich dachte schon ich müsste auf so einem langweiligeren Haflinger reiten. Mia half mir beim Aufsatteln und gab mir noch einen Helm. Ich schaute Mia zu, wie sie aufstieg und versuchte es nach zu machen. Beim zweiten Versuch schaffte ich es sogar, es sah nur nicht so elegant aus, wie bei ihr. Ich machte ihr alles nach und so ritten wir los. Zum Glück erst einmal im Schritt. Ich war erstaunt, wie gut ich ritt. Nach einer Weile fragte mich Mia: „Wie gefällt die Deutschland?"
„Bis jetzt ganz gut. Ich bin ja noch nicht lange hier."
„Ja, das stimmt auch wieder", lachte sie.
„Ist Julia immer so, oder nur heute?"
„Sie ist sehr launisch. Wenn man sie nervt oder stört, dann lässt sie es einem immer spüren. Vor allem, wenn Leonhard da ist. Ich kann den Kerl gar nicht ausstehen, der ist so arrogant! Sein Vater ist Pilot und nimmt ihn oft auf seine Flüge mir. Damit gibt er so oft an. Aber total der Frauenschwarm glaub ich. Julia ist ja auch total beliebt, kein Wunder, dass die so einen abbekommt.", plapperte Mia.
„Achso!", lachte ich, „Geht ihr auf die gleiche Schule?"
„Ja und du auch. Die ist eigentlich ganz cool. Du bist in der gleichen Jahrgansstufe wie Julia."
„Ich dachte sie ist ein Jahr älter, wie ich?", fragte ich verwundert.
„Du bist 16 oder?", ich nickte, „Dann schon, sie hat ein Jahr wiederholt. Beziehungsweise ist die durchgefallen, wegen Englisch und Deutsch. Sprich sie am besten aber nicht darauf an. Sie mag es überhaupt nicht, wenn wer besser ist wie sie", erklärte mir Mia.
„Klingt ja nett! In welcher Klasse bist du?"
„9. Ich hab keine Lust auf Dienstag! Schule ist so langweilig!"
„Ja, das stimmt. Müssen wir früh aufstehen?"
„Montag fährt uns Rebecca. Da fahren wir wahrscheinlich um 20 nach sieben. Sonst fährt der Bus um kurz nach sieben. Aber ich bevorzuge das Rad."
„Na toll" Wir redeten den ganzen Ritt weiter, bis wir irgendwann wieder nach Hause kamen. Ich war wirklich erstaunt wie gut ich das hinbekam, anscheinend habe ich doch in meiner Vergangenheit geritten. Wie war das? Dinge wie Fahrrad fahren verlernt man nie? Hoffentlich stimmt das auch! Den restlichen Abend verbrachten wir damit irgendwelche Gesellschaftsspiele, wie The Game, Quixx oder Halt mal kurz. Besser gesagt, alle außer Julia. Das wird ja lustig mit meiner Cousine. Wir werden auf jeden Fall viel Spaß zusammen haben. Um 21Uhr ging ich dann in mein Zimmer und las noch etwas, wobei ich aber schnell einschlief.
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Memories
Teen FictionEs ist schon komisch, man schaut in den Spiegel und ein wildfremdes Mädchen starrt dich an. So geht es mir. Ich kann mich an nichts erinnern was in der Vergangenheit war. An nichts! Ich wünsche mir so sehr, mehr über mich und mein Leben und meine F...