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Ich lasse mich entsetzt nach hinten an die Lehne fallen.
Die restliche Luft die sich noch in meiner Lunge befand, übergab ich wieder dem Auto.
Elliot ist an die Seite gefahren und hat den Motor abgeschaltet.
,,Wow." Sage ich nur leise und starre aus der Windschutzscheibe in die Leere.

Elliot nickt nur Stumm und presst seine Lippen zusammen.
Als ob ihn das vor den Tränen bewahren würden, die schon in seinen Augen sitzen.
,,Das tut mir leid..." Sage ich leise.

,,Weisst du Hailey, Dan-"

,,Sag ruhig Sam. Ich weiss das er eigentlich so heißt."

Er lehnt sich zur Seite und blickt mich an.
,,Nichtmal das weiss Evan." Gibt er fast überhörbar.

,,- jedenfalls hat Dan mich öfters angerufen. Auch, als du schon bei Ihnen warst. Er redete viel über dich-"

,,- Elliot, dass macht die Sache grade weder leichter, noch komfortabler."

,,Sam hat viel über dich geredet. Ich habe ihm gesagt, dass er ganz klar in dich verliebt wäre, er stritt es aber immer wieder ab."

,,Elliot? Lass es bitte. Er ist Geschichte. Und er war nicht in mich verliebt. Sam war einfach immer für mich da. Das ich mich wohl gefühlt habe."

Ich setze eine kurze Pause ein.
,,Geborgen..." Sage ich leise zum Schluss.

Im Auto macht sich die Stille breit.
Sie wird aber von dem Klingeln von Elliots Handy unterbrochen.
Er nimmt es aus der Mittelkonsole, und schaut drauf.

,,Wie kann das sein?" Fragt er mit dem Blick auf sein Display.
,,Sam ruft an."

,,Geh' doch ran!" Hetze ich ihn.

Mit seinem Daumen der rechten Hand nimmt er den Anruf an.
,,Hallo?" Fragt Elliot.

Aus dem Hörer hört man zuerst nur ein Keuchen.
,,Ello?" Kommt es aus dem Hörer.

Ich ziehe meine Augenbrauen zusammen.
,,Sam?" Elliots Stimme fährt auf.
Ich packe an seine Schulter.

Wieder ertönt nur ein schweres Atmen.
,,Bitte hol' mich ab..."

,,Wo zur Hölle bist du?!"

,,Ich liege am Kanal."

,,Sind gleich da!"
Elliot schmeißt sein Handy auf den Beifahrersitz und drückt ruckartig mit seinem Fuß auf das Gaspedal.
Innerhalb fünf Minuten, befinden wir uns am Kanal und laufen ihn grade runter.

,,So finden wir ihn nicht. Ruf ihn an!"

Er nickt und wählt die Nummer.
,,Sam?"

,,Wo seid ihr?" Erst jetzt, kommt der kleine Hauch von seiner Stimme durch. Das kleine Stück, was mir verhilft seine Stimme zu ihm zu zuordnen.

,,Stehen kurz unter der bunten Brücke."

,,Lauft noch ein Stück. Ihr werdet mich gleich sehen." Danach legt er auf.

Elliot blickt mich unsicher an, steckt sein Handy ein und läuft aber weiter.

Sam hatte recht. Viel an Strecke mussten wir nicht mehr zurücklegen ehe wir bei ihm waren.
,,Hailey?" Fragt er knapp nur mit einem Hauchen, als ich grade durch das Gestrüpp komme, hinter welchem er liegt.

,,Ja. Hey..."
Sam lacht mich an.

Wie hätte ich ihn einfach so gehen lassen können?
Er bringt mich immer zum Lachen.

,,Was ist los?" Fragt Elliot und Kniet sich grade vor ihn hin.

,,Evan. Er schoss mir ins Bein und in meine Seite des Bauches."

Panisch knie ich mich ebenfalls neben ihn und ziehe die linke Seite seines Shirts hoch.
Ich beginne völlig unbewusst zu weinen.

