Kapitel 8

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Am gestrigen Abend ist alles ja super gelaufen! Keine Ahnung was Max jetzt von mir denkt. Mir ist das schon peinlich, was meine Mutter alles erzählt. Er ist aber auch viel zu neugierig. Bis auf die Tatsache, dass unsere Eltern ein Paar sind, haben wir nichts mit einander zu tun. Und das heißt ja nicht, dass er alles von mir wissen muss. Es ist aber schon seltsam, er weiß fast so viel schon über mich weiß wie ich selbst. Doch ich weiß wirklich kaum etwas von ihm. Bin ich wirklich so egoistisch und frage nie nach ihm? Er interessiert mich ja schon irgendwie. Was hält mich aber dann davon ab, mich ihm gegenüber zu öffnen? Ist es die Angst, nach genauen Fragen? Wie soll ich dann je Freunde finden, wenn ich nichts aus meiner Vergangenheit erzählen kann? Jeder würde doch denken, ich vertrau ihm nicht oder ich bin verrückt. Am einfachsten wäre es natürlich zuzugeben, was passiert ist. Aber das ist leider nicht so einfach, wie es sich anhört. Ich muss wissen wer ich war! Und auch wer ich bin und sein werde. Ich muss zu irgendwem Kontakt herstellen. Aber zu wem?

Ich war gerade mit Mia auf dem Weg zur Schule. Sie hatte mich überredet mir ihr mit dem Bike zu fahren. Ich bereute es sofort. Ich muss echt unsportlich gewesen sein, denn ich war so schnell schon außer Puste und dann setzt natürlich noch mein Raucherhusten immer wieder ein. Zum Glück müssen wir nicht irgendwelche großen Berge fahren. Aber trotzdem beeilten wir uns sehr, wir waren etwas spät dran, weil mein Bike - beziehungsweise Lydias altes - erst mal richtig aufgepumpt werden musste. Dann ist Mia auf dem Weg aufgefallen, dass sie ihr Handy vergessen hatte, und wir mussten wieder umdrehen. Es war schon 10 Minuten vor acht, als wir in die Stadt hinein fuhren. Aber Mia versicherte mir immer wieder, dass wir es noch locker schaffen würden. Obwohl es noch sehr früh war, brannte die Sonne schon vom Himmel. Heute wird eindeutig ein schöner Tag. Wenigstens vom Wetter her! Bei dem Rest bin ich mir da nicht so sicher. Meinen Optimismus habe ich anscheinend heute zu Hause gelassen. Wir mussten uns noch abstrampeln, um noch halbwegs pünktlich zu kommen. Mia war im Gegensatz zu mir zu optimistisch. Oder ich war zu langsam, das kann natürlich auch sein. Wir schafften es nicht. Am ersten richtigen Schultag schon zu spät, toll! Es gongte gerade, als ich mit Mia durch das Hauptgebäude lief. Sie erklärte mir schnell wohin ich musste, ohne sie hätte ich mein Klassenzimmer nie gefunden. In dieser großen Schule werde ich mich nie auskennen! Oder vielleicht wenn ich mein Abitur geschafft habe und das dann eh schon zu spät ist Bevor ich hinein ging, checkte ich nochmal, ob die Zimmernummer mit der auf dem Stundenplan übereinstimmt. Und selbstverständlich auch um noch einmal tief durchzuatmen und meine Aufregung etwas in Griff zu bekommen. Leider Fehlanzeige! Ach egal! Augen zu und durch! Ich ging wirklich mit geschlossen Augen und einem knallroten Kopf durch die Tür. Sogar meine Hände zitterten. Eigentlich hatte ich geplant mich so früh wie möglich ins Zimmer zu gehen und die letzte Reihe zu beschlagnahmen. Mein Hauptziel war es einfach nicht aufzufallen. Daraus wird jetzt aber nichts, denn alle – wirklich ALLE – Augen waren auf mich gerichtet als ich den Raum betrat. Ziemlich unauffällig würde ich sagen!

„Sorry", entschuldigte ich mich. Zum Glück haben wir jetzt Mathe und nicht Deutsch! Erst jetzt bemerkte ich auch Max Blick. Ich hatte ganz verdrängt, dass wir zusammen im Grundkurs sind. Neben ihm saßen ein Junge und ein Mädchen. Sie sah sehr hübsch aus, aber sie benutzte eindeutig zu viel Make-Up. Es war wie eine zweite Hautschicht. Wie konnte man nur so rumlaufen? Oder, wie kann man nur am Morgen so viel Zeit haben? Mir ist mein Schlaf viel zu heilig als dass ich jeden Tag zwei Stunden früher aufstehen würde, um mich zu schminken. Etwas Concealer und Wimperntusche reicht für mich vollkommen. Die Schule ist ja kein Laufsteg. Ist sie mir Max zusammen? Wie kann er nur auch so viel Schminke stehen? Oder nur eine Freundin? Das konnte mir doch total egal sein. Warum machte ich mir darüber Gedanken? Auf jeden Fall scheint er nicht sonderlich erfreut zu sein mich zu sehen. Er lächelte nicht mal. Das sagte ja schon so gut wie alles... Verkackt, Sam! Super gemacht!

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