His Prisoner

12# - Das Ende...?

Ich wache auf.

Mein Kopf dreht sich und mir ist ganz warm.

Wo bin ich?

Ich liege in einem Bett, niemand ist in diesem modern eingerichteten Raum.
,,Guten Morgen Miss.", höre ich eine Frau sagen. Ich sehe zu der Tür.

,,W-Wer sind sie? Wo bin ich?!", frage ich panisch. Sofort sehe ich an mir runter. Ich habe andere Klamotten an. Normale Klamotten.

,,Keine Panik Miss, Sie sind in Ihrem neuen Zuhause. Mr. Jones wird sich um Ihr Wohlergehen kümmern. Sobald Sie etwas brauchen, sollen sie nicht zögern und ihm darum bitten.", sagt die rothaarige Frau mit strengem Dutt.

,,Das...! Das kann er nicht machen! Was soll ich denn...?", ich breche ab.
,,W-Wo genau bin ich? Etwa immer noch in Italien?", frage ich mit zitternder Stimme.

,,Nein Miss. Sie sind in Irland.", sagt sie freundlich.

,,Was?!", schreie ich.
,,A-Aber wieso?! Was denkt der Typ sich eigentlich?!", brülle ich wütend und will aufstehen.

,,Warten Sie Miss!", sagt die Frau und drückt mich zurück in das Bett.
,,Sie haben hohes Fieber, Sie dürfen sich nicht überanstrengen!"

,,Lass mich los!", rufe ich und reiße mich von ihrem Griff los. Ich stürme aus dem Raum und laufe instinktiv die Holztreppe herunter.

Das kann er nicht machen!!! Soll ich etwa den Rest meines Lebens unter einem fremden Dach verbringen?! Nur weil mir keiner vernünftig zuhört?!

Ich stürme zur Eingangstür und versuche sie zu öffnen. Verschlossen. Das kann nicht wahr sein. Nicht schon wieder...!

Schreiend breche ich zusammen.
,,LASS MICH RAUS!!!", brülle ich mit ganzer Kehle. Ich brülle diesen Satz immer wieder. Immer wieder.

Die Frau kommt nach unten gerannt und versucht mich zu beruhigen, aber ich schlage ihre Hand weg und rüttle wie verrückt an der Tür. Brülle.
,,LASS MICH RAUS!!!"

Die Frau hat Angst, sie atmet ganz hektisch. Ich hasse alles und jeden. Ich hasse die ganze Welt. Alles stellt sich gegen mich. Jeder tut was er kann, um mir zu schaden. Aber nicht mehr.

Entweder ich komme hier raus oder ich bringe mich um! Ich mache diese verdammte Scheiße nicht mehr mit. Ich lasse mich nicht mehr einsperren!!!

Ich renne durch das große Haus. Nehme Vasen, irgendwelche Dekorationen, einfach alles, was ich finde und schmeiße es gegen die Wände, auf den Boden, gegen die Fenster. Ich habe jede Vernunft verloren.

Ich bekomme nur vage mit, wie irgendwelche Sicherheitsleute in das Haus stürmen und mich mit aller Kraft versuchen aufzuhalten. Ich reiße mich los, renne in einen Raum. Eine Küche.

Ich nehme mir das große Messer, welches an der Wand hängt und halte es mir an meinen Hals. Ich zittere am ganzen Körper. Adrenalin pumpt mir durch die Venen.

,,LASST MICH RAUS ODER ICH SCHWÖRE ICH SCHLITZE MIR DIE KEHLE AUF!!!", brülle ich wie eine wahnsinnige.

Der eine scheint mir nicht zu glauben und kommt auf mich zu. Ohne zu überlegen schneide ich mir in die Haut. Ich blute.
,,Ich mache keine Scherze...", hauche ich leise und drücke fester zu.

,,Okay, okay! Bleiben Sie ruhig Miss!", sagt er jetzt und weicht zurück.

,,Ruft sofort...", ich überlege.
,,Ruft sofort Darrow an!!!"

Die zwei Männer sehen sich überrascht  an. Sie zögern.
,,A-Aber Miss, wir haben nicht die Nummer von Mr. Harsen...!", versucht er mich zu überzeugen.

,,DANN BESORG' SIE!!", brülle ich und drücke fester. Noch mehr Blut.

,,Okay! Jetzt hören Sie auf!", sagt der andere. Er tippt auf seinem Handy.

,,Wehe du versuchst etwas! Wenn ich tot bin, dann seid ihr es auch!", zische ich zornig.

,,Ich versuche nichts! Versprochen!", sagt der Mann aufgeregt. Er hält sich das Handy an sein Ohr. Er telefoniert mit jemandem, aber es ist nicht Darrow.
,,Jetzt gib' mir einfach seine Scheiss Nummer! Es ist ein Notfall!", brüllt er in den Hörer. Er tippt die Nummer in sein Handy und legt dann auf.
,,Ich habe Mr. Harsens Nummer...! Ich rufe an, okay?", sagt er vorsichtig.

,,Mach es laut!", brülle ich. Mir wird langsam schwindelig. Er drückt auf Lautsprecher.

Ich warte ungeduldig, dass er endlich ran geht. Mailbox.

Wieso geht er nicht ran?!

,,Ruf an bis er ran geht!!!", sage ich panisch. Er tut was ich sage. Schon wieder Mailbox. Ich weine.
,,Ruf wieder an...!", sage ich mit brüchiger Stimme.

,,Miss-"

,,RUF AN!!!", brülle ich. Er tut es. Es piept immer wieder. Mein Herz klopft wie verrückt.

Wenn er jetzt nicht ran geht, dann ist alles vorbei. Dann schwöre ich, ich bringe mich einfach um...!

Diese Qualen kann ich nicht mehr ertragen. Ich kann es einfach nicht mehr. Ich bin nur wegen einem Fehler in Irland gelandet, habe meine Jungfräulichkeit an einem Rachsüchtigen perversen verloren, wurde im Untergrund zu Prostituierten gesteckt und zutiefst gedemütigt. Ich habe eine tote Frau gesehen und beinahe auch ihr kleines Baby sterben sehen. Ich wurde betäubt, geschlagen, habe versucht jemanden umzubringen, habe versucht mich selbst umzubringen. Und ich bin immer wieder gescheitert. Bin in allem gescheitert. Habe jedes mal verloren, habe immer falsch gehandelt. Immer falsch. Jedes mal.

Nur noch drei weitere Geräusche, bis die Mailbox erklingt. Alles ist still.

Es piept einmal. Er nimmt nicht ab.

Ein weiteres mal. Schon wieder nichts.

Ich atme tief durch und drücke die Klinge fester an mein Hals. Spüre, wie das kalte Metall langsam und sauber durch meine Haut schneidet. Spüre, wie meine Pulsader darunter pulsiert. Wie ich dem Tod immer näher komme.

Ein drittes mal. Niemand nimmt ab.

Ich atme tief durch. Schließe die Augen.
Es ist vorbei.

,,WAS IST?!"