Ich selbst kann mir weder erklären warum, oder wieso ich so reagiere.
,,Er muss sofort ins Krankenhaus." Sage ich, als ich mit den Ärmeln grade die Tränen von meinen Augen entferne.

,,Wie bist du überhaupt hier hinter gekommen?" Fragt Elliot noch.

,,Naja, ich war von den Schmerzen gelähmt, weshalb ich mich kein Stück bewegte.
Evan zog mich dann einfach hier hinter.

Kurz darauf versuchten Elliot und ich, Sam gut in die Hände zu bekommen.
Zwar brauchten wir eine Menge an anläufen, aber schlussendlich hat es ja funktioniert.

Wir haben grade Sam auf die Rückbank des Autos gelegt, als ich vorne einsteigen wollte.
,,Hailey? Kommst du zu mir nach hinten?"

Ich blicke Elliot an, der sich schon auf dem Fahrersitz befindet.
Er nickt mit dem Kopf nach hinten und startet den Motor.

Sam drückt sich leicht hoch, dass er seinen Kopf auf meine Oberschenkel legen kann.
Die Fahrt über, redet keiner.
Ich sitze hinten neben Sam und kraule sowohl seinen Kopf, als auch seinen Nacken.
Mit jedem Atemzug, zieht sich sein Duft in meine Nase.

Die Diagnose als wir im Krankenhaus waren?
- Sam muss da bleiben. Die Kugeln wurden ihm zwar entfernt, trotzdem müssen die Wunden sorgfältig heilen.
Elliot und ich haben versucht mit allen Mitteln den Arzt zu überzeugen.
Aber wir hatten keine Chance.

Was aber möglich war, ist: Das einer von uns beiden die Nacht bei ihm bleiben darf.
Elliot überließ sie mir.

Es war spät.
Draußen war es dunkel und Sam schlief schon längst.
Während ich wach war, und kein Auge zu bekam.
Ich stehe auf zum Fenster und stütze meine Ellenbogen auf die Fensterbank.
Eine Laterne strahlt genau in unser Zimmer hinein.
Sie ist aber nicht grell.

,,Hailey?" Die Stimme von Sam lässt mich auf schrecken.

Ich halte kurz meine linke Hand auf mein Herz.
,,Ja?"

,,Wie hast du... Wie hast du reagiert als Ello mit der Nachricht kam, dass ich Tot wäre?"
Seine Augen sind zu Schlitzen geformt.

,,Lass uns das Morgen bereden. Du solltest schlafen." Ich widme mich wieder dem Fenster zu.

,,Ich bin wach."

Ich gab mich geschlagen und setzte mich auf die Bettkante.
,,Ich wollte es nicht wahr haben. Ich sagte ihm, dass man darüber keine Witze macht."

Tief blickt er mir in die Augen.
,,Du liebst mich." Sagt er mit einem schiefen Lächeln.

Ich schaue ihn verdutzt an.
,,Darüber kann man jetzt streiten..." Erwiedere ich mit einem schüchternen Lachen zu dem Boden.

,,Das ist garnicht schlimm." Gibt er mit einem Selbstbewussten Unterton von sich.

Meine Augenbrauen zog ich ein wenig mehr zusammen.
,,Naja, es ist ja nicht so, dass ich auch schonmal den ein oder anderen Perversen Gedanken mit dir hatte."

,,Die hatte Evan auch."

,,Bei mir wäre es aus Liebe zu dir passiert. Nicht, um einfach nur mich selbst zu befriedigen."

Zwischen mir und Sam gibt es schon eine Art "Spannung". Würde ich zumindest behaupten. Seine Augen Fesseln sich an meine.
,,Scheiss' drauf!"
Sind die letzten Worte die sowohl ich, als auch Sam von uns geben, als wir auch schon Sekunden danach in einen Kuss verfallen, der inniger wird.

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