21.

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Ich war einfach aus dem Krankenhaus gerannt.
Als sie da unten, einfach auf dem Boden saß, und von der Polizistin das Verband um bekommen hat, wusste ich nicht was ich fühlen sollte.
Sollte ich froh sein, dass sie überhaupt noch lebt?
Sollte ich froh sein, dass sie nicht schonwieder ihren Körper an Evan geben musste?

Oder sollte ich besorgt darum sein, dass sie einfach nur auf dem kalten Boden saß, während Evan nach draußen geschleppt wurde.
Meine gemischten Gefühle machen mich kirre.

Jetzt liege ich hier mit ihr im Bett.
Mein Engel.
Mein alles.
Kurz bevor Hailey einschlief, zog sie mich näher zu sich ran.

Wie geht es jetzt mit Evan weiter?
Oder wird er es schaffen wieder der Polizei zu entkommen?
Ich löse mich von Hailey, welche sofort reagiert.
,,Was ist los?" Murmelt sie ins Kissen.

,,Nichts. Schlaf einfach weiter." Sage ich ruhig und spiele mit einer Locke von ihr.

,,Sam?" Fragt sie.

,,Ja?"

,,Hattest du mal was mit Mary?"

Mein Atem stockt.
Erschrocken schaue ich sie an.
,,Naja..." räuspere ich mich unsicher.

,,Sei ehrlich." Gibt Hailey von sich.

,,Ja. Hatte ich. Deshalb auch der dumme Spruch von Evans Seite aus, als er über deine Oberweite... naja, was er da halt eben gemacht hat und aufgestanden ist. Dieser Spruch 'Ich hab für dich ihre empfindlichsten Stellen gefunden'.
Ich bereue es so sehr."

,,Was bereust du?"

,,Evan hatte Mary schon längst in sein Besitz genommen, so wie du meiner bist-"

,,-ich bin nicht dein Besitz." Unterbricht Hailey mich monoton.

,,Auf eine gewisse Art ja. Ist ja jetzt auch egal, jedenfalls war Evan grade nicht da, da er Einkaufen war. Ich sollte auf Mary aufpassen, da sie erst wenige Wochen hier war. Naja, Mary begann mich an sich ran zuziehen ihr Lippen berührten meine und wir landeten im Bett. Kurz darauf waren wir beide lautstark im Bett und Evan hat uns erwischt."
Ich lege eine kurze Pause ein.
,,Daher der Spruch von Evan." Beende ich meinen Satz leise.

,,Der Satz kam also eigentlich von dir?"

,,Ja."

,,Kannst du dir auch vorstellen mit mir lautstark im Bett zu sein?" Fragt sie schüchtern.
Ich weite meine Augen ein Stück und Blicke sie an.

,,Du willst Sex mit mir?" Frage ich überrascht.

,,Ich kann mir vorstellen das es mit dir angenehmer ist, als mit Evan. Und was heißt ich will. Ich meine nur, dass du das ja auch mal selbst gesagt hast." Am Ende zuckt sie mit ihren Schultern.

,,Tzz." Lache ich auf. Ein kleines Stück Unsicherheit.
,,Und wann?"

,,Du bist der Entführer." Sagt Hailey lachend.

,,Bin ich nicht. Evan."

Stille macht sich im Raum breit. Eine unangenehme Stille welche keiner von und beiden traute zu durchbrechen.
Hailey war wieder eingeschlafen und ich zog sie näher an mich ran.

Kannst du dir auch vorstellen mit mir lautstark im Bett zu sein?

Immer wieder spielt sich ihre Aussage in meinem Kopf ab.
Wie eine kaputte Schallplatte.
Die Aussage meines Engels. Meinem ein und alles.
Ich hätte nie damit gerechnet das sie mir mal so viel bedeuten wird.

Was sie so besonders für mich macht?
- Ihren starken Willen, ihr Durchhaltevermögen, die Tapferkeit die sie in sich trägt.

Sie würde es mit mir treiben wollen. Sie würde es tun. Aber es verwirrt mich, dass ich es nicht sofort will. Das ich so eigenartig reagiert habe.
Bin ich überfragt?
Ich weiss nicht was ich davon halten soll.

Evan wird entkommen. Er wird hier wieder auftauchen. Er wird es schaffen.
Sollte ich Mary und Hailey unter den Arm packen, und ein anderes Haus suchen, wo sie wie andere Frauen und Menschen wieder leben können?
Ich würde Arbeiten gehen, Geld verdienen und vielleicht eine Frau finden, mit der ich Kinder bekomme.
Diese Vorstellung ist so bekloppt das ich sie sofort wieder verwerfe.

Aber am nächsten Morgen wecke ich Hailey und Mary früh.
,,Macht euch Brote und packt sie ein!" Rufe ich den beiden zu, als ich aus der Haustür verschwinde.
Die beiden standen fertig angezogen und geschminkt im Wohnzimmer.
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,,Was hat Dan vor?" Frage ich Mary, als ich grade Butter auf mein Brot mache.

Sie zuckt die Schultern.
,,Keine Ahnung." Gibt sie monoton von sich.

,,Mary?"

,,Ja?"

,,Darf ich dich was fragen?"

,,Hat es was mit Dan zu tun?" Fragt sie lachend.

Ich lächel ebenfalls und bestätige ihr ihre Vermutung.
,,Was ist los?" Fragt sie.

,,Wie war es mit Dan, also im Bett?" Mary schaut verdutzt zu mir runter und zieht ihre Augenbrauen zusammen.

,,Zu aller erst: Woher weisst DU davon?! Und zweitens: Wieso interessiert dich das bitte sehr?" Mary wirkt wütend.

,,Weil ich zu Dan gehöre." War die gelogene Aussage von mir.

,,Du weisst ja nichtmal seinen echten Namen!" Schnaubt sie mich an.

,,Doch."

,,Ach ja? Dann sag ihn doch!" Sie legt das Messer auf das Schneidebrett, lehnt sich erwartungsvoll an die Theke und verschränkt ihre Arme unter ihrer Brust.

,,Sam. Denke aber eher Samuel." Ich gab ihr nichtmal meinen Augenkontakt. Warum spielt sie sich so auf?

Ihre Gesichtszüge entspannten sich, ihre Arme ließ sie fallen.
Wütend stampft sie zu einer Schublade, nimmt sich ein paar Brottüten, und füllt diese Kurzerhand mit ihrem Brot.
Sie trampelt nach draußen.
Ich folge ihr kurz darauf und glaube meinen Augen nicht.

Sie und Sam küssen sich leidenschaftlich. Sam greift sogar an ihren Po und knetet ihre Hüften.

Ich fühle nichts. Nichts außer Kälte und Verrat.
Meine Brote stecke ich in den Rucksack den ich auf meinem Rücken hatte.
Ich laufe los und suche ein Taxi auf.
Daraufhin finde ich auch eins.
Dem Taxifahrer gebe ich die Adresse welche mich heimisch und warm fühlen lässt.

Ich werde alles hinter mir lassen.
Ich werde keinen Schmerz mehr fühlen müssen.
Ich werde frei sein.

Gehöre mirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